Gedicht zur eintausendsten Konstruktionsänderung des HS-30, 1960
Inv. Nr.: Ü 667
„Schön ist es, immer ändern zu dürfen, man ändert bei den Vorentwürfen, doch ändert man auch nach Belieben, was fertig ist und unterschrieben.“
Dieses Gedicht haben Mitarbeiter der Firma Hanomag (Hannoversche Maschinenbau-Aktien-Gesellschaft) zur eintausendsten Konstruktionsänderung des Schützenpanzers HS 30 im März 1960 erstellt. Darin kommentieren sie ironisch die ständigen Mängel und damit einhergehenden Änderungen des HS 30.
Die Schweizer Firma Hispano-Suiza erhielt 1956 den Auftrag, den ersten Schützenpanzer für die Bundeswehr zu bauen. Sie holte die Firma Hanomag zusammen mit Henschel und der britischen Firma BMARC mit ins Boot. Die Firma Hanomag wurde 1871 gegründet und stellte Lokomotiven, PKW, LKW, Traktoren her, war aber im Zweiten Weltkrieg auch an dem Bau von Kanonen, Schützenpanzern und Panzern beteiligt. Im Gegensatz zu Hispano-Suiza besaß Hanomag somit bereits viel Erfahrung in der Herstellung von gepanzerten Kettenfahrzeugen, auch wenn in der Zeit seit dem Weltkrieg viele Fachleute ausgeschieden waren.
Aufgrund der zahlreichen Mängel des Entwurfs mussten die Produktionsfirmen Hanomag und Henschel noch zusätzlich Entwicklungsarbeit leisten. Doch auch nach Überarbeitung wies das Fahrzeug in der Praxis diverse Probleme auf. So blockierten beispielsweise Kraftstofftanks und Batterien die Heckluke, weshalb die Soldaten im Manöver über die Bordwand hinweg absitzen mussten. Hierbei waren sie nicht nur ungeschützt gegen gegnerisches Feuer, sondern konnten sich auch beim Sprung verletzen oder an der Bordwand und den Ketten hängenbleiben.
Von den ursprünglich bestellten 10.680 Stück wurden letztlich nur 2.176 ausgeliefert. Dies deckte den Bedarf bei den Panzergrenadierbataillonen nicht, weshalb bei der Ausbildung auf Schützenpanzer-Attrappen zurückgegriffen werden musste. Schnell wurde daher an dem Nachfolgemodell „Marder“ gearbeitet, der jedoch nicht so überstürzt wie sein Vorgänger, sondern erst nach über 10 Jahren Entwicklung im Jahr 1971 ausgeliefert wurde. Die übereilte Vergabe und Serienproduktion des HS-30 zog einen Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestages nach sich.
Literatur:
Bericht zum Untersuchungsausschuss des HS 30-Skandal: https://dserver.bundestag.de/btd/05/045/0504527.pdf
Hammerich, Helmut R.: Kommiss kommt von Kompromiss. Das Heer der Bundeswehr zwischen Wehrmacht und US-Army (1950 bis 1970), in: Hammerich, Helmut R. u.a.: Das Heer 1950 bis 1970. Konzeption, Organisation, Aufstellung, München 2006.
Köhler, Frank: Schützenpanzer – Vom Auto Union „Kätzchen“ zum SPz neu, Uelzen 2018.
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