Samstag, 04.05.2024 im Panzermuseum:

Tag der offenen Luke UND Panzer des Monats

Tag der offenen Luke: An diesem Tag öffnen die ehrenamtlichen Hobbykommandanten ausgewählte Fahrzeuge. So können unsere Besucher:innen einen seltenen Blick in und auf die Fahrzeuge werfen, der sonst aus konservatorischen Gründen verwehrt bleiben muss. Bitte beachten Sie, dass die Auswahl der Fahrzeuge sich noch kurzfristig ändern kann. Vsl. geöffnete Fahrzeuge: ausgewählte Fahrzeuge aus den Bereichen Leopard, Flugabwehr, Artillerie- und Pionierfahrzeuge

Panzer des Monats: In einem gesicherten Bereich werden die Motoren der Exponate gestartet. Je nach Zustand des Fahrzeugs sind auch kurze Vorführungen möglich.

Vsl. fahrende Fahrzeuge: Marder

FÜR DIESE VERANSTALTUNG MUSS KEIN GESONDERTES TICKET ERWORBEN WERDEN.

Objekt des Monats 04/2024

Objekt des Monats 04/2024

Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum. Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten.

Brettspiel „Fulda Gap“, 1977

Inv. Nr.: DPM 7.450

Der US-amerikanische Spielehersteller „Simulations Publications Inc.“ (SPI) brachte im Jahr 1977 mit dem Brettspiel „Fulda Gap – The First Battle of the Next War“ ein Kriegsspiel heraus, welches in der Gegenwart angesiedelt war. „Fulda Gap“ bezeichnet die relativ flache Landschaft um die Stadt Fulda in Hessen, die einen Korridor durch die umgebenden Mittelgebirge bildet. In den damaligen Verteidigungsplanungen der NATO wurde ein Schwerpunkt eines etwaigen Angriffes des Warschauer Paktes über diesen Korridor erwartet. Konventionelle Kräfte hätten dort schnell in das Gebiet der BRD vordringen, Westdeutschland in der Mitte teilen und die NATO-Basen vor allem im Süden des Bundesgebietes erreichen können. Im „Fulda Gap“ hätte im Falle einer Eskalation des Ost-West-Konfliktes somit, wie im Titel des Spiels, „die erste Schlacht des nächsten Krieges“ stattfinden können.

Dieses Szenario können zwei Spieler:innen auf einem in Hexagonen eingeteilten Spielbrett mit zwei Würfeln und  Papp-Plättchen (sogenannten Countern), die militärische Einheiten darstellen, durchspielen. Das Spiel gehört damit in das Genre der Konfliktsimulationen. Das Brett unterteilt sich grob in Wälder und Ebenen, die mit Flussarmen durchzogen sind, zudem befinden sich zivile Ballungszentren wie Frankfurt am Main, Mainz und Worms auf der Karte. SPI wollte das gesamte Spektrum des Waffenarsenals der NATO- und Warschauer-Pakt-Staaten spielbar machen und basierte seine Daten auf Handbüchern wie dem „Taschenbuch der Landstreitkräfte“, die aufgrund der damaligen begrenzten Quellenlage zu den Armeen des Warschauer Paktes nur Annäherungen waren.

Neben konventionellen Kräften wie Panzern und Artillerie empfiehlt das Regelwerk den Spieler:innen, auch atomare, biologische und chemische Waffen einzusetzen. Um die Regeln für den Nuklearkrieg zu entwerfen, arbeitete SPI mit öffentlich zugänglichen Analysen zu den Effekten von Nuklearwaffen und befragte einen Experten zu den Auswirkungen radioaktiver Strahlung. Die langfristige Kontamination durch nukleare Sprengkörper und die Eskalationsgefahr ihres Einsatzes zu einem globalen Nuklearkrieg wurden im Spiel jedoch nicht thematisiert. Im Spiel bewirkt die Höhe der Kontamination einer Landschaft durch eine ABC-Waffe lediglich, dass die dort eingesetzten Truppen mehr „Bewegungspunkte“ verbrauchen müssen, um dieses Gebiet zu verlassen und bei jeder Runde neu „angegriffen“ werden, bis die Kontamination weggewürfelt wird. Der Einsatz von Atomwaffen wurde damit in ein beherrschbares Regelwerk eingebunden.

Auch außerhalb von US-amerikanischen Wohnzimmern fand das Spiel Beachtung: So soll es das US-Militär für Planspiele genutzt haben und auch die zu dieser Zeit aufstrebende deutsche Friedensbewegung wurde darauf aufmerksam. Als SPI „Fulda Gap“ bei der Spielwarenmesse in Nürnberg im Jahr 1982 vorstellte, gab es Proteste. Zuvor war das Spiel nur auf US-amerikanischen Stützpunkten erwerbbar gewesen. Kritiker:innen sahen in „Fulda Gap“ die Verharmlosung der damals drohenden Atomeskalation, die nicht wie ein Spiel „gewonnen“ werden könne, da das spielerische Ergebnis der „Verteidigung“ in der Realität eine völlige Zerstörung der Region bedeutet hätte. Das Spiel traf einen Nerv, da weder das Regelwerk des Spiels noch die tatsächlichen Verteidigungsplanungen der NATO nach Ansicht der Kritiker:innen die Auswirkungen der Kampfhandlungen auf die deutsche Bevölkerung berücksichtigten und in einem bizarren Gegensatz zu dem Anspruch des Spiels stand, eine „enjoyable experience“ („unterhaltsame Erfahrung“) zu sein.

Literatur:

Seipp, Adam R.: Fulda Gap: A board game, West German society, and a battle that never happened, 1975–85, in: War & Society, 2022.

Schregel, Susanne: Der Atomkrieg vor der Wohnungstür – Eine Politikgeschichte der neuen Friedensbewegung in der Bundesrepublik 1970-1985, Frankfurt a. M./New York 2010.

Krüger, Dieter / Hoffenaar, Jan: Blueprints for Battle – Planning for War in Central Europe, 1948-1968, Kentucky 2012.

Löffler, Niklas / Högg, Bastian: Fulda Gap – The First Battle of the Next War. Der atomare Vernichtungskrieg in den Händen der Friedensbewegung, veröffentlicht auf: zeitgeschichte / online, 20.12.2017, abrufbar: https://zeitgeschichte-online.de/themen/fulda-gap-first-battle-next-war (14.03.2024)

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