Objekt des Monats 05/2021

Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum.
Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten

Der Comic “Tank Girl”

Inv. Nr.: DPM 6.2050

Tank Girl – Mädchen und Frauen, die sich für Panzer interessieren, haben diesen Namen schon häufig gehört. Es ist der Titel einer britischen Comic-Reihe von Jamie Hewlett und Alan Martin, die 1988 im Underground-Comicmagazin Deadline begann. Die meisten Deutschen kennen die Figur erst durch die Verfilmung von Rachel Talalay im Jahr 1995, im selben Jahr erschien eine deutsche Version des Comics bei Feest Comics.

Der Comic „Tank Girl“ spielt im postapokalyptischen Australien im Jahr 2033, in welchem die Hauptfigur und „Tank Girl“ Rebecca Buck mit Booga, einem Känguru-Mutanten, bizarre Abenteuer erlebt. Ihnen dient ein Panzer als Zuhause, Gefährt und Waffe. Manchmal wirkt er jedoch auch belebt mit hundeartigen Eigenschaften. Der Panzer wird als MK II bezeichnet, ist jedoch nur lose von realen Panzern inspiriert und sein Design ändert sich im Laufe der Serie. Der von der Punk-Bewegung inspirierte Zeichenstil wird auch in der anarchistischen Erzählstruktur deutlich, die zum Teil keine abgeschlossene Handlung, sondern nur Erzählfragmente beinhaltet.

Ende des 20. Jahrhunderts waren post-apokalyptische Settings in Mode und unzählige Werke beschäftigen sich mit der Zukunftsvision einer Welt nach dem Jahr 2000. Die Filme dominierten männliche Helden wie in Mad Max, doch es gab auch Actionheldinnen wie Sarah Connor in Terminator (ab 1984). Das Medium Comic bietet jedoch – anders als der Film – unkonventionellere und von der realen Machbarkeit der Bilder losgelöste Ansätze. Tank Girl musste als Hauptfigur eines Underground-Comics keinen Massengeschmack bedienen und scheint sich von jeglichen gesellschaftlichen Normen losgelöst zu haben.

Die Comics strotzen vor Sex und Gewalt und Tank Girls Lust an beidem bringt sie häufig in Schwierigkeiten – sie gehört aber auch zu ihren Stärken, mit denen sie sich in dieser postapokalyptischen Welt durchsetzt. Ihre hypersexualisierte Darstellung wird davon gebrochen, dass ihr Aussehen und Verhalten gängigen Schönheitsnormen zur Entstehungszeit des Comics widerspricht: Mit rasiertem Kopf, Punk-Outfits und vulgärer Sprache verkörpert sie die Rebellin der 1990er Jahre und traf in Großbritannien damit den Zeitgeist.

Tank Girl wuchs in ihrer Popularität als Figur über die Comics hinaus und wurde zu einem Symbol des Protests: Von ihr gab es zum Beispiel ein T-Shirt-Motiv bei Demonstrationen gegen den „Clause 28“ von Margarete Thatcher im Jahr 1988, welcher die positive öffentliche Darstellung von Homosexualität verbot. Die breite Öffentlichkeit erreichte die Tank-Girl-Ästhetik als Marken wie Wrangler und Vivienne Westwood sie für ihre Image-Kampagnen als „rebellische“ Mode nutzten, eine Popularisierung, die mit der Verfilmung 1995 ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte.

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