Objekt des Monats 10/2019
Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum.
Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten
Feldbluse der Bundeswehr aus dem Afghanistan-Einsatz
Inventarnummer: DPM 1.901
Eine Uniform ist mehr als nur Bekleidung. Sie leistet auch einen Beitrag zum Schutz der Soldatinnen und Soldaten. Ein Faktor ist hierbei die Tarnfähigkeit. Für Einsatzländer mit einem wärmeren und trockeneren Klima als Mitteleuropa führte die Bundeswehr eine leichtere Version der Feldbluse in Tropentarn ein. Dieses Muster für Wüstengebiete orientiert sich am regulären Drei-Farben-Tarndruck, besteht jedoch aus braunen und grünen Mustern auf sandfarbenem Grund.
Diese Feldbluse wurde 2014 im Afghanistan-Einsatz getragen. Der Einsatz der Bundeswehr im Land am Hindukusch als Teil der „International Security Assistance Force“ (ISAF) war der erste über mehrere Jahre andauernde Kampfeinsatz der Bundeswehr in ihrer Geschichte. Seit 2002 nahm die Bundeswehr an der Mission teil, ab dem Jahr 2008 entwickelte sich der Stabilisierungseinsatz zu einem Kampfeinsatz. Deutsche Soldatinnen und Soldaten wurden zunehmend Teil kriegerischer Auseinandersetzungen und Ziel von Anschlägen. In bisher keinem anderen Einsatz starben mehr Bundeswehrsoldaten.
Oft zeigt sich erst im konkreten Einsatz, ob ein Bekleidungsstück Verbesserungen benötigt. Daher nehmen Soldatinnen und Soldaten im Einsatz häufig Änderungen an der Uniform vor. Diese können dazu dienen, die Funktionalität der Uniform oder Ausrüstungsteile zu verbessern oder sie zu individualisieren. Ein ortsansässiger Schneider ersetzte an dieser Feldbluse alle Druckknöpfe gegen Klettverschlüsse und ergänzte Taschen an den Ärmeln. Ihr Träger ließ diese Änderungen vornehmen, da er im Rahmen seiner Tätigkeit eines Transportzuges häufig eine schusssichere Weste tragen musste. Die Taschen unterhalb der Weste konnten nicht genutzt werden und Knöpfe wurden als unangenehm empfunden. Zudem befürchtete er, dass sich alle harten Materialien unterhalb der Weste in den Körper bohren könnten, sollte er durch eine Sprengfalle oder einen Selbstmordattentäter angesprengt werden. Diese Sorge war nicht unbegründet. Bis zum Ende der ISAF-Mission starben 22 deutsche Soldaten durch Sprengfallen und Selbstmordattentäter.
Diese Bedürfnisse an die Uniform im Einsatz setzte die Bundeswehr im Combat-Shirt um, welches im Brustbereich keinerlei Knöpfe mehr aufweist sowie größere Ärmeltaschen hat. Trotz Ende der ISAF-Mission im Dezember 2014 bereitet sich die Bundeswehr mit ihrer Ausrüstung auf weitere, möglicherweise wieder langandauernde Einsätze vor, die Gefechte mit einschließen können.