Objekt des Monats 07/2017

Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum.
Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten.

Max und Moritz im Felde – Eine lustige Soldatengeschichte, Verlag Otto Schloß, Berlin 1915.
Inventarnummer:
DPM 6.13

Mit diesem Max und Moritz-Bildband fand der Erste Weltkrieg 1915 auch Einzug in deutsche Kinderzimmer. Dass die Figuren als Helden für diesen Band gewählt wurden, lag vor allem an ihrer Popularität. Wilhelm Buschs erste Max und Moritz-Geschichte wurde 1865 wegen ihres beißenden Humors und ihrer Brutalität abgelehnt, da sie zu unverblümt dem biederen Bürgertum den Spiegel vorhielt. Sieben Jahre nach seinem Tod erschien „Eine lustige Soldatengeschichte“, welche zwar die Figuren und den derben Humor, jedoch nicht mehr die Gesellschaftskritik von Wilhelm Busch enthielt. Max und Moritz traten in den Militärdienst und damit ganz in den Dienst der Kriegspropaganda.

Die beiden Figuren melden sich hierin freiwillig zum Militärdienst und durchlaufen alle bekannten Bereiche dieses Krieges, vom Schützengraben bis in ein U-Boot, von der West- bis Ostfront. Neben einen Einblick in das militärische Leben greift das Kinderbuch auch bekannte Stereotype auf, so gibt es in Frankreich gutes Essen und schöne Frauen, während in Russland die Menschen als primitiv und unkultiviert dargestellt werden:

„Wer aus reiner Winterluft
Kommt mal plötzlich in den Duft,
Der im Russenbauernhaus,
Dem geht leicht die Puste aus.
Solch Geruch ist ganz unsäglich,
Und man fragt sich „Wie ist´s möglich?“
[…]
Hier sollt´ Max und Moritz bleiben,
Stießen gleich sich in die Seiten:
‚Riecht das hier nach armen Leuten.’“

Überraschend ist auch die Schonungslosigkeit, mit welcher der Kriegsalltag angesprochen wird. So geht es auffallend oft um die unzureichenden Mahlzeiten im Militär und um den Diebstahl von Lebensmitteln aus der Zivilbevölkerung, welche jedoch selbst an Hunger leidet:

„Manchmal soll´s im Lagerleben
Sehr spät Mittagessen geben,
Und nach einer dunklen Sage
Manchmal erst am nächsten Tage.
[…]
Willst Du sogar bar berappen,
Ach, solch guten Happen-Pappen,
Kriegst Du nicht für schweres Geld,
Weil´s den Leuten selber fehlt.“

Max und Moritz befinden sich im Laufe der Geschichte immer wieder in lebensbedrohliche Situationen: Sie ertrinken, erfrieren und verhungern beinahe, geraten in Gefangenschaft und sollen gehängt werden oder bringen sich durch ihre Streiche selbst in Gefahr. Doch auch das Schicksal der Gegner wird angesprochen:

„Schon im nächsten Augenblick
Haben sie ihn [den Franzosen] beim Genick,
Und was dann mit ihm geschehn,
Wolln wir nicht im Bilde sehn.“

Mit diesem Bildband sollte die Kriegspropaganda auch den Kleinsten nähergebracht werden. Soldatenalltag und Kriegsgeschehen werden hier zwar als gefährlich dargestellt, jedoch letztlich nur als ein großes Abenteuer, an dessen Ende man wieder nach Hause kommt. Für viele Väter der Kinder ging die Soldatengeschichte jedoch nicht so glücklich aus.

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