Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum.
Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten.

Kinderbuch „Mein Papa ist Soldat“
Inventarnummer: Ü 35 / DPM 6.1411

Der Vater der Hauptfigur Fabian ist Soldat. Er war bereits im Auslandseinsatz im Kosovo und geht nun nach Afghanistan. Die Familie verbringt sehr viel Zeit miteinander und erzählt sich, was sie alles noch zusammen machen wollen, wenn der Papa wieder da ist. Der Vater schenkt Fabian ein Maßband, welches er jeden Tag um ein Stück kürzen soll bis er wieder da ist. Nach seiner Abreise wird der Familienalltag ohne den Vater geschildert. Am Ende des Buches kommt der Vater aus dem Auslandseinsatz zurück und die Familie kann das Weihnachtsfest zusammen begehen.

Dieses Kinderbuch zeigt ein wichtiges Thema. Mit den Auslandseinsätzen der Bundeswehr seit Beginn der 1990er Jahre beteiligen sich deutsche Soldaten und Soldatinnen an kriegerischen und kriegsähnlichen Konflikten und lassen ihre Familien oft mehrere Monate allein Zuhause. Die Vermittlung an die Kinder, wieso der Vater oder die Mutter für eine lange Zeit weg sind, ist für die Familien eine besondere Herausforderung. Neben den Belastungen durch Versetzungen und Pendelfahrten werden auch Einsätze als ein Grund für eine erhöhte Scheidungsrate im Soldatenberuf angesehen. Die Familienbetreuungsorganisation der Bundeswehr betreut Familien und SoldatInnen vor, während und nach dem Einsatz. Daneben existieren viele inoffizielle Ratgeber und Selbsthilfebücher für Bundeswehrfamilien und -partnerschaften.

Das Kinderbuch ‚Mein Papa ist Soldat‘ wurde von zwei ehemaligen Bundeswehrsoldaten verfasst, welche selbst im Auslandseinsatz waren. Sie kennen daher die Belastungen, die ein solcher Einsatz für die Familie mit sich bringt. Im Buch versuchen sie für Kinder verständlich zu erklären, was der Vater im Einsatz macht. Papa Sven ist Bautechniker und hilft, in Afghanistan Krankenhäuser und Schulen zu bauen. Die Besonderheiten des Soldatenberufes werden jedoch nicht deutlich, Sven könnte ebenso bei einer Entwicklungshilfeorganisation arbeiten. Der Soldatenberuf wird auf den humanitären Teil des Einsatzes reduziert: „Soldaten aus der ganzen Welt helfen den Menschen im Kosovo, um wieder friedlich miteinander leben zu können.“ oder „Die Familien dort sind […] viel ärmer und können ohne unsere Unterstützung kein normales Leben mehr führen.“

Der Protagonist Fabian ist 7 Jahre alt. Es ist pädagogisch richtig und sinnvoll, dass man bei Inhalten für Kinder vom Exemplarischen ausgeht. Allerdings ist das Kinderbuch gespickt von Verallgemeinerungen, Stereotypen und Klischees. Der Zusammenhang des Soldatenberufes mit Krieg und Kampf dürfte auch Kindern im Grundschulalter bekannt sein. Diese Themen finden sie jedoch in diesem Buch nicht wieder. Es scheint daher nicht geeignet zu sein, um das Kind über den Soldatenberuf aufzuklären oder um Fragen der Kinder nach der Tätigkeit eines Familienmitgliedes angemessen auffangen zu können. Es zeigt eher den idealen Alltag einer Familie, in welcher der Vater Soldat ist. Das Kinderbuch scheint jedoch seit seiner Erscheinung 2008 einige Verbreitung gefunden zu haben. Die Pressekonferenz zur Buchvorstellung übernahm Monika Brüning der CDU/CSU-Fraktion des Bundestages. Das Buch soll nicht nur bei den ‚Marketender‘-Läden der Bundeswehrfeldlager in den Einsatzländern erhältlich, sondern auch in Familienbetreuungszentren der Bundeswehr sowie Schulen verteilt worden sein.

Dieses ‚Objekt des Monats‘ wurde mithilfe unseres Praktikanten Jörn Menzel angefertigt, welcher in Greifswald Geschichte auf Lehramt studiert.

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