Objekt des Monats 02/2020

Objekt des Monats 02/2020

Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum.
Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten

Heft „Verhalten des Soldaten im Atomkrieg“, ca. 1950er-1960er Jahre

Inv. Nr.: Ü 136

„Es hängt von Dir ab, ob Du überlebst!“

Zu Beginn des Kalten Krieges war der Atombombenabwurf von Hiroshima und Nagasaki nur wenige Jahre her. Militärexperten diskutierten, ob der Einsatz von Atomwaffen die konventionelle Kriegführung lediglich erweiterte oder eine völlig neue Art des Krieges bedeutete. Für die Menschen in der Bundesrepublik und in der DDR, auf deren Gebiet die Atomschläge hauptsächlich durchgeführt worden wären, erhielt die Frage, wie der oder die einzelne während des Atomkrieges überleben konnte, höchste Priorität. Sowohl der Zivilschutz als auch die Bundeswehr beschäftigten sich mit der Frage, was im Vorfeld, aber auch im Moment einer Atomexplosion und danach noch zum persönlichen Schutz getan werden konnte.

Im Band 21 der ‚Kleinen Bibliothek des Soldaten‘ wird das ‚Verhalten des Soldaten im Atomkrieg‘ behandelt. Es basiert auf der Zentralen Dienstvorschrift ZDv 3/3 von 1956. Um den Soldaten den Zugang zu den Inhalten der Vorschriften zu erleichtern, wurden deren wichtigste Aussagen häufig in kleineren Publikationen zusammengefasst. Diese Aufgabe, wichtige Inhalte ‚am Mann‘ zu haben, übernimmt heutzutage die Taschenkarte der Bundeswehr, welche buchstäblich in der Beintasche immer mitgeführt werden kann.

Aufgrund der akuten Bedrohung durch einen Atomkrieg konnten diese Kenntnisse nicht nur der spezialisierten ABC-Truppe oder Soldaten in Grenznähe überlassen werden: „Es gibt keine Unterscheidung mehr zwischen Front, Etappe und Heimatkriegsgebiet!“ Das Heft richtete sich demnach an alle Soldaten: „Das Verhalten gegen Atomsprengkörper darf deshalb keine Sonderausbildung sein, wie andere Spezialzweige der verschiedenen Truppengattungen, sondern jede Ausbildung hat immer und überall Schutz gegen Atomeinwirkung in sich einzuschließen.“

Neben dieser offiziellen Ausbildung hatten Soldaten diverse Möglichkeiten, sich über die Folgen eines Atomkrieges zu informieren. In der deutschen Öffentlichkeit wurden die Folgen des US-amerikanischen Atomschlags gegen die japanische Bevölkerung und der Einsatz von Atomwaffen in Europa rege diskutiert. Die direkte Ansprache des Lesers und genaue Verhaltensanweisungen sollten einer Ohnmacht gegenüber der zerstörerischen Wirkung der Atombombe entgegenwirken: „Du weißt also, daß die Wirkung der Atomwaffe furchtbar sein wird – viel größer als alles, was es bisher auf dem Schlachtfeld gegeben hat, und Du weißt ebenso, daß Du eine Chance hast. Es liegt bei Dir, wie groß sie sein wird! Mit diesem Glauben an Dich selbst haben die Atomwaffen einen Teil ihres Schreckens verloren, und zwar den unheimlichsten.“ Die Hauptaufgabe des Soldaten im Atomkrieg sei also die Überwindung der Angst: „Am unheimlichsten sind jedoch die radioaktiven Strahlen, da unser Körper kein Sinnesorgan hat, mit dem er sie wahrnehmen könnte. Wir wissen nur, daß sie da sind, und wir kennen ihre Wirkung auf den menschlichen Körper. Dieser Mangel an Erfahrung, der jedoch gleichzeitig das Wissen um die furchtbare Wirkung einschließt, läßt das fachlich-technische Problem zu einem psychologischen werden.“

„Wir müssen uns und jeden Soldaten dazu erziehen den Willen zu haben, zu überleben! Daß man überleben kann, beweisen Hiroshima und Nagasaki. Die Zahl der dortigen Opfer wäre bei weitem nicht so groß gewesen, wenn die Menschen vom Vorhandensein der A-Bombe gewußt, wenn sie deren Wirkung gekannt und wenn sie sich entsprechend verhalten hätten.“ Folgerichtig wurden im Heft möglichst einfach die Abläufe einer Detonation von Lichtblitz, Druckwelle mit Sogwirkung und Strahlung für die Soldaten erläutert und Gegenmaßnahmen empfohlen. Das Verstehen der genauen Gefahren und Abläufe sollte zu einer Bewältigung der Gefahr beitragen. So stehe die Vorbereitung der Deckung im Vordergrund: „Der moderne Soldat ist entweder in der Deckung, oder er ist mit dem Bau einer Deckung beschäftigt!“ Doch spätestens bei den geschilderten Zeitabläufen dürften die Zeitgenossen an der Wirksamkeit der Verhaltensempfehlungen gezweifelt haben: „Du hast also immerhin drei Zehntelsekunden Zeit, zu reagieren. Damit hat der gut ausgebildete Soldat eine Chance!“

Weitere Objekte des Monats …

Lebensretter?

Neue Sonderausstellung im Panzermuseum: Lebensretter? Der deutsches Stahlhelm im Ersten Weltkrieg

Vom 20. Februar bis zum 01. Dezember wird die kleine Sonderausstellung zu sehen sein. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog in Deutsch und Englisch mit hochwertigen Fotografien der Helme.

Der Eintritt zur Sonderausstellung ist kostenlos.

Mit dem Ersten Weltkrieg kamen die ersten modernen Panzer auf, doch auch die Körperpanzerung der Soldaten erhielt ein ungeahntes Comeback. Die im Grabenkrieg erstarrte Kriegsführung und neuartige Artilleriegeschosse erforderten einen effektiveren Schutz der Soldaten, der nur scheinbar eine Rückkehr zur mittelalterlichen Rüstung darstellte.

Die neue Sonderausstellung im Deutschen Panzermuseum Munster „Lebensretter? Der deutsche Stahlhelm im Ersten Weltkrieg“ gibt ab dem 20.02.2020 auf 25 m² einen Einblick in die Erfindung, Produktion und Einführung des deutschen Stahlhelms im Ersten Weltkrieg und dessen Auswirkungen auf die Menschen. Neben dem ersten deutschen Stahlhelmmodell, seinen Vorläufern und Weiterentwicklungen, werden auch ausgewählte internationale Helme sowie seltene Modelle gezeigt.

„In den vergangenen Jahren waren wir aufgrund des schlechten Klimas in den Ausstellungshallen gezwungen, immer mehr Kleinobjekte aus den Hallen zu entfernen. In der Sonderausstellung können wir nun wieder einige Helme – unter konservatorisch angemessenen Bedingungen – zeigen und sie auch angemessen inhaltlich kontextualisieren“ erklärt die Kuratorin Laura Haendel.

„Zudem gibt uns die Sonderausstellung die Möglichkeit, in kleinerem Rahmen neue Ausstellungstechnik, Präsentationsformen und Prozessabläufe im Team für die geplante Neukonzeption zu testen“ ergänzt Pressesprecherin Julia Engau.

Der Fokus der Ausstellung liegt auf der menschlichen Dimension: Welche Verletzungen erlitten die Soldaten? Vor welche Herausforderungen stellten die Materialschlachten das medizinische Personal? Wer erfand und produzierte den Stahlhelm und wie reagierten die Soldaten darauf, ihre traditionelle Pickelhaube ablegen zu müssen? Ein Blick wird außerdem auf die Symbolkraft des Stahlhelmes über den Ersten Weltkrieg hinaus sowie auf internationale Stahlhelmentwürfe und -exporte geworfen.

Die Ausstellung ist das Produkt der guten Zusammenarbeit des Panzermuseums mit dem Förderverein des Museums. So unterstützte dieser die Sonderausstellung nicht nur finanziell, einzelne Mitglieder halfen auch ehrenamtlich bei der Erfassung der Helme, stellten Leihgaben aus ihrer Privatsammlung zur Verfügung und bereicherten die Ausstellung mit ihrem Spezialwissen.

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