Objekt des Monats 08/2020

Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum.
Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten

Manöverabzeichen ŠTÍT 1984

Inv. Nr.: DPM 3.2550

Das Manöver ŠTÍT (tschechisch für „Schild“) fand im September 1984 auf dem Boden der Tschechoslowakei und der DDR statt. Die Teilnehmer erhielten ein Manöverabzeichen, auf dem alle Flaggen der beteiligten Staaten der Warschauer Vertragsorganisation abgebildet sind: Bulgarien, Ungarn, die DDR, Polen, Rumänien, die Sowjetunion und die Tschechoslowakei. ŠTÍT 1984 war eine groß angelegte Übung, in welcher die Soldaten besonders mobil waren und sich innerhalb kurzer Zeit durch das gesamte Gebiet der Tschechoslowakei bewegten: Die Übung begann im Herzen der Slowakei und endete nah der Grenze der DDR im Westen Tschechiens.

Die NVA der DDR war unter anderem mit Motorisierten Schützendivisionen vertreten, welche zusammen mit der Tschechoslowakischen Volksarmee einen Angriff über die Elbe inklusive der Eroberung von Brückenköpfen übten. Das Manöverabzeichen unserer Sammlung wurde einem Fahrer eines T-55 TK, einem Kran- und Bergepanzer der NVA, verliehen. Das Fahrzeug war regulär nur mit zwei Personen, dem Kommandanten und dem Fahrer besetzt; nur im Kriegsfall sollte ein Mechaniker ergänzt werden. Während der Übung übernahmen sie am Ufer der Elbe die Aufgabe, Panzer, welche die Flussüberquerung nicht schafften und steckenblieben, zu bergen. Der T-55 TK selbst durfte keine Überquerung durchführen, da dies wegen des Kranaufbaus als zu gefährlich erachtet wurde.

Die Großmanöver bildeten in der Regel keine realistischen Einsatzbedingungen ab. Im Falle eines Krieges mit den NATO-Staaten hätte jeder Staat der Warschauer Vertragsorganisation zunächst von seinem eigenen Territorium aus agiert. Eine Durchmischung der Streitkräfte und eine gemeinsame Gefechtsführung der Staaten waren nicht geplant.  Im Gegenteil war sogar geplant, Verbände der Sowjetunion jeweils zwischen den Verbänden der Vertragspartner operieren zu lassen, um eine Kommunikation untereinander zu unterbinden und die Kontrolle über diese sicherzustellen.

Im Vergleich zu den Manövern in den 1960er Jahren, in welchen Operationen gemäß der Offensivdoktrin unter atomaren Bedingungen durchgeführt wurden, lag der Schwerpunkt der Übungen der 1980er Jahre eher darauf, ein koordiniertes Zusammenwirken auf der Organisations- und vor allem Informationsebene zu gewährleisten: Im Atomzeitalter war eine zuverlässige Weiterleitung von Befehlen in kürzester Zeit überlebenswichtig.

Gemeinsame Übungen hatten aber auch immer eine politische Dimension. Nicht nur militärische Abschreckung nach außen, sondern auch das Schaffen eines Gemeinschaftsgefühls im Bündnis gehörte dazu. Die Manöver wurden daher begleitet von diversen Abendveranstaltungen wie Bällen, Konzerten, feierlichen Essen und Truppenparaden. Während in den 1960er Jahren die lokale Bevölkerung in den Rahmenveranstaltungen noch stark eingebunden war und die Soldaten der verbündeten Armeen zum Teil mit Aufmärschen willkommen hießen, schwand das Interesse der Bevölkerung und auch der Presse an den Manövern der 1980er Jahre.

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