Neuigkeiten aus dem Museum – Blogmodul.
- Neue Videoreihe hat begonnen!
In sieben Teilen mit insgesamt 2h Dauer beleuchten wir den Sturmtiger.
- Objekt des Monats 02/2025
Bierkrug der Heereskraftfahrschule Wünsdorf, 1935
Inv. Nr.: DPM 7.508
Dieser Bierkrug wurde Richard Streibel am 14. August 1935 zum Abschluss seiner Ausbildung zum Unteroffizier in Wünsdorf verliehen. Darauf sind zwei gepanzerte Fahrzeuge abgebildet: Ein Sechsrad-Panzerspähwagen und ein Kettenfahrzeug, aus dessen Kanonenrauch sich ein Totenkopf bildet. Die Fahrzeuge tragen noch das RW-Kennzeichen für die Reichswehr. Das Bild umrandet ein Zitat von Adolf Hitler: „Ein Wille muss uns beherrschen, eine Einheit müssen wir bilden.“ Den Deckel des Krugs ziert ein von Eichenlaub umringter und erst kurz zuvor eingeführter Stahlhelm M35 mit NS-Insignien.
Zuvor war Richard Streibel Angehöriger der Kavallerie gewesen, im Reiterregiment 11, welches im Jahr 1934 aufgelöst und dessen Personal auf zwei Schützenregimenter aufgeteilt wurde. Streibel wurde jedoch zur Kraftfahrschule geschickt, machte dort seinen PKW- und Kradführerschein und betreute als Teil der Stabskompanie die Lehrgänge in Wünsdorf organisatorisch. Der Militärstandort Wünsdorf wurde stetig erweitert, neue Kasernengebäude gebaut und im Jahr 1935 zogen ein Panzerregiment, eine Panzerabwehr-Abteilung, die Kraftfahr-Kampftruppenschule und die Versuchsabteilung für Heeresmotorisierung ein. Wünsdorf gilt als ‚Geburtsstätte der Panzerwaffe‘ – die Ausbildungs- und Versuchsabteilungen waren Vorläufer der Panzertruppenschule. Neben den Erprobungsstätten in Kummersdorf und Döbersitz wurde in Wünsdorf hauptsächlich die neue Technik hinsichtlich ihrer Einsatzfähigkeit in der Truppe erprobt sowie Personal ausgebildet. Beispielsweise testete die Heereskraftfahrschule neue Motoren und Gummireifen aus dem Ersatzstoff Buna. Bereits 1938 wurden Panzer und Panzerspähwagen aus Wünsdorf eingesetzt, um im Rahmen der „Sudetenkrise“ Grenzgebiete der Tschechoslowakei zu besetzen.
Ende 1942 wurde Streibel, zuletzt Hauptfeldwebel, zur Begleitung von personeller Verstärkung nach Stalingrad geschickt. Die Rote Armee schloss den Kessel um Stalingrad und Streibel starb dort unter ungeklärten Umständen. Diesen Krug verwahrte seine Familie als Erinnerungsstück an ihn und nahm ihn sogar auf ihrer Flucht aus der DDR im Juli 1956 mit in die BRD.
Literatur:
Pöhlmann, Markus: Der Panzer und die Mechanisierung des Krieges – Eine deutsche Geschichte 1890 bis 1945, Paderborn 2016.
Kampe, Hans Georg: Wünsdorf – Geburts- und Entwicklungsstätte der deutschen Panzertruppen, Berlin 1997.
Kaiser, Gerhard: Vom Sperrgebiet zur Waldstadt – Die Geschichte der geheimen Kommandozentralen in Wünsdorf und Umgebung, Berlin 2010.
Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum. Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten. Weitere Objekte des Monats …
- Zum Gedenken an die Befreiung von Auschwitz
MÜSSEN DIE JUDEN JETZT WIRKLICH AUCH NOCH IM PANZERMUSEUM VORKOMMEN? BERGEN-BELSEN IST DOCH GAR NICHT WEIT, DAS REICHT DOCH.
Das ist (paraphrasiert) der Kernsatz eines Briefes, den wir Mitte der 2010er erhalten haben. Der Besucher beschwerte sich wortreich darüber, dass in einer anderthalbstündigen Führung durch hundert Jahre Panzerei auch bei einem von ca. 25 Stopps durch die Führung die Zusammenhänge zwischen Panzerwaffe, Vernichtungskrieg, Shoa und Vernichtung durch Arbeit thematisiert wurden. Er wolle doch nur einfach die Panzertechnik sehen und hören und diesen Schuldunsinn brauche man doch wirklich nicht im Panzermuseum; das verdürbe doch nur den Spaß – und schließlich habe man „das Thema Juden ja überall zur Genüge“.
Ich möchte den heutigen 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz dazu nutzen, im Namen des Panzermuseums einmal mehr zu betonen, dass die Themen Vernichtungskrieg, Shoa und Vernichtung durch Arbeit unzweifelhaft in das Deutsche Panzermuseum gehören und fester Bestandteil unserer Vermittlung sind und bleiben werden. Diese Überzeugung werden wir mit Selbstbewusstsein und Rückgrat auch gegen (bereits angekündigte) politische Übergriffe in unsere Vermittlung verteidigen.
Diese Themen werden dabei nie einen quantitativen Schwerpunkt ausmachen; sie werden stets nur einen kleinen Teil einer Führung oder der Ausstellung ausmachen. Wir sind weder Gedenkstätte noch Mahnmal, sind kein historischer Ort und haben das Thema auch nicht als zentrales Thema. Wir bilden diese Themen nur insoweit ab, wie sie mit unserem Hausthema, der deutschen Panzerei, im Zusammenhang stehen.
Und das tun sie natürlich in mehrfacher Hinsicht: Das konkreteste Beispiel ist dabei das Lager Auschwitz III Monowitz, das vor 80 Jahren befreit wurde. Diese Lager war das einzige von einer Firma errichtete KZ und es diente einem wirtschaftlichen Zweck: Der künstlichen Herstellung knapper, aber wichtiger Ressourcen, unter anderem auch Buna. Dieser synthetische Kautschuk ist verwendet worden, um die Laufrollen deutscher Panzer zu ummanteln und hier haben wir die erste Verbindung zu den Panzern. Eine andere ist der Einsatz von Zwangs- und Sklavenarbeitern zur Gewinnung von Ressourcen zum Bau von Panzerteilen, zu deren Herstellung oder zu deren Montage. Der die industrie- und wirtschaftshistorische Seite der deutschen Panzerei ist also eng verknüpft mit dem zigtausendfachen Tod in der „Vernichtung durch Arbeit“.
Gleichzeitig sind die Panzer auch Werkzeuge des Vernichtungskrieges gewesen – wenn betont wird, dass die deutsche Panzerwaffe die Speerspitze der deutschen Feldzüge und Grundlage für deren Erfolge war, dann muss auch betrachtet werden, in welchen Zusammenhängen diese Erfolge errungen wurden. Die Panzerverbände haben in manchen Bereichen mehr, in manchen weniger mit Verbrechen der Wehrmacht zu tun gehabt: Bei den Massenerschießungen hinter der Front waren Soldaten und Gerät der Panzerdivisionen praktisch kaum im Einsatz, weil sie als operative Speerspitze am vordersten Rand voll ausgelastet waren. Der Kommissarbefehl hingegen wurde gerade in diesem Bereich allerdings besonders oft umgesetzt – hier wiederum sind die Panzerverbände überrepräsentiert. Paradoxerweise sind gerade alte Panzer, teils noch Modelle aus dem Ersten Weltkrieg, dann wieder überpräsent, wenn es um den Partisanenkrieg in den Räumen hinter der Ostfront geht, da hier zumeist ältere Soldaten mit nicht mehr fronttauglichen Panzern riesige Räume beherrschen sollten. In der blutigen Eskalationsspirale dieses Gewaltraumes waren die Panzer Werkzeuge in „schärfsten Strafaktionen“, die nicht selten zu unterschiedslosen Massenerschießungen von Zivilisten wurden.
Wir haben Dutzende „Geschichten um die Panzer“ parat, um unsere Führungen und unsere Ausstellung abwechslungsreich und interessant zu gestalten – manche leicht und manchmal sogar lustig, viele düster und schwer auszuhalten. Die Verbindung von deutscher Panzerei und Vernichtungskrieg, Shoa und Vernichtung durch Arbeit gehören dazu wie alle anderen – so simpel ist die Lage.
Aber während wir viele Geschichten auf Grund der Zeit einer Führung oder des Raumes in einer Ausstellung nur selten oder sogar manchmal nie erzählen können, so wird dieser Themenkomplex IMMER einen Platz in unseren Führungen und in unserer Dauerausstellung haben.
Denn auch wenn er aus genannten Gründen QUANTITATIV nie ein Schwerpunkt sein wird, so ist QUALITATIV doch etwas Besonderes. Die deutsche Erinnerungskultur macht die Verantwortung für das Erinnern und Gedenken an diesen Zivilisationsbruch völlig zurecht zu einem ihrer Grundpfeiler. Ob andere Nationen die Genozide und Massenmorde ihrer Geschichte dabei ebenso zentral erinnern, aufarbeiten oder auch nur benennen, ist dabei übrigens völlig irrelevant. Die deutsche Entscheidung, den deutschen Zivilisationsbruch zentral zu erinnern, ist für sich richtig.
Und es geht bei dieser Erinnerungskultur nicht darum, den heute Lebenden die „Schuld am Holocaust“ zuzuweisen. Es geht um das Erinnern, also um die gemeinsame Verantwortung der heute Lebenden, dass das Geschehene nicht vergessen wird und wir und künftige Generationen aus diesem Wissen lernen können.
Dazu können und müssen die verschiedenen Institutionen und Vermittler ihre Teile beitragen – und das DPM trägt eben seinen kleinen Teil bei, indem es den Konnex zwischen Panzerei und Vernichtung wenn auch nur kurz, so doch ständig anspricht.
Für das Deutsche Panzermuseum
Ralf Raths
Wissenschaftlicher Direktor - Es wird kalt im Panzermuseum!
Liebe Leute! Es wird langsam kalt und in den Hallen des Panzermuseums gibt es keine Heizung. Bitte ziehen Sie sich also bei einem Besuch so an, als wenn Sie die gleiche Zeit im Freien verbringen würden.
- Objekt des Monats 01/2025
Computerspiel Battlefield 1, 2016
Inv. Nr.: DPM 7.494
Battlefield 1 ist das fünfzehnte Spiel der Battlefield-Reihe von Electronic Arts, die Nummerierung verweist auf das historische Setting: Den Ersten Weltkrieg. Das Spiel beginnt jedoch anders als seine Vorgänger: Im Prolog von Battlefield 1 ist es für die Spieler:innen unmöglich, ihre Charakter überleben zu lassen – sobald diese getötet wurden, werden deren Namen und Lebensdaten eingeblendet und die Spieler:innen in einen anderen Charakter gespawnt. Diese Abkehr von üblichen Spielmechanismen kann der Sensibilisierung der Spieler:innen für das massenhafte Sterben im Ersten Weltkrieg dienen.
Der Rest des Spiels folgt dem üblichen Spielmechanismus, an der eine Position bis zum Gelingen wiederholt werden kann. Im Multiplayer-Modus können die Spieler:innen zahlreiche Panzer des Ersten Weltkrieges bedienen oder gegen diese kämpfen. In einer der sechs Einzelspieler-Kampagnen liegt der Fokus auf der Panzerbesatzung eines britischen Mark V. In „Through Mud and Blood“ schlüpfen die Spieler:innen in die Rolle eines unerfahrenen Panzerfahrers. Im Verlauf der Geschichte wehrt die Crew diverse Angriffe ab und nimmt schließlich an der zweiten Schlacht um Cambrai im Jahr 1918 teil. Zentrales Thema ist die Unzuverlässigkeit der neuen Panzertechnik, so müssen die Spieler:innen häufig Reparaturen durchführen, in einem Level ist der Panzer gänzlich unbenutzbar.
Computerspiele werden zunehmend zu einem wichtigen Medium der Geschichtsbildung und formen die Vorstellung ihrer Spieler:innen von der Vergangenheit. Battlefield 1 erschien inmitten der Jahre der erhöhten öffentlichen Aufmerksamkeit für den Ersten Weltkrieg, als sich dieser zum 100. Mal jährte. Ein Jahr nach Veröffentlichung besaß es über 21 Millionen registrierte Spieler:innen auf allen Plattformen. Battlefield 1 wurde mit „Erlebe das ganze Ausmaß des Krieges“ beworben. Die Spieler:innen erleben die Geschichte aus der Ego-Perspektive der Charaktere und für das Spieldesign wurde detailreich das Aussehen von Schlachtfeldern, Uniformen und Fahrzeugen nachgestellt. Gemeinsam mit historischen Charakteren und Schlachten sowie komplexem Sounddesign bewirken diese Details bei vielen Spieler:innen den Eindruck, es handle sich um eine ‚realitätsnahen‘ Eindruck des Krieges. Als Unterhaltungsmedium ist es aber natürlich darauf ausgelegt, Spaß zu machen. Trotzdem können Spiele in historischen Settings Einblicke in geschichtliche Zusammenhänge bieten und Motivation wecken, sich mit ihnen näher zu beschäftigen. Viele der Multiplayerkarten von Battlefield 1 stellen Schauplätze des Ersten Weltkrieges dar, die nicht an der in der Erinnerung dominanten Westfront spielen. So gibt es Karten, die in Gallipoli, an der Ostfont oder in Italien verortet sind..
Literatur:
Bender, Steffen: Durch die Augen einfacher Soldaten und namenloser Helden. Weltkriegsshooter als Simulation historischer Kriegserfahrung?, in: Schwarz, Angela (Hg.): „Wollten Sie auch immer schon einmal pestverseuchte Kühe auf Ihre Gegner werfen?“ Eine fachwissenschaftliche Annäherung an Geschichte im Computerspiel, Münster 2010.
Bender, Stuart Marshall: You are not expected to survive: Affective Friction in the Combat Shooter Game Battlefield 1, in: M/C Journal, Vol. 20 No. 1, 2017.
Chapman, Adam: Digital Games as History – How Videogames Represent the Past and Offer Access to Historical Practice, New York 2016.
https://battlefield.fandom.com/wiki/Battlefield_1
Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum. Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten. Weitere Objekte des Monats …