Neuigkeiten aus dem Museum – Blogmodul.
- Objekt des Monats 06/2025
Hohlladungsgranate als Schnittmodell, 1971
Inv. Nr.: LS CACO 1928
Diese Hohlladungsgranate im Kaliber von 105 mm wurde im Jahr 1971 hergestellt und beispielsweise im Leopard 1 verwendet. Gegen gepanzerte Ziele erreicht dieser Munitionstyp seine optimale Wirkung, er kann jedoch auch gegen befestigte Stellungen, Gebäude oder so genannte Weichziele, wie Infanteriesoldaten oder ungepanzerte Fahrzeuge, eingesetzt werden. Diese Granate wurde zu einem Schnittmodell umgebaut, um die einzelnen Bauteile erkennbar zu machen. Solche Schnittmodellen werden bis heute in der Ausbildung von Soldat:innen verwendet.
Unten in der Messinghülse ist die schwarze, pelletförmige Treibladung erkennbar, welche das Geschoss nach dem Abfeuern durch das Kanonenrohr treibt und auf eine Geschwindigkeit von mehr als 1.000 Metern pro Sekunde beschleunigt. Dort ist auch die silberne Flügelleitwerkstabilisierung zu sehen, welche die Flugbahn des Geschosskopfes nach Verlassen des Rohrs stabilisiert und den Drall minimiert. Beim Eintreffen des Geschosses auf das Ziel wird der Aufschlagzünder ausgelöst, der über ein Kabel wiederum den Bodenzünder auslöst. Diese Energie stülpt den kupferfarbenen Trichter der Hohlladung nach vorne um und kaltformt ihn zu einem superplastischen Stachel. Dieser Hohlladungsstachel trifft mit bis zu 12.000 Metern pro Sekunde auf das Ziel auf, dringt in den Stahl ein und verdrängt diesen hydrodynamisch zur Seite und nach innen. Wird die Panzerung ganz durchdrungen, dringen Druck, Hitze, Gase, Rauch und Splitter in den Innenraum des gegnerischen Panzers.
Der Hohlladungseffekt wurde bereits im Jahr 1888 in Deutschland beschrieben und im Bergbau genutzt. Seit Ende der 1930er Jahre wurde derartige Munition beim Militär verwendet, eine richtige Analyse der physikalischen Vorgänge fand aber erst ab 1948 statt. In den 1950er Jahren kam an der Spitze der Abstandszünder dazu, der gewährleistet, dass die Granate im idealen Abstand zur Panzerung auslöst, um so die bestmögliche Durchschlagsleistung zu erzielen. Auch die Panzerung wurde daraufhin weiterentwickelt, so mindern Materialgemische und Hohlräume die Wirkung der Hohlladung, weshalb beispielsweise Keramikplatten, Zwischenräume mit Luft oder Sand oder Sandwich-Panzerung aus unterschiedlich harten Materialien verbaut wurden.
In der NATO werden Hohlladungsgranaten als „HEAT“ bezeichnet, was für „High Explosive Anti-Tank“ (hochexplosiv, Anti-Panzer) steht.
Literatur:
Enke, Thomas: Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Regensburg 2020.
Hazell, Paul J.: Armour. Materials, Theory, and Design, Oxon 2023.
Hilmes, Rolf: Meilensteine der Panzerentwicklung. Panzerkonzepte und Baugruppentechnologie, Stuttgart 2020.
Ogorkiewicz, Richard M.: Technologie der Panzer II. Bewaffnung, Munition, Ziel- und Sichtgeräte, Feuerleit- und Richtanlagen, Panzerabwehrflugkörper, Wien 1999.
Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum. Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten. Weitere Objekte des Monats …
- Ein neuer Tiger im Museum!
Wir haben wieder einen Tiger! Nachdem unsere Leihgabe ja zu einer Veranstaltung nach Overloon gereist war, ist das Fahrzeug nun gleich dort geblieben. Und wir haben als Ersatzleihgabe nun den dritten Tiger aus dieser Reihe in unserer Ausstellung. Auch er ist aus historischen Teilen verschiedener Tiger zusammengebaut. Dieses Exemplar zeigt mit Zimmerit und Mehrfarbtarnstrich eine ganze andere Optik als das bisherige Fahrzeug.
- Öffnungszeiten an Feiertagen
Das Museum ist sowohl Himmelfahrt als auch an alle Pfingsttagen, auch am Pfingstmontag, geöffnet.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch.
- 80 Jahre Kriegsende in Europa
- Objekt des Monats 05/2025
Lederhelm der Kraftfahrtruppen, etwa 1916
Inv. Nr.: DPM 1.74.1-2
Im Ersten Weltkrieg standen die Armeen erst am Anfang ihrer Motorisierung. Für den industrialisierten Krieg mussten Millionen von Menschen und Tonnen von Material bewegt werden: Nachschub an Waffen, Munition, Ausrüstung, aber auch Nahrungsmittel, Betriebsstoffe, Nachrichten und natürlich Soldaten – an die Front, hinter die Linien und in die Heimat. Und auch die Industrie selbst brauchte Rohstoffe und Material. Die Hauptlast trugen die Eisenbahnen und Pferdekolonnen, für die Soldaten gehörten lange Fußmärsche zum Alltag. An einigen Stellen kam jedoch ein neues Transportmittel hinzu: Das Kraftfahrzeug mit Verbrennungsmotor.
Seit den 1890er Jahren begann langsam die Verbreitung von PKW und LKW, die jedoch noch wenig geländegängig und wartungsintensiv waren. Die deutschen Armeen investierten nicht in eine eigene LKW- und PKW-Flotte, sondern subventionierten ab 1908 Privatleuten den Kauf von Fahrzeugen, die dann im Kriegsfall abgegeben werden mussten. Bereits drei Jahre zuvor hatte sich ein Freiwilligenkorps aus Automobilenthusiasten gegründet, die sich zusammen mit ihren Fahrzeugen bei Beginn des Krieges 1914 meldeten. Die Fahrer konnten auch in die Verkehrstruppen eingezogen werden. Die deutschen Armeen verfügten daher bei Kriegsbeginn über eine kleine Flotte von Fahrzeugen, ohne große Investitionen in Technik, die ggf. bereits veraltet gewesen wäre.
Eigene Kraftfahrabteilungen wurden zuerst in Bayern und Preußen als Teil der Verkehrstruppen aufgestellt. PKW und Motorräder wurden vor allem für Offiziere, zur Nachrichtenüberbringung, zur Aufklärung oder Krankentransporte genutzt. Die Kraftfahrer mussten besonders gegen Wind und Wetter geschützt sein und trugen daher ab dem Jahr 1907 eine Sonderbekleidung bestehend aus einer Jacke, Hose und Mütze aus Leder. Im Winter wurde zudem ein mit Schaffell gefütterter Mantel getragen, im Sommer statt der Lederbekleidung ein Anzug aus schwarzem Drillich. Im Jahr 1916 wurde die Ledermütze durch diesen gepolsterten Helm aus Leder ersetzt. Dieses Modell besitzt vorn eine preußische Kokarde und einen Sturmriemen, mit dem der Helm am Kopf befestigt werden konnte.
Von diesen Soldaten der Kraftfahrabteilungen wechselten einige als Fahrer und Mechaniker zur neuen Panzerwaffe, weil diese bereits Erfahrung mit der Steuerung und Wartung von motorisierten Fahrzeugen hatten. Da es zunächst noch keine einheitliche Uniformierung gab, trugen sie die zweckmäßigen Teile der Uniformen ihrer vorherigen Einheit einfach weiter. Gepolsterte Helme wie diese wurden somit ebenfalls von den ersten Panzersoldaten getragen. Diese Helme eigneten sich besonders gut, um den Kopf in den engen Fahrzeugen gegen Stöße zu schützen.
Literatur:
Gundler, Bettina: Bewegung im Stillstand – Mobilität und Transportwesen im Ersten Weltkrieg, in: Kultur & Technik, 2/2014.
Kraus, Jürgen: Die deutsche Armee im Ersten Weltkrieg – Uniformierung und Ausrüstung – 1914 bis 1918, Wien 2004.
Müller, Christian Th.: Jenseits der Materialschlacht – Der Erste Weltkrieg als Bewegungskrieg, Paderborn 2008.
Pöhlmann, Markus: Panzer und die Mechanisierung des Krieges – Eine deutsche Geschichte 1890 bis 1945, Paderborn 2016.
Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum. Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten. Weitere Objekte des Monats …