Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum.
Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten.

Ehetauglichkeitszeugnis von 1943

Inventarnummer: DPM 6.83

Zwei lieben sich und heiraten. Das scheint in der heutigen Zeit die einfachste Sache der Welt zu sein. Doch im Nationalsozialismus entschied nicht allein das Paar. Heiratswillige benötigten nach dem „Gesetz zum Schutze der Erbgesundheit des deutschen Volkes“ von 1935 ein Ehetauglichkeitszeugnis, welches von einem Arzt ausgestellt werden musste. Es legte verschiedene Gründe fest, welche als „Ehehindernis“ gewertet wurden. Unter dem Deckmantel der Gesundheit wurde politisch unerwünschten Personen ein selbstbestimmtes Leben unmöglich gemacht.
Wie bei der Züchtung von Tieren sollten so „geeignete“ Paare gebildet und möglichst viele Nachkommen gezeugt werden. Die SS begründete ihre „Auslese“ von Soldaten unter anderem sogar ausdrücklich auf einem Handbuch für Pferdezucht. Doch Menschenrassen gibt es nicht. Sie wurden erfunden, um politische und soziale Verhältnisse zu stabilisieren und lieferten einen Vorwand, unerwünschte Gruppen zu unterdrücken. Mit naturwissenschaftlichen Methoden sollte die gewünschte Hierarchie von Menschen nachgewiesen werden, an welcher sich die weißen Forscher selbstverständlich an der Spitze sahen. Im Nationalsozialismus wurden Jüdinnen und Juden, Roma und Sinti und andere als minderwertige Rasse definiert und von der Eheschließung ausgeschlossen. Dies betraf jedoch auch Personen, die als „asozial“ bezeichnet wurden, Alkoholiker waren, Erbkrankheiten aufwiesen oder Menschen mit Behinderungen.
Im Falle des Obergefreiten Rühmann übernahm die Bescheinigung zur Ehetauglichkeit 1943 der Truppenarzt. Er hatte Glück. Wie viele andere Soldaten wollte Rühmann seine Partnerin möglichst schnell und nicht erst bei Kriegsende heiraten. So war die Frau im Falle des Todes ihres Mannes im Krieg finanziell abgesichert. Eine Eheschließung förderte jedoch auch das Vertrauen, dass die Ehepartner in der langen Abwesenheit des Mannes von der Heimat treu blieben.


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