Objekt des Monats 11/2021

Objekt des Monats 11/2021

Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum.
Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten

Britische Splitterschutzmaske für Panzerbesatzungen

Inv. Nr.: DPM 1.1

Die Schlachtfelder des Ersten Weltkrieges bargen für die Soldaten Gefahren, für die diese nicht ausgerüstet waren. Mit selbstgebauten Rüstungen und schließlich der Einführung des Stahlhelms sollten ihre Körper besser geschützt werden. Dennoch waren sie auf dem offenen Schlachtfeld und beim Verlassen der Schützengräben nahezu ungeschützt. Eine höhere Überlebenschance schienen die neu entwickelten Panzerfahrzeuge zu bieten: Von Stahl umschlossen, durchquerten die Soldaten das Schlachtfeld in einem fahrenden Schutzraum.

Doch innerhalb dieser Stahlkolosse waren die Körper der Panzersoldaten nicht unverwundbar: Auch Tankabwehrwaffen und –taktiken entstanden und entwickelten sich schnell weiter. Nicht nur größere Artilleriegeschosse, neu entwickelte panzerbrechende Hartkernmunition und gezielte Treffer gegen Luken und Sehschlitze bedrohten die Fahrzeuge. Auch Treffer, welche die Panzerung nicht durchbrachen, konnten Nieten und Schraubverbindungen sprengen und/oder ins Innere durchschießen lassen sowie im Inneren kleine Metallsplitter abplatzen lassen. Der Bleikern von Gewehrmunition schmolz beim Aufprall auf die Panzerung, wodurch heiße „Spritzer“ (auch Bleinebel genannt) in den Innenraum dringen konnten. All diese eigentlich kleinen Partikel konnten durch ihre Geschwindigkeit, Härte und Hitze verheerende Verletzungen an Gesicht und Augen verursachen. Mit Aufstellung der Besatzungen der ersten deutschen Sturmpanzerwagen existierte keine Sonderbekleidung: Sie trugen den normalen Feldanzug und Feldmützen, später erhielten zumindest einige einen Leinenoverall mit eingewirkten feuerhemmenden Asbestfasern. Der Stahlhelm oder gepolsterte Helme der Flieger und Kradfahrer schützten zwar den Kopf vor Stößen und Splittern, aber nicht Gesicht und Augen.

Diese Verletzungen glichen sich in allen Nationen, die Panzer einsetzten. Britische Panzerbesatzungen erhielten Ende 1916 ein neues Ausrüstungsstück: eine Splitterschutzmaske. Die Maske für Tankbesatzungen besteht aus einer dünnen Stahlplatte, welche die Hälfte des Gesichtes bis zur Nase bedeckt und an die Gesichtsform angepasst werden konnte. Für den maximalen Schutz weist sie nur dünne Schlitze im Augenbereich auf. Die Außenseite ist mit Leder bespannt, die Innenseite mit Wollfilz gepolstert, um Stöße abzufedern und den Sitz bequemer zu gestalten. Am unteren Teil der Maske ist ein Kettengeflecht angebracht, welches an ein mittelalterliches Kettenhemd erinnert und den unteren Teil des Gesichtes schützen sollte. Befestigt wurde die Maske mit einem Kopfriemen, welcher geknotet wurde und bei dieser Maske fehlt. Er wurde nachträglich durch einen verstellbaren Riemen ersetzt. Auch deutsche Panzersoldaten kamen bei der Erbeutung britischer Tanks oder von britischen Kriegsgefangenen an diese Masken. Es gibt Hinweise, dass solche Masken später auch in Deutschland hergestellt wurden. Auch wenn einige Fotos existieren, auf welchen deutsche Panzersoldaten mit diesen Masken vor A7V-Panzern und den britischen Beutetanks Mark IV posieren, ist nicht gesichert, ob sie im Einsatz tatsächlich getragen wurden. Sowohl in den deutschen A7V als auch in den britischen Beutepanzern herrschte eine große Hitze und Lärm, es war sehr beengt und die Sicht durch Dunkelheit, Motor- und Pulvergase eingeschränkt – das Tragen dieser schweren Maske dürfte unter Einsatzbedingungen eine zusätzliche Belastung dargestellt haben. Zudem konnten Gasmasken nicht über die Splitterschutzmasken gezogen werden, weshalb sich die Soldaten nach Abwägung gegebenenfalls gegen das Tragen der Splitterschutzmaske entschieden haben, um bei einem Gasangriff rechtzeitig die Gasmaske aufsetzen zu können. Vor allem britische Soldaten behielten die Masken jedoch nach dem Krieg als Symbol ihrer besonderen Verwendung als erste Panzersoldaten.

Weitere Objekte des Monats …

Ein Vorabeindruck aus der neuen Ausstellung

Die Umstellung in Halle 1 ist abgeschlossen und nächste Woche wird das Museum wieder geöffnet. Erneut gilt unser aufrichtiger Dank den Soldatinnen und Soldaten im Dienst und den Hobbykommandanten im Ehrenamt, die diese enorme Anstrengung nicht nur in Rekordzeit durchgehauen haben, sondern dabei auch stets gute Laune und Enthusiasmus bewahrt haben. Ihr seid grandios!

Als Vorabeindruck bieten wir hier einen kleinen Blick durchs Schlüsselloch auf das zentrale neue Ensemble in der Halle 1. Nebeneinander stehen die drei wichtigsten Panzer des Zweiten Weltkrieges – der Panzer IV, der T-34 und der M4 Sherman. Warum ist uns dieses Ensemble wichtig? Die Antwort umfasst viele Aspekte.

Grundsätzlich sind diese ein, zwei oder drei dieser Panzer durch ihre schiere eingesetzte Masse bei praktisch allen wichtigen Operationen durch den gesamten Krieg dabei gewesen – wenn auch natürlich in anderen Varianten oft. Dadurch ergibt sich ihre Relevanz für den Panzerkrieg: Ihre über 100.000 Exemplare haben den Großteil der Panzergeschichte des Zweiten Weltkrieges geschrieben und das macht sie zu unfassbar wichtigen (stellvertretenden) Zeugen dieses Zeitraumes.

Ihre vergleichende Technikgeschichte gibt enorm viel her: Von der Frage nach Diesel oder Benzin als Treibstoff über die Relevanz des Drei-Mann-Turms und Funk als technischer Grundlage taktischer Erfolge bis hin zu Aspekten wie schräger Panzerung und Formgebung. Allein die Tatsache, wie die drei sich in Höhe und Breite konkret zueinander verhalten, wird sehr viele Leute überraschen. Das Enemble zeigt mal wieder eindrucksvoll, warum „Objekte ansehen“ so viel mehr Eindrücke vermitteln kann als „Datenblatt auswendig kennen“

Industrie-, Wirtschafts-und die Politikgeschichte fließen in diesem Ensemble nahtlos ineinander: Die Frage, wie die Panzer gebaut wurden und wer dafür bezahlt hat, führt unweigerlich zur Frage nach den produzierenden Systemen: Einzelstückfertigung vs. Fließbandproduktion, Polykratie vs. Kommandowirtschaft vs. Kapitalanreizsetzung; Mobilisierung vs. Organisierte Arbeiterschaft vs. Zwangsarbeit und so weiter – all das wird durch diese drei Panzer symbolisiert.

Ihr konkreter Einsatz macht einen operationsgeschichtlichen Vergleich spannend – die Panzerdivisionen des „Blitzkrieges“; der Panzer, der angeblich keine anderen Panzer bekämpfen durfte; die enormen Panzerverluste der Roten Armee sind allesamt Aspekte, die den Kern der Panzergeschichte betreffen.

Neben all diesen Unterschieden ist es aber auch sehr spannend zu betrachten, wo und wie sich die Fahrzeuge auf all diesen Feldern in vielen Punkten glichen: Gleiche oder ähnliche Ausbildungen führten die Entscheider in verschiedenen Staaten zu vergleichbaren Lösungen – sowohl durch internationale, gegenseitige Beobachtung als auch durch voneinander unabhängige Ideen, die sich in „paralleler Evolution“ entwickelten.

Und diese Vergleichbarkeit hilft dabei, auch den Platz dieser drei Fahrzeuge in der Militärgeschichte des Zweiten Weltkrieges fairer zu verorten:  Wenn man sich die Quoten der in Brand gesetzten Panzer IV und T-34 anschaut, ist der Sherman mitnichten ein Ronson oder Tommycooker. Wenn man sich ansieht, welche Einsatz- und Stehzeiten die Panzer IV im Gegensatz zu T-34 und Sherman ansammeln mussten, ist der Panzer IV keineswegs ein langweiliger Panzer. Wenn man sich ansieht, wie sich Panzer IV und Sherman zueinander verhalten, ist der der Sherman mitnichten nur „Tigerfutter“.

Deshalb ist es auch wichtig, dass die Panzer gemeinsam statt gegenüber stehen: Anstatt die Konfrontation von damals heute im Museum zu verdauerhaften oder gar auszunutzen, verdeutlicht das Ensemble die veränderte Welt: Das Panzermuseum wird heute friedlich und freundschaftlich von Menschen aus allen Nationen besucht, die diese Panzer damals gegeneinander benutzt haben und das Ensemble bildet dieses gemeinsame Interesse an unserer gemeinsamen Geschichte nicht nur symbolisch ab, sondern kann inspirieren, diesen Zustand zu verteidigen.

Archiv

Trinkbecher aus Aluminium, 1894-1914

Inv. Nr.: Ü 583

Soldaten haben schwer zu tragen. Neben ihrer Bekleidung und Bewaffnung müssen alles dabeihaben, um sich selbst mit dem Nötigsten ver...

Am 04.12.2024 öffnen das Museum und auch der Shop aufgrund einer Personalversammlung erst ab 12:30 Uhr.

Das Museum ist an allen Feiertagen im Oktober geöffnet.

Achtung: Ab Oktober sind die Montage wieder regulär geschlossen.

Uniformjacke der Nebeltruppe, ca. 1936

Inv. Nr.: DPM 1.209

Dieser Feldanzug eines Oberwachtmeisters der Wehrmacht gehört zur heute vor 88 Jahren in Bremen aufgestellten Nebel-Lehr- und ...

Liebe Leute! Es wird langsam kalt und in den Hallen des Panzermuseums gibt es keine Heizung. Bitte ziehen Sie sich also bei einem Besuch so an, als wenn Sie die gleiche Zeit im Freien verbringe...

Tropenhelm nach Bortfeldt-Patent, etwa 1901

Inv. Nr.: DPM 1.989

Die deutschen Kolonialtruppen erhielten im Jahr 1896 eine Einheitsuniform, die es so in den Armeen des Deutschen Reiches ...