Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum.
Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten.
Postkarte aus Munster von 1903
Inventarnummer: DPM 6.905
„Munster wie wunderlich siehst du mir aus!“ steht auf der Postkarte von Herrn Müller an seine Schwester und den Schwager. 1903, als er die Karte absendete, prägte ein großes Truppenlager bereits seit 10 Jahren das Gesicht der kleinen Stadt. Das Truppenlager Munster bestand zu der Zeit aus nahezu 200 Stein- und Wellblechbaracken, mehreren Küchen, Speisesälen, Stallungen usw. Anders als in einer Garnison waren die Einheiten und Verbände in Munster zu dieser Zeit nur in den Sommermonaten untergebracht, um in der Lüneburger Heide zu üben.
Das Soldatenleben scheint damals wenig komfortabel gewesen zu sein. Herr Müller stellt fest: „Essen genau wie in der Garnison, nicht alzu gut“ und bittet seine Angehörigen: „Im Lauf nächster Woche schickt bitte etwas zu futtern!“ Die Verpflegung der Soldaten in den Kantinen lag in der Hand eines privaten Pächters, der Handelsgesellschaft S. Rheinhold aus Hannover. Die jüdische Unternehmerfamilie führte zudem eine Getreidehandlung, eine Konservenfabrik und belieferte weitere Kasernen mit Lebensmitteln. Auch andere Geschäftsleute stellten sich auf die Bedürfnisse der Soldaten ein und so entstanden in Munster zahlreiche Lokale und Geschäfte.
Vor Einzug der Soldaten 1893 hatte Munster nur 470 Einwohner und 71 Gebäude, in den Jahren danach wuchs die Einwohnerzahl um fast 500 jährlich und bis zum Ersten Weltkrieg wurden 100 neue Gebäude errichtet. Zahlreiche Hotels, Restaurants, Cafés und Kneipen kamen dazu, auch Fotostudios und Verlage. Zu Trinken scheint es in Munster bereits 1903 genug gegeben zu haben, zumindest suggeriert dies das Motiv der Karte: Hier laufen sechs Soldaten ziemlich schief unter dem kritischen Blick des Mondes zurück zu ihren Baracken. Tatsächlich lassen sich in den Quellen zur Stadtgeschichte einige Belege dafür finden, dass das rapide Wachstum der Gemeinde für einige Verwerfungen und Spannungen sorgte. Diese wurden durch die vorübergehende Unterbringung einer großen Zahl junger Männer fernab der Heimat noch verschärft, was zu Klagen über sittlichen Verfall führte.