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Objekt des Monats 05/2022

Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum.
Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten

Rommels Jacke?

Inv. Nr.: 1.429

Erwin Rommel ist eine historische Person, die untrennbar zu der Geschichte der Panzerei gehört. Rommel ist aber auch ein Mythos, der in einem Museum kritisch hinterfragt werden muss.

Erwin Rommel (1891-1944) war ein Berufssoldat, der in drei deutschen Armeen diente. Er trat 1910 in die Württembergische Armee ein und nahm als Offizier am Ersten Weltkrieg an der Westfront teil. In der Weimarer Republik diente er in der Reichswehr. Im Zweiten Weltkrieg kämpfte Rommel in Frankreich, Nordafrika und Italien, zuletzt im Rang eines Generalfeldmarschalls.

Die Mythosbildung um Rommel reiht sich in die klassischen Wehrmachtsmythen um Professionalität und Ehrenhaftigkeit ein, die angeblich von der NS-Ideologie trennbar seien. Rommel ließ sich bereitwillig für die nationalsozialistische Propaganda zu einer Heldenfigur aufbauen. Er bewunderte Hitler und diente dem nationalsozialistischen Regime loyal. Er war selbst kein Antisemit und scheint sich an keinen Massenverbrechen beteiligt zu haben, wusste aber von ihnen. Den Wendepunkt für seine Loyalität zu Hitler scheint erst die Invasion der Alliierten im Juni 1944 darzustellen. Rommel glaubte danach nicht mehr an einen Sieg und geriet darüber mit Hitler in Konflikt. Im Oktober 1944 wurde er zum Selbstmord gezwungen, weil er vom Staatsstreich des 20. Juli wusste. Er eignete sich damit besonders, nach dem Krieg den Mythos der „Sauberen Wehrmacht“ zu stützen. Auch die Westalliierten trugen zur Mythosbildung bei und prägten wohl seinen Beinamen „Wüstenfuchs“. Indem sie seine militärische Leistung überhöhten, war ihr Sieg über ihn zugleich ein Lob ihrer eigenen Fähigkeiten.

Mit dem Ausstellen von persönlichen Objekten bekannter Personen können Museen zur Mythosbildung um sie beitragen. Deswegen ist hier ein besonders genauer Blick hinsichtlich der Herkunft des Objektes sowie seiner kritischen historischen Einordnung gefragt. Die Herkunft der Uniformjacke (Provenienz genannt), die jahrelang als „Rommels Jacke“ ausgestellt war, versprach ihre Originalität. Sie wurde dem Museum von einer Person übergeben wurde, die Rommel nachweislich persönlich kannte. Die einzelnen Teile der Jacke sind unzweifelhaft Originale aus der Zeit und zeigen deutliche Tragespuren. Das Khaki des Afrikakorps wurde von der Sonne zu einem hellen Beige verblichen. Doch während der Recherche fielen einige Ungereimtheiten auf.

So soll die Jacke angeblich von Rommel an dem Tag ausgesondert und verschenkt worden sein, als er im Jahr 1942 zum Generalfeldmarschall befördert wurde. Allerdings trägt diese Jacke eben diese Schulterstücke – ein Indiz für eine nachträgliche Veränderung. Bei der Recherche half die frühe Mythosbildung um Rommel, weil massenhaft Fotos von ihm existieren. Insbesondere im Kriegseinsatz in Afrika konnte nicht unbegrenzt Bekleidung mitgeführt werden, weshalb anzunehmen ist, dass ein Großteil seiner Jacken auf den Fotos dokumentiert wurde. Jedoch findet sich diese Jacke auf keinem bisher bekannten Bild von ihm und weicht in einigen Details von seinen anderen Jacken deutlich ab. Den bekannten Ärmelstreifen des Afrikakorps trug er zum Beispiel nicht, dafür aber Ärmelaufschläge, die bei diesem Modell fehlen. Auch bevorzugte er Uniformjacken mit geraden Taschenklappen. Es existiert nur Aufnahme von ihm, auf der er eine Jacke mit geschwungenen Taschenklappen wie bei diesem Modell trägt, dies ist jedoch eindeutig eine andere als die im Besitz des Museums.

Es kann sein, dass es sich bei diesem Objekt um ein ungewöhnliches Jackenmodell Rommels handelt, in dem er nie fotografiert wurde. Wahrscheinlicher ist aufgrund dieser Indizien die Schlussfolgerung, dass es sich nicht um eine Jacke Rommels handelt. Sie wurde nachträglich zusammengestellt und dem Museum übergeben, wahrscheinlich um zum Erhalt des Mythos Rommel beizutragen. Einem Museum werden häufig Objekte von bekannten Persönlichkeiten angeboten. Ist diese Person wichtig für die Geschichte, die das Museum erzählen möchte, können vor Freude über das neue Objekt schnell Probleme übersehen werden. Aus diesem Grund muss ein Museum seine Stücke immer wieder neu prüfen, weil stets neue Recherchemöglichkeiten zur Verfügung stehen. Die Arbeit an den Objekten hört somit nicht auf, sobald sie hinter Glas platziert wurden. Auch muss die Auseinandersetzung mit der Person, der das Objekt gehörte, immer weitergehen.

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