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Objekt des Monats 01/2024

Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum. Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten.

Schallplatte für Vorschulkinder in der DDR, etwa 1974-1980

Inv. Nr.: DPM 7.270.1-2

„Mein Bruder ist Soldat im großen Panzerwagen und stolz darf ich es sagen: Mein Bruder schützt den Staat, mein Bruder schützt den Staat. / Der Panzer ist so schwer, wie dick sind seine Wände, und fährt doch im Gelände geschwinde kreuz und quer, geschwinde kreuz und quer. / Und greift uns jemand an, so hat er nichts zu lachen, die Volkssoldaten wachen und stehen ihren Mann, und stehen ihren Mann.“

Dieses Lied findet sich auf einer Schallplatte für Vorschulkinder der DDR, die Ende der 1970er Jahre herausgegeben wurde. Die Inhalte wurden von der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR entwickelt und von dem Ministerium für Volksbildung als Unterrichtsmaterial im Label Schola zugelassen. Das Bildungssystem der DDR sah bereits ab der Vorschule militärische Inhalte für die pädagogische Erziehung vor. Im Kindergarten sollte ein positives Bild zu den Soldaten der NVA und der Sowjetarmee vermittelt werden, was unter anderem durch Spiele und militärisches Spielzeug sowie den Besuch von Soldaten erreicht werden sollte. Bereits mit den größeren Kindern in der Krippe sollte der Tag der NVA gefeiert werden. Neben der Ausstattung der Einrichtungen mit militärischem Spielzeug und Büchern, wurden im Kunstunterricht auch Soldaten gemalt und militärische Geländespiele sowie Lieder geübt.

Dabei sollte jedoch nicht nur Musik angehört, sondern auch Höraufgaben gelöst werden, wie das Erkennen der Instrumente. Diese sollten laut Klappentext der Schallplatte die Kinder „tiefer in den Inhalt des betreffenden Spielstücks eindringen lassen“. Die Inhalte der Lieder seien dafür „der Umwelt der Kinder entnommen“, die in der DDR eben auch eine militärisch geprägte war. Das Lied „Mein Bruder ist Soldat“ stammt von dem Autor zahlreicher Kinderlieder und Kinderbücher Manfred Hinrich und wurde von dem einflussreichen Komponisten Kurt Schwaen überarbeitet. Das fröhliche Lied in der Ich-Perspektive verbindet positive Gefühle wie Geschwisterliebe und Stolz mit der NVA, Panzern und der militärischen Verteidigung des Staates gegen unbenannte Aggressoren. Das von einer zarten Mädchenstimme des Berliner Kinderchors gesungene und von einer zurückhaltenden gestopften Trompete sowie Akkordeon und Klavier begleitete Stück verklärt und verharmlost damit den Dienst als Panzersoldat.

Diese frühkindliche Bildungspolitik erreichte den Großteil der Kinder der DDR. Im Jahr 1986 erhielten fast 80% der Kinder von ein bis drei Jahren eine Betreuung in der Krippe. Dies ermöglichte der SED-Führung einen möglichst frühen Zugriff auf die sozialistische Erziehung der Kinder, jedoch auch auf die Mütter als dringend benötigte Arbeitskräfte: Frauen nahmen das Angebot der kostenlosen Kinderbetreuung gern an und erhielten durch die Möglichkeit zur Berufstätigkeit auch eine stärkere finanzielle Unabhängigkeit. Im Jahr 1965 verabschiedete die SED das Gesetz für ein einheitliches sozialistisches Bildungswesen. Die Lehrpläne und Tagesabläufe wurden den fast ausschließlich weiblichen Erzieherinnen vorgegeben. Staatliche Einrichtungen setzten den Erziehungsplan in der Regel genauer um, während als einzige die kirchlichen Träger von Kindergärten eine gewisse inhaltliche Autonomie besaßen. Wie stark die von der Staatsführung gewünschten militärischen Inhalte umgesetzt wurden, war jedoch unterschiedlich und auch von den individuellen Erzieherinnen abhängig. So beinhaltet diese Schallplatte für Vorschulkinder bei 26 Liedern nur zwei mit militärischem Titel, andere Schallplatten der Serie haben gar keine Titel mit militärischem Bezug.

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