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Objekt des Monats 12/2021

Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum.
Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten

Panzerplastiken von Gisbert Lange

Inv. Nr.: DPM 7.227-7.239

Was macht einen Panzer aus? Wie weit kann man seine Form reduzieren, sodass er dennoch erkannt wird? In seinen Plastiken geht der Künstler Gisbert Lange diesen Fragen nach. Er verwendete dabei für Panzer ungewöhnliche Materialien, nicht nur Stahl und Gummi, sondern auch Holz, Blech, Stein und andere gefundene Objekte. Diese Naturprodukte und im Wald gefundenen Überreste kombinierte er zu Formen, die – obwohl nur grob bearbeitet – als hochtechnisierte, seriell produzierte Industrieprodukte erkannt werden. Diese Transferleistung der Betrachtenden zeigt, wie tief die markante Form dieser Kriegswaffen in uns verankert ist: Bei einer Kombination aus rechteckigem Körper und länglichem Rohr ist schon die Assoziation zum Panzer da.

Gisbert Lange ist ein zeitgenössischer Künstler, der in Bielefeld freie Grafik und Malerei studierte und in Westberlin und Hamburg arbeitete. Lange gehört zur ersten Generation der Nachkriegsgeborenen, sein Leben und vor allem seine Kindheit waren noch stark vom Krieg geprägt. Er wuchs mit den Überresten des Zweiten Weltkriegs auf – traumatisierte Familienmitglieder, Kriegsschrott in der Landschaft, Kriegsspielzeug im Kinderzimmer – und spielte nach, was seine Väter und Großvätergeneration noch selbst erlebt haben könnte. Als junger Erwachsener prägten ihn die friedenspolitischen Debatten der 1968er, 1971 gründete er die Projektgruppe „KuPo“ (Kunst und Politik) mit. Lange greift in seinen Werken häufig das Thema Krieg und Soldatentum auf, kritisierte in Gemeinschaftswerken von KuPo zum Beispiel den Militärputsch in Chile 1973, versuchte sich in Einzelwerken aber auch den deutschen Soldaten des Zweiten Weltkriegs als Individuen zu nähern.

Den 13 auf Spielzeuggröße verkleinerten Panzerplastiken stellte er in Ausstellungen abstrahierte, übergroße Portraitmalereien nach Wehrpassfotos unbekannter Soldaten gegenüber. Die insgesamt 13 unterschiedlich gearbeiteten Panzerplastiken erinnern zum Teil an Modelle wie FT-17, Tiger oder T-34, sollen in ihrer Vielfalt jedoch nicht auf konkrete Fahrzeuge, sondern den Panzer als Symbol des Krieges und seiner Faszinationskraft als Kinderspielzeug verweisen. Langes Werk ist somit ein prägnantes Beispiel für den Versuch einer Vergangenheitsbewältigung der Nachkriegsgeneration, die zwar mit den Überresten des Weltkrieges aufwuchsen, jedoch lange Zeit mit ihrer Interpretation davon allein gelassen wurden. Erst als diese Generation in den 1960er und 1970er Jahren das Gespräch mit ihrer Elterngeneration einforderte, konnten Familientraumata, individuelle Verantwortung und Schuldfragen diskutiert werden. Langes Werk steht somit eindrücklich für das Spannungsfeld zwischen der Faszination für Militärtechnik und Gewaltausübung im Spiel sowie dem Bedürfnis, sich mithilfe der Kunst mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen.

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