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Objekt des Monats 06/2023

Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum. Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten.

Buch „Vier Panzersoldaten und ein Hund“ ca. 1970

Inv. Nr.: DPM 6.2163

Im Jahr 1964 veröffentlichte Janusz Przymanowski den Roman „Vier Panzersoldaten und ein Hund“ (Czterej pancerni i pies) über die Erlebnisse einer Panzerbesatzung eines T-34 im Zweiten Weltkrieg. Darin schmuggelt sich der Protagonist Jan Kos nur 15-jährig in die im Jahr 1943 aufgestellte 1. polnische Infanterie-Division „Tadeusz Kościuszko“ und versucht, seinen verschollenen Vater zu finden. Er wird mit seinem Hund „Scharik“ Besatzungsmitglied eines T-34 namens „Rudy“ (wörtlich in etwa: Rotschopf; in der deutschen Übersetzung: Rotfuchs), benannt nach einer rothaarigen Sanitäterin in der Geschichte. Die Besatzung besteht zu Beginn aus einem sowjetischen Kommandanten, dem polnischen Protagonisten, einem Oberschlesier und einem Georgier. Sie startet als Teil einer Panzerbrigade in Sielce an der Oka und nimmt an zahlreichen Schlachten bis zur Befreiung Warschaus im Januar 1945 teil. Die Erzählung verläuft entlang dieser Geschichte, der Fokus liegt jedoch auf dem Verhältnis der Besatzung zueinander und ihrer Abenteuer, die sie mit Witz und List bestehen.

Die Geschichte wurde als Fernsehserie verfilmt und erstmals am 9. Mai 1966 im polnischen Fernsehen ausgestrahlt. Eigentlich sollte sie nur acht Episoden enthalten, war jedoch so beliebt, dass Przymanowski zwei weitere Bücher schrieb, die die Serie auf insgesamt 21 Episoden in drei Staffeln verlängerten und mit der Schlacht um Berlin endeten. Die Serie erhielt schnell Kultstatus und wurde häufig im polnischen Fernsehen wiederholt. Im Jahr 1968 besaßen etwa 37% der polnischen Haushalte einen Fernseher und die Regierung nahm mittlerweile das Fernsehen als Medium für ideologische Inhalte ernst. Offensichtliche Partei- und Systempropaganda war jedoch bei den polnischen Zuschauer:innen sehr unbeliebt. Auch gab es grundlegende Kritik an der Menge und Art der ausgestrahlten Kriegsfilme und –serien und eine Sehnsucht nach leichter, gewaltfreier Unterhaltung.

Die Bücher und die Serie „Vier Panzersoldaten und ein Hund“ waren so beliebt, weil sie viele Schattenseiten des Krieges ausblendeten oder diese mit nachfolgenden humoristischen Szenen ausglichen. Dies trifft insbesondere auf die Serie zu, die beispielsweise die Besichtigung des befreiten Konzentrationslager Majdanek durch die Panzerbesatzung auslässt, die im Buch beschrieben wurde. Die Geschichte bot der polnischen Gesellschaft eine Interpretation des Zweiten Weltkrieges an, welche sich auf den patriotischen Befreiungskampf von Polen gegen Deutschland konzentrierte – an der Seite der Sowjetunion. Dies kondensiert sich im Buch in der Ansprache eines Generals, vor dem Vorstoß über die Weichsel: „Denkt dran, es gibt keinen Rückweg. Wo wir sind, ist die Grenze unseres Vaterlandes.“ Die Einsätze und der Umgang mit dem Panzer sind stark vereinfacht dargestellt. So wird „Rudy“ ungeachtet der Schäden stets schnell geborgen und repariert. Er erhält beispielsweise innerhalb weniger Stunden einen neuen Motor und als die Kanone beschädigt wurde, sägt der Mechaniker sie kurzerhand mit einer Handsäge etwas kürzer. Selbstverständlich trifft die Besatzung damit weiterhin ihre Ziele.

Einige Leser:innen und Zuschauer:innen erkannten jedoch auch subtile Hinweise auf die problematische sowjetisch-polnische Geschichte, beispielsweise in der Biografie des Protagonisten Jan Kos, der sich zu Beginn der Erzählung in Sibirien befand – wohin viele Pol:innen bei der sowjetischen Annexion Ostpolens im Jahr 1939 deportiert worden sind. Der Fokus liegt auf einer leichten Heldengeschichte, doch es werden auch ernste Themen angesprochen. Der minderjährige Protagonist erkennt sich beispielsweise in einem jungen Wehrmachtsoldaten wieder, den er getötet hatte, woraufhin sein sowjetischer Kommandant entgegnet: „Nicht wir haben diesen Krieg begonnen und nicht ihr. Sie waren es. […] Wir werden uns erinnern, daß es Menschen sind, wenn endlich Schluß ist und wir ihnen die Waffen weggenommen haben. Jetzt darf man nicht daran denken“ […].“Auch werden die Ängste der Panzersoldaten zumindest angedeutet, indem sie beispielsweise vor dem Einsatz brennbares Material soweit möglich aus dem Panzer entfernten – außer die Kuscheldecke des Hundes.

Przymanowskis Bücher erschienen auch auf Deutsch in der Reihe „Spannend erzählt“ vom Verlag Neues Leben, der in der DDR Jugendliteratur herausgab. Dieser Band stellt eine gekürzte Fassung der ersten beiden Bände dar; die Geschichte endet vor der Überschreitung der Oder. Bebildert ist das Buch von Karl Fischer, einem der bekanntesten Jugendbuchillustratoren der DDR. Auch die Serie war über Polen hinaus in vielen Staaten der UdSSR beliebt und die etwa einstündigen Folgen wurden ab 1968 auch wöchentlich in der DDR ausgestrahlt.

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