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Objekt des Monats 03/2022

Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum.
Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten

Zeichnung „Maggie’s Farm“

Inv. Nr.: DPM 6.1497

Die Heidelandschaften Niedersachsens inspirieren Künstler:innen seit jeher. Häufig entstehen hierbei verträumte Landschaftsbilder mit blühender Heide, glücklichen Heidschnucken und entspannt Wandernden. Angelockt von dieser einzigartigen Landschaft, kaufte der Künstler Bernhard Baudendistel Anfang der 1980er Jahre das stillgelegte Bahnhofsgebäude in Hützel, ganz in der Nähe von Munster. Dort richtete er sein Atelier ein, betrieb mit seiner Partnerin eine Gaststätte und gründete einen Kunstverein.

Er musste jedoch feststellen, dass die Gleise am Bahnhof keineswegs stillgelegt waren, sondern regelmäßig zu Panzerverladungen genutzt wurden. Im Kalten Krieg wäre Niedersachsen ein zentraler Austragungsort des atomaren Krieges gewesen, weshalb hier britische Truppen stationiert waren, die regelmäßig Manöver durchführten. Eine niedersächsische Besonderheit stellte das Soltau-Lüneburg-Abkommen dar, welches der britischen Armee erlaubte, sogar Naturschutzgebiete für Übungen zu nutzen. Ebenfalls in Gefahr gebracht wurden damit die Hügelgräber der Lüneburger Heide aus der Bronzezeit. Der regionalen Bevölkerung sind diese mit roten Pfählen abgesperrten „Roten Flächen“ im Naturschutzgebiet sowie die Schäden an Landschaft, Höfen und Häusern noch sehr präsent.

Im Laufe der 1980er Jahre beschäftigte sich der Künstler in unterschiedlichen Medien mit der Zerstörung der Naturlandschaft durch Panzer. In seinen Malereien und Zeichnungen sind Baudendistels Heidelandschaften grau, von Kettenspuren zerfurcht und Dieselabgasen vernebelt. Einzig das Rot der Pfähle drängt sich ins Zentrum: Sie markierten die Teile der Heide, die Übungsgebiet waren und von Zivilist:innen nicht betreten werden durften. Den roten Pfählen widmete er zahlreiche Werke. Eines ist die Zeichnung „Maggie’s Farm“ von ca. 1988. Der Titel verweist auf einen Song von Bob Dylan, in dem er singt: „I ain’t gonna work on Maggie’s farm no more.“ Baudendistel nutzte diese Zeile für viele seiner kritischen Werke: „Maggie“, stand für ihn für Margaret Thatcher und die britischen Soldaten, die mit ihren Panzern die Erde der Lüneburger Heide zerpflügten, arbeiteten auf ihrer „Farm“. Die Zeile interpretierte Baudendistel somit als Ablehnung gegen den Wehrdienst in der Heide. Vom Bahnhofsgebäude Hützel beschallte er die Soldaten sogar mit diesem Song, während sie ihre Panzer verluden. Ob diese die musikalische Untermalung genossen oder die Interpretation des Künstlers nachvollziehen konnten, ist unbekannt.

Bernhard Baudendistels Kunst war vielfältig: Auf Streifzügen durch die Heide sammelte er Fundstücke für Materialbilder und Objektkästen, fertigte Plastiken aus Bronze und Steinskulpturen an. Die Natur inspirierte ihn zu Malerei und Zeichnungen. Er vergrub seine Kunst und setzte sie dem Wetter aus. In verschiedenen Kunstaktionen stand der Prozess stärker im Vordergrund als sein Endprodukt, zum Teil verschwimmen die Grenzen zwischen politischem Aktivismus und Aktionskunst. Bernhard Baudendistel arbeitete bis zu seinem Tod 2013 in Hützel zur deutschen Ur- und Frühgeschichte, nordischen Mythologie, Spiritualismus und der Vergänglichkeit der Natur.

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