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Objekt des Monats 02/2023

Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum. Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten.

Mitgliedsmarke Bund jüdischer Frontsoldaten, ca. 1920er

Inv. Nr.: DPM 6.2171

Die Erlaubnis, Militärdienst leisten zu dürfen, wurde von vielen deutschen Juden als ein Baustein zu ihrer Gleichstellung wahrgenommen. Im Ersten Weltkrieg kämpften etwa 96.000 jüdische Soldaten, die jedoch mit antisemitischer Diskriminierung konfrontiert waren. Im Jahr 1916 ordnete das Kriegsministerium sogar eine „Judenzählung“ an – angeblich, um Beschuldigungen aus der Bevölkerung zu überprüfen, Juden würden sich vor dem Militärdienst drücken. Diese Zählung wurde insbesondere von patriotischen Juden als Affront wahrgenommen.

In der Revolution von 1918 beteiligten sich auch einige Juden bzw. Menschen mit jüdischer Abstammung. Die Masse der jüdischen Bürger war jedoch eher liberal bis konservativ eingestellt, einige dienten auch in den Freikorps. Trotzdem verknüpfte die Rechte das Feindbild des „Juden“ nun auch mit dem des Revolutionärs und vor allem des Sündenbocks für die Niederlage im Krieg, die zur „Dolchstoßlegende“ wurde. Dies hatte konkrete Auswirkungen: Zwar garantierte die Verfassung der Weimarer Republik Juden und Jüdinnen Gleichberechtigung, doch der Antisemitismus der deutschen Gesellschaft entlud sich in Gewalt gegen den jüdischen Teil der Bevölkerung. In dieser Zeit konnten nationalsozialistische Parteien auch erste politische Erfolge verbuchen.

Der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten (RjF) gründete sich Anfang 1919. In der Zeit seines Bestehens umfasste er 30.000 bis 40.000 Mitglieder. Er war die Interessensvertretung jüdischer Soldaten, schützte aber auch jüdische Einrichtungen vor antisemitischen Angriffen. Der Bund stellte sich den Verleumdungskampagnen mit Aufklärungsarbeit und Publikationen entgegen, welche die Leistungen jüdischer Soldaten im Ersten Weltkrieg zusammentrugen. Der RjF war wie ein Verein organisiert. Seine Mitglieder entrichteten einen Mitgliedsbeitrag und erhielten dafür Marken, die sie zum Nachweis in ihr Mitgliedsheft klebten.

Mit der Beruhigung der wirtschaftlichen und der Stabilisierung der politischen Lage gingen auch die antisemitischen Angriffe zurück, bis sie mit der Machtübernahme der NSDAP im Jahr 1933 zur Staatsdoktrin wurden. Während jüdische Weltkriegsveteranen einerseits wie der Rest der jüdischen Bevölkerung massiver Repression und Gewaltexzessen ausgesetzt waren, erhielten die Frontkämpfer zunächst gewisse Vorteile. So waren sie beispielsweise vom „Arierparagraphen“ des neuen Berufsbeamtengesetzes ausgenommen und erhielten gemeinsam mit den anderen deutschen Weltkriegsveteranen Auszeichnungen und höhere Sozialleistungen.

In der Reichswehr hatte nur eine sehr kleine Zahl jüdischer Soldaten gedient. Das Wehrgesetz vom März 1935 schloss Juden vom Dienst in den Streitkräften aus. Dies war eine gezielte Herabsetzung, da der Wehrdienst, ob als Wehrpflichtiger oder längerdienender Soldat geleistet, als Ehrendienst verstanden wurde, der nur vollwertigen Bürgern zustand. Der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten verfasste Bittschreiben, dass der Dienst von Juden in der Wehrmacht erlaubt werde und veröffentlichte noch Ende Mai eine Durchhalteparole an seine Mitglieder; die Zeiten würden sich schon wieder bessern. Mit den „Nürnberger Gesetzen“ vom 15. September 1935 sah der RjF schließlich seine eklatante Fehleinschätzung ein und unterstützte die Auswanderung von Juden und Jüdinnen aus Deutschland. Ab August 1936 verbot die Regierung Tätigkeiten des Reichsbundes, die über die Betreuung jüdischer Kriegsopfer hinausgingen. Nach der Reichspogromnacht vom 9.-10. November 1938 musste er seine Arbeit beenden und löste sich auf. Seine Mitglieder, welche nicht rechtzeitig fliehen konnten, wurden wie die anderen Jüdinnen und Juden unter deutscher Herrschaft verfolgt, verschleppt und ermordet.

Im Jahr 2006 gründeten Soldaten der Bundeswehr den Bund jüdischer Soldaten e.V. als Nachfolgeorganisation des Reichsbundes.

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