Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum.
Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten.
Reservistenkrug eines Zieten-Husaren
Inventarnummer: DPM 7.116
Dieser reich verzierte Reservistenkrug gehörte dem Gefreiten Siebmann, welcher ihn nach seiner dreijährigen Wehrdienstzeit von 1905-1908 bei der 5. Eskadron des Husaren-Regiments von Zieten (Brandenburgisches) No. 3 in Rathenow als Andenken anfertigen ließ. Kavalleristen dienten ein Jahr länger als andere Wehrpflichtige, da die Ausbildung mit dem Reitpferd mehr Zeit in Anspruch nahm.
Dieser Keramikkrug fasst einen Liter, wurde jedoch eher nicht zum Biertrinken verwendet. Denn so ein Krug konnte damals mehr als den Monatssold eines Soldaten kosten. Reservistika waren zudem ein Zeichen für den Stolz der Person, bei der Armee gedient zu haben. Die Beliebtheit von Andenken ist auch in Verbindung damit zu bringen, welches Ansehen die Armee in der jeweiligen Zeit genoss. So kamen Reservistika in allen Formen ab 1870 auf, es gab Geschirr, Schnapsgläser, Pfeifen und Erinnerungsbilder. Ab 1900 wurden immer größere und aufwendigere Krüge gestaltet, aufgrund der hohen Nachfrage bald auch in Massenproduktion. Vertreter mit Katalogen und Beispielmodellen fuhren zu den Garnisonen und boten Individualisierungen der Krüge an. So finden sich auf den Krügen stets der Name des Soldaten, seine Einheit, der Dienstort und die Dienstzeit wieder. Auch die Bemalung des Hintergrundes konnte ausgewählt werden. Im Ersten Weltkrieg wurden kaum Krüge angefertigt und die Reichswehr verfügte als Berufsarmee nicht über Wehrpflichtige oder Reservisten.
Die Bildmitte dieses Reiterkruges ziert ein Soldat, der die charakteristisch mit Posamenten verzierte Jacke der Husaren trägt, die Attila genannt wurde. Er ist umgeben von den Flaggen Brandenburgs und des Deutschen Kaiserreiches, was einerseits die preußisch-brandenburgischen Wurzeln des Regiments im 18. Jahrhundert, andererseits die Zugehörigkeit des Regiments im kaiserlich-nationalen Kontingentheer zur Entstehungszeit des Kruges verdeutlicht. Die Zahl 3 im Hufeisen ist die Nummer des Regiments. Im Hintergrund sind zwei Reiterszenen zu sehen: ein Abschied von der Geliebten und eine Angriffsszene mit dem Spruch „Wo Husaren attackieren, Muss der stärkste Feind verlieren.“ Der schnelle Strich und die unsaubere Bemalung des Kruges deuten darauf hin, dass auch dieser bereits in Massenproduktion hergestellt wurde.
Ein interessantes Detail verbirgt sich auf dem Zinndeckel des Kruges: Die Deckelfigur zeigt einen Reiter mit aufsteigendem Pferd, welches ein Glasauge hat. Es ist eine Stanhopesche Lupe, an deren flaches Ende eine Mikrofotografie geklebt wurde, die durch die Lupe betrachtet werden kann. Sie zeigt beispielsweise ein Kaiserportrait oder weitere militärische Szenen. Bei unserem Krug fehlt das Bild.
Reservistenkrüge gibt es grundsätzlich von allen Waffengattungen und Regionen des Deutschen Reiches. So ließen sich nicht nur Kavalleristen Krüge anfertigen, sondern auch Infanteristen, Artilleristen, Mariner, Militärbäcker, Eisenbahner und Metzger. Die Krüge waren vornehmlich im Süden verbreitet, wie in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, aber auch in Sachsen, Brandenburg und Berlin.