Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum.
Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten.
Bundeswehrkritisches Plakat „#Yolo – Karriere im Heer“
Inventarnummer: DPM 6.771
Das Plakat gehört zu einer Serie von bundeswehrkritischen Bildern, welche die Kampagne der Bundeswehr „Mach was wirklich zählt“ von 2015 mit „Mach was wirklich weh tut“ persifliert. Abwandlungen der ursprünglichen Kampagne tauchten zunächst als Memes im Internet auf, dann auch im Stadtbild. Der Jugendverband der Partei DIE LINKE hat einige der Motive als Plakate und Aufkleber herausgegeben.
Eine Fotografie des im Jahr 2009 bombardierten Tanklasters in Kunduz bildet den Hintergrund für zwei Textteile: #YOLO (Abkürzung für „You only live once“ = Du lebst nur einmal) greift die Sprache der Jugend auf; ein Anspruch, den die Bundeswehrplakate auch hatten. Der Ausspruch steht dafür, im Leben auch mal Risiken einzugehen. Der Textteil „Karriere im Heer“ bezieht sich auf den Karriereweg von Oberst Klein, welcher den Luftangriff auf den Tanklaster angefordert hatte, bei dem schätzungsweise 100 Menschen starben. Anders als die beiden US-amerikanischen Piloten, welche den Angriff flogen und danach strafversetzt wurden, erfuhr Oberst Klein keine negativen beruflichen Konsequenzen, sondern eine Beförderung zum General.
In einer zweiten Perspektive erzeugt das Motto „#YOLO“ vor dem ausgebrannten Tanklaster auf andere Art Irritation: Die ca. 100 Opfer der Bombardierung sind mit der Annäherung an den Laster ebenfalls ein Risiko eingegangen und dabei ums Leben gekommen. Den Tod von Menschen mit einem launigen Lifestyle-Motto zu kommentieren, erzeugt eine zynische Bild-Text-Schere.
Wieso sammelt das Deutsche Panzermuseum Munster diese Abbildungen? Das DPM sieht seinen Auftrag darin, nicht nur Militärtechnik und Militärkultur zu bewahren, sondern auch Zeugnisse der Beziehung zwischen Militär und Gesellschaft. Prägende Ereignisse, wie das Karfreitags-Gefecht oder das Bombardement des Tanklasters gehören zu zentralen Erinnerungspunkten in der Geschichte der Bundeswehr. Die Auseinandersetzung der Öffentlichkeit mit diesen Ereignissen, auch die der KritikerInnen, gehört damit zum integralen Bestandteil der Sammeltätigkeit des Museums.