Heute feiern wir ein kleines, aber wichtiges Jubiläum: Heute vor 10 Jahren ist die erste Eigenproduktion des Panzermuseums freigeschaltet worden!
Ein richtiges Video war das eigentlich noch nicht; es handelte sich nur um eine mit Musik unterlegte Foto-Slideshow, das Vorher und Nachher des damals frisch umgebauten Saals der Sammlung bzw. dann der Elemente des Krieges vergleichend nebeneinander stellte. Unterlegt mit gemeinfreier Musik und mit sehr aufdringlichen Übergängen strukturiert, war es sicher kein Meilenstein der Youtube-Regie. Aber für uns war es ein wichtiger, erster Schritt in die digitale Welt und bis heute ist das Video immer wieder eine wichtige Onlinereferenz, wenn wir unsere Arbeit in den letzten Jahren darstellen wollen.
Danach war dann erst einmal wieder Ruhe. Wir nutzten Youtube in den folgenden Jahren nur als „Ablage“, indem wir bei Gelegenheit einfache Videos erstellten, wenn was wichtiges passierte und diese hochluden. Dadurch kamen zwar nach und nach Videos in den Kanal, aber ein strukturiertes und zielgerichtetes Vorgehen war das überhaupt nicht. Das erste Fahrzeug rollte im Juni 2012 durch den Kanal – mit dem Wiesel eines der kleinsten Autos, die wir haben.
Danach folgten einige Videos des damals noch sehr beschaulichen „Stahl auf der Heide“-Events, aber der erste inhaltlich substanzielle Beitrag erschien im Mai 2013. Als wir den Tiger geliehen bekamen, war klar, dass das ein wichtiges Kapitel in der Geschichte des DPM war, das man irgendwie begleiten musste. Facebook lief schon sehr gut, aber wir wollten mehr und so entstand schnell die Idee, die Rede zur Enthüllung des Objekts aufzunehmen und online zu stellen. Es handelte sich also abermals um ein Nebenprodukt, aber nun immerhin um eines mit einigermaßen Inhalt.
Damit war aber die Idee geboren, den Kanal doch mittelfristig auch mal als Werkzeug der Wissensvermittlung nutzen zu wollen. Erste Versuche in diese Richtung fanden dann 2015 statt, als der Mitschnitt einer kompletten Konferenz auf unserem Kanal erschien, 2016 luden wir die ersten Fachvorträge hoch, die bei Stahl auf der Heide gehalten worden waren. Am 01. Januar 2016 hatte unser Kanal 1300 Abos zu verzeichnen.
In diesem Jahr fassten wir den Entschluss, dass nun die Zeit gekommen sei, auszuprobieren, ob wir den Kanal nicht auch richtig bespielen könnten. Glückes Geschick sorgte dafür, dass mit Friedrich Grahl jemand im Umfeld des Panzermuseums aktiv war, der genau derlei Bewegtbildproduktion wirklich gelernt hatte – als Beruf! Er stellte seinen Enthusiasmus und seine freie Zeit ehrenamtlich in den Dienst des Panzermuseum und produzierte die erste Staffel Geschichte(n) aus Stahl – bis heute unsere Premium-Reihe. Damals war noch nichts da – weder Ausrüstung hinter den Kulissen noch Erfahrung vor der Kamera. Aber das Motto unseres Kanals war schon damals inoffiziell und ist es bis heute noch: Einfach machen. Wir mieteten das notwendige Equipment bei einem Fachbetrieb in Hannover und konnten so einfach mal versuchen, wie das ganze klappt, ohne gleich ein Vermögen zu investieren – grundsätzlich ein guter Tipp für kleine Museen. Den Dreh der ersten fünf Folgen rissen wir an einem Tag ab, Schnitt und alles andere in den Folgetagen nach der Arbeit und am Wochenende. Und es passierte gleich ein episches Technikproblem: Weil die Audiosteckverbindung fehlerhaft war, haben alle 5 Folgen der ersten Staffel den gleichen miesen Sound. Aber das war nun nicht mehr zu ändern, denn weder von Zeit noch von Geld oder Motivation war an einen Nachdreh zu denken. Das musste jetzt so raus. Und es ging so raus.
Und trotz der Macken hob nun der Kanal plötzlich richtig ab: Am 10.12.2016 ging die erste Folge online, da wies der Kanal 2.000 Abos auf – am 10.12.2017 hat der Kanal die 10.000 Abos geknackt. Die Geschichte(n) aus Stahl (GaS) haben das Museum mit einem Schlag auf Youtube ein klein wenig bekannt gemacht. Damit war klar, dass das auf jeden Fall fortgesetzt werden sollte, die Frage war nur wie.
Gleichzeitig haben wir mit einem zweiten Format begonnen: Stahl, Schere, Papier (SSP). Während die GaS der Wissensvermittlung dienen sollten, sollte SSP den Kontakt zur Fanbase etablieren. Ziel des Formates war, von hinter den Kulissen zu berichten: Neuigkeiten sollten mitgeteilt werden, komplexe Hintergründe erläutert, kontroverse Entscheidungen begründet, Zusammenhänge klargemacht werden. SSP sollte der Transparenz dienen und das Museum nahbar und verständlich machen. Auch dieses Format ging, wie der ganze Kanal, furchtbar stokelig los: Mit einem alten Camcorder, auf Büchern balanciert, einem fehlerhaften Mikro (schon wieder!) und einem lächerlich schlechten Bild.
Aber unser Motto „Einfach versuchen“ zahlte sich aus hier aus: Die SSP sind ein wichtiger Kanal für die Kommunikation in beide Richtungen geworden. Wir können wichtige Entwicklungen nach außen kommunizieren und unsererseits die Reaktionen in den Kommentaren lesen und ein Gefühl für die Stimmung in der Fanbase gewinnen. Wirklich meta wurde es dann, als es SSP-Folgen über Kommentare zu SSP-Folgen gab:
Aber auch diese Folgen haben viel positives Feedback erhalten. SSP macht offenbar allen Seiten Spaß und wird daher konsequent weitergeführt – unregelmäßig, vielfältig, chaotisch.
Wir hatten zu diesem Zeitpunkt (2017) immer noch keine eigene Ausrüstung; das sollte sich bald ändern. Mit Unterstützung des Fördervereins konnten eine grundlegende Ausrüstung angeschafft werden – beileibe keine flashy Blingbling, aber alles, was man braucht. Die Sony Alpha von damals ist immer noch im Dienst, aber nach und nach ist das Equipment drumherum gewachsen. Ein vernünftiger Fieldmonitor, ein Slider, Licht, ein gutes Funkmikro (!!!). Stoffhintergründe usw. haben sich im Laufe der Jahre angesammelt, so dass das Panzermuseum nun eigene Produktionen auf einem vernünftigen Level hinbekommt. Nach der zweiten Staffel Geschichte(n) aus Stahl im Winter 2017 wurde daher das Staffelformat aufgegeben, weil dies immer eine hohe Belastung für alle Mitarbeiter:innen, vor allem aber für unseren ehrenamtlichen Producer bedeutet hat. Seitdem produzieren wir einzelne Folgen, wann immer sich die Gelegenheit bietet, selbst und dabei hat sich auch das Format deutlich verändern können. Waren die die ersten Folgen umständehalber immer noch auf unter 15min begrenzt, so war es durch die viel flexiblere Planung nun möglich, die Folgen viel größer anzulegen. Der Königstiger hat so eine Folge in Spielfilmlänge erhalten, die in drei Teile aufgeteilt wurde.
Überhaupt hat die Wissensvermittlung mittlerweile mehr als ein Format auf unserem Kanal. Laura Haendel hat mit ihrer Reihe über die Entwicklung des Stahlhelms im Ersten Weltkrieg nicht nur eine vorbildliche digitale Flankierung einer konventionellen Sonderausstellung bereitgestellt, sondern sich als Moderatorin des Kanals einen festen Platz erarbeitet.
Ihre objektbezogenen Videos sind ein ganz anderer Zugang zu unserer Sammlung und so eine hervorragende Erweiterung unseres Portfolios, die künftig noch deutlich ausgeweitet werden sollen.
Zusätzlich wurden noch weitere Formate geschaffen, die bestimmte Zielsetzungen erfüllen sollen. Die Reihe „Stimmt es eigentlich, …?“ nutzen wir, um kurze Videos zu produzieren, die oft gestellte Fragen kompakt beantworten sollen. Diese Videos sollen in sozialen Medien und Onlineforen verlinkt werden, um sich immer wiederholende Debatten abzukürzen Entgegen der üblichen Youtube-Mechanismen wird daher die Antwort auf die zu beantwortende Frage an den ANFANG des Videos gestellt.
Darüber hinaus nehmen wir uns immer mehr die (Sende-)Zeit, um spannende Fragen zur Panzerei im Detail zu beantworten – und die Fanbase nimmt diese Arbeit äußerst positiv auf. Entgegen den üblichen Annahmen, bei Youtube müsse radikal vereinfacht und verkürzt werden, haben gerade die langen, detaillierten Serien hohe Zugriffszahlen. Auch dies ist ein aufmunternder Tipp an kleine Museen: Ein Thema ist nicht chancenlos, wenn es nischig ist – diese Nischigkeit kann genau die CHANCE sein.
Menschlich besonders schön ist bei solchen Serien dann die Premierenfunktion von Youtube. Wenn die Premiere eines Videos früh genug beworben wird, entsteht eine schöne Atmosphäre des Miteinanders von Fans und Museum; die sozialen Medien sind dann im besten Sinne endlich mal wieder sozial. Bei unseren erfolgreichsten Premieren waren rund. 2000 Menschen gleichzeitig online – das macht schon sehr glücklich und belohnt für die Arbeit.
Dabei scheuen wir uns auch nicht, unseren Anspruch als politischer Akteur auch bei Youtube einzulösen. Wir gehen keinem Streit aus dem Wege, nur um Abos zu halten. Sei es, dass es um die „Unterdrückung durch das Merkelregime“ ging oder um das Gendern im Panzermuseum: Wir laden hoch, was wir meinen.
Das einzige, was wir nie richtig konnten, war eine professionelle Berichterstattung von Stahl auf der Heide. Hier kam uns seit 2014 ein Team zur Hilfe, das heute im Kern mit der Agentur Frierstein mitten im professionellen Medienleben steht. Nicht nur haben die uns hervorragende. toll geschnittene Berichte produziert und die Vorträge mitgeschnitten, sie haben auch das Livestreaming auf höchstem Niveau realisiert, das wir so im Leben nicht hinbekommen hätten.
Und so steht der Kanal des DPM nun nach zehn Jahren da: Inhaltlich vielfältig – von ernster Wissensvermittlung über Kommunikation und Werbung bis hin zu humorigen Inhalten; stilistisch chaotisch, aber immer mit einer eigenen Handschrift; gereift in der der Technik, aber immer noch immer mal wieder spürbar unprofessionell.
Mit diesen Eigenschaften haben wir einiges erreicht.
- Knapp 250 Videos sind online
- 18,4 Millionen Aufrufe dieser Videos sind bisher gezählt
- 2,7 Millionen Stunden sind das zusammen – also ca. 308 Jahre
- 2 Videos haben die Grenze von einer Million Aufrufen geknackt
- 20 Videos haben über eine Viertelmillion Aufrufe summiert
Und zum jetzigen Zeitpunkt steht das Museum bei knapp 94.000 Abos. Damit sind wir sehr weit vor allen anderen Häusern des deutschsprachigen Museumsraums. Der schärfste Konkurrent steht knapp vor 25.000 und danach nehmen die Zahlen rapide ab. Youtube ist für Museen im DACH-Gebiet offenbar kein wichtiger Kanal – was überraschend darf, wenn man sich in Erinnerung ruft, dass Youtube seit Jahren für junge Menschen die wichtigste Informationsplattform ist. Die Geschichte des DPM zeigt zumindest, dass ein Mangel an Geld und medialer Fachkenntnis kein Hindernis ist, wenn man dies durch Enthusiasmus ausgleichen kann.
2020 haben wir für unseren Kanal den Publikumspreis des Digamus Award gewonnen, was uns sehr gefreut hat. Unser Ziel ist jedoch eine andere Trophäe, nämlich der silberne Creator Award von Youtube. Diesen erhält ein Kanal für 100.000 Abos und wir wollen das erste deutschsprachige Museum sein, das diesen Award bekommt.
Also – empfehlen Sie uns weiter! 😉