Objekt des Monats 07/2023

Objekt des Monats 07/2023

Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum. Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten.

Computerspiel M1 Tank Platoon

Inv. Nr.: DPM 7.210.1-8

Das Computerspiel „M1 Tank Platoon“ erschien 1989 für den Atari ST und MS-DOS-PCs sowie 1990 für den Amiga. In der Taktiksimulation der Firma MicroProse wurde eines der Kernszenarien des Kalten Krieges nachgespielt: US-amerikanische Panzer sollen in Westdeutschland einen Angriff der Sowjetunion abwehren. Das Spiel kostete in der Bundesrepublik ca. 130 Mark, erschien auf Diskette und konnte mit Tastatur, Maus oder Joystick bedient werden. Für die Funktionsbelegung der Tastatur wurde ein Keynote-Overlay mitgeliefert sowie ein 200-seitiges Handbuch, das zusätzlich zur Erklärung der Spielmechanik auch einen Crashkurs in Panzertaktik enthielt: „Mit dieser Simulation können Sie die momentane Doktrin testen, oder Ihre eigenen Taktiken und Theorien entwerfen, um dann festzustellen, was in der Hitze des Gefechts passiert.“ (Zitat aus dem deutschen Handbuch, S. 3)

Das Spiel beginnt mit einem Schießtraining, wonach verschiedene Missionen gespielt werden können, bei denen es zwei verknüpfte Spielvarianten gab: Die Spieler:innen konnten als Zugführer vier US-amerikanische Kampfpanzer M1 auf einer Übersichtskarte befehligen und auch Infanterie, Artillerie und Luftunterstützung anfordern. M1 Tank Platoon war damit eines der ersten Panzer-Strategiespiele, die Ansätze des Gefechts der verbundenen Waffen berücksichtigten. Die einzelnen Panzer des Platoons konnten aber auch aus der Ego-Perspektive der Besatzung bedient werden. Hierbei stellten die verschiedenen Positionen im Panzer (spielbar waren Richtschütze, Fahrer und Kommandant) unterschiedliche Anforderungen an die Spieler:innen. Zudem war eine 3-D-Ansicht auf die Panzer im Gelände von außen möglich.

Eine Besonderheit des Spieles war es, dass die befehligten Panzerbesatzungen nach Abschluss einer Mission Erfahrungspunkte erhielten. Mit der Verteilung von Beförderungen und Auszeichnungen verbesserten sich die Spieleigenschaften des jeweiligen Besatzungsmitgliedes. Besaßen die Besatzungsmitglieder unterschiedlich hohe Erfahrungspunkte, konnte dies die Einsatzfähigkeit des Panzers in der Mission beeinflussen: Ein langsamer Ladeschützer hielt einen schnelleren Richtschützen auf. Die Vergabe von Erfahrungspunkten erhöhte zudem die Motivation der Spieler:innen, die Panzerbesatzungen vorsichtiger einzusetzen und am Leben zu erhalten. Wird die Besatzung im Spiel getötet, musste wieder mit einer „unerfahrenen“ Crew von Anfang an begonnen werden.

Im Unterschied zu den realen Kriegsszenarien des Kalten Krieges in der norddeutschen Tiefebene enthielt das Spiel keine atomare Komponente und blieb bei konventionellen Panzerschlachten.

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Objekt des Monats 06/2023

Objekt des Monats 06/2023

Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum. Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten.

Buch „Vier Panzersoldaten und ein Hund“ ca. 1970

Inv. Nr.: DPM 6.2163

Im Jahr 1964 veröffentlichte Janusz Przymanowski den Roman „Vier Panzersoldaten und ein Hund“ (Czterej pancerni i pies) über die Erlebnisse einer Panzerbesatzung eines T-34 im Zweiten Weltkrieg. Darin schmuggelt sich der Protagonist Jan Kos nur 15-jährig in die im Jahr 1943 aufgestellte 1. polnische Infanterie-Division „Tadeusz Kościuszko“ und versucht, seinen verschollenen Vater zu finden. Er wird mit seinem Hund „Scharik“ Besatzungsmitglied eines T-34 namens „Rudy“ (wörtlich in etwa: Rotschopf; in der deutschen Übersetzung: Rotfuchs), benannt nach einer rothaarigen Sanitäterin in der Geschichte. Die Besatzung besteht zu Beginn aus einem sowjetischen Kommandanten, dem polnischen Protagonisten, einem Oberschlesier und einem Georgier. Sie startet als Teil einer Panzerbrigade in Sielce an der Oka und nimmt an zahlreichen Schlachten bis zur Befreiung Warschaus im Januar 1945 teil. Die Erzählung verläuft entlang dieser Geschichte, der Fokus liegt jedoch auf dem Verhältnis der Besatzung zueinander und ihrer Abenteuer, die sie mit Witz und List bestehen.

Die Geschichte wurde als Fernsehserie verfilmt und erstmals am 9. Mai 1966 im polnischen Fernsehen ausgestrahlt. Eigentlich sollte sie nur acht Episoden enthalten, war jedoch so beliebt, dass Przymanowski zwei weitere Bücher schrieb, die die Serie auf insgesamt 21 Episoden in drei Staffeln verlängerten und mit der Schlacht um Berlin endeten. Die Serie erhielt schnell Kultstatus und wurde häufig im polnischen Fernsehen wiederholt. Im Jahr 1968 besaßen etwa 37% der polnischen Haushalte einen Fernseher und die Regierung nahm mittlerweile das Fernsehen als Medium für ideologische Inhalte ernst. Offensichtliche Partei- und Systempropaganda war jedoch bei den polnischen Zuschauer:innen sehr unbeliebt. Auch gab es grundlegende Kritik an der Menge und Art der ausgestrahlten Kriegsfilme und –serien und eine Sehnsucht nach leichter, gewaltfreier Unterhaltung.

Die Bücher und die Serie „Vier Panzersoldaten und ein Hund“ waren so beliebt, weil sie viele Schattenseiten des Krieges ausblendeten oder diese mit nachfolgenden humoristischen Szenen ausglichen. Dies trifft insbesondere auf die Serie zu, die beispielsweise die Besichtigung des befreiten Konzentrationslager Majdanek durch die Panzerbesatzung auslässt, die im Buch beschrieben wurde. Die Geschichte bot der polnischen Gesellschaft eine Interpretation des Zweiten Weltkrieges an, welche sich auf den patriotischen Befreiungskampf von Polen gegen Deutschland konzentrierte – an der Seite der Sowjetunion. Dies kondensiert sich im Buch in der Ansprache eines Generals, vor dem Vorstoß über die Weichsel: „Denkt dran, es gibt keinen Rückweg. Wo wir sind, ist die Grenze unseres Vaterlandes.“ Die Einsätze und der Umgang mit dem Panzer sind stark vereinfacht dargestellt. So wird „Rudy“ ungeachtet der Schäden stets schnell geborgen und repariert. Er erhält beispielsweise innerhalb weniger Stunden einen neuen Motor und als die Kanone beschädigt wurde, sägt der Mechaniker sie kurzerhand mit einer Handsäge etwas kürzer. Selbstverständlich trifft die Besatzung damit weiterhin ihre Ziele.

Einige Leser:innen und Zuschauer:innen erkannten jedoch auch subtile Hinweise auf die problematische sowjetisch-polnische Geschichte, beispielsweise in der Biografie des Protagonisten Jan Kos, der sich zu Beginn der Erzählung in Sibirien befand – wohin viele Pol:innen bei der sowjetischen Annexion Ostpolens im Jahr 1939 deportiert worden sind. Der Fokus liegt auf einer leichten Heldengeschichte, doch es werden auch ernste Themen angesprochen. Der minderjährige Protagonist erkennt sich beispielsweise in einem jungen Wehrmachtsoldaten wieder, den er getötet hatte, woraufhin sein sowjetischer Kommandant entgegnet: „Nicht wir haben diesen Krieg begonnen und nicht ihr. Sie waren es. […] Wir werden uns erinnern, daß es Menschen sind, wenn endlich Schluß ist und wir ihnen die Waffen weggenommen haben. Jetzt darf man nicht daran denken“ […].“Auch werden die Ängste der Panzersoldaten zumindest angedeutet, indem sie beispielsweise vor dem Einsatz brennbares Material soweit möglich aus dem Panzer entfernten – außer die Kuscheldecke des Hundes.

Przymanowskis Bücher erschienen auch auf Deutsch in der Reihe „Spannend erzählt“ vom Verlag Neues Leben, der in der DDR Jugendliteratur herausgab. Dieser Band stellt eine gekürzte Fassung der ersten beiden Bände dar; die Geschichte endet vor der Überschreitung der Oder. Bebildert ist das Buch von Karl Fischer, einem der bekanntesten Jugendbuchillustratoren der DDR. Auch die Serie war über Polen hinaus in vielen Staaten der UdSSR beliebt und die etwa einstündigen Folgen wurden ab 1968 auch wöchentlich in der DDR ausgestrahlt.

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Objekt des Monats 05/2023

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Banknote aus Laos, 1979

Inv. Nr.: DPM 6.2155

Die Demokratischen Volksrepublik Laos gab im Jahr 1979 im Rahmen einer Währungsreform neue Geldscheine in der Landeswährung Kip heraus. Die 20-Kip-Noten zieren ein eher ungewöhnliches Motiv: Panzer vom Typ T-54. Die Gestaltung von Banknoten eines Landes ist auch immer ein Ausdruck seiner kulturellen und nationalen Identität und seiner Geschichte.

Im Laotischen Bürgerkrieg zwischen 1959 und 1975 hatte die Königliche Laotische Armee mit US-amerikanischer Unterstützung gegen den militärischen Arm der kommunistischen Widerstandsgruppe Pathet Lao gekämpft. Die ab 1965 „Laotische Volksbefreiungsarmee“ genannten Rebellen wurden vom kommunistisch regierten Nordvietnam unterstützt und erhielten auch sowjetische Waffen. Der Laotische Bürgerkrieg stand damit im engen Zusammenhang mit dem gleichzeitig laufenden Vietnamkrieg, in welchem sich die Supermächte ebenfalls gegenüberstanden. Die US-Armee bombardierte Teile von Laos, um die nordvietnamesischen und kommunistischen laotischen Kämpfer und ihre Versorgungslinien zu bekämpfen. Bis heute sind große Teile des Landes durch Folgen der US-Chemiewaffen und Blindgänger verseucht. Nach dem Laotischen Bürgerkrieg übernahmen schließlich im Jahr 1975 die Kommunisten die Regierung. Sie wandelten die Guerillaarmee zu einer konventionellen staatlichen Armee um, die vor allem im Inneren zur Stabilisierung des Regimes eingesetzt wurde.

Bereits vor der Machtübernahme hatten die Kommunisten eine eigene Währung in den von ihnen kontrollierten Gebieten herausgegeben – den „Befreiungs-Kip“. Die Motive auf den Geldscheinen sollten die Zukunft einer von „Imperialisten“ befreiten kommunistischen Gesellschaft in Wohlstand und Frieden zeigen. Dieser Bildsprache folgten auch die im Jahr 1979 eingeführten Motive; sie zeigen die Arbeit auf dem Land, den Fabriken und in der Armee als Symbole wirtschaftlicher und technischer Entwicklung und militärischer Macht. Bei der Übernahme der Regierung im Jahr 1975 lebten 80 % der Bevölkerung von der Subsistenzwirtschaft.

Auf dem 20-Kip-Schein aus dem Jahr 1979 sind auf der einen Seite Maschinen einer Textilfabrik und auf der anderen Seite zwei Panzer zu sehen, neben ihnen marschieren Soldaten am Flussufer des Mekong, auf dem ein Patrouillenbooten fährt. Laos hat keinen Zugang zum Meer, doch der Mekong bildet die westliche Landesgrenze zu Thailand und Myanmar. Die Laotische Volksrepublik besaß enge politische und militärische Beziehungen zu der Sowjetunion, die ihr die abgebildeten T-54 sowie T-55-Panzer im Jahr 1975 geliefert hatte. Bis heute nutzt das Land noch 15 Modelle des Typs T-54/T-55. Erst kürzlich tauschte Laos ihre außer Dienst gestellten T-34/85 gegen T-72 mit Russland. Die schlechte ökonomische Lage des Landes und das Fehlen einer externen militärischen Bedrohung verhindern bis heute eine technische Modernisierung der Armee.

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Objekt des Monats 04/2023

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Souvenir aus Munitionshülsen, 2022

Inv. Nr.: DPM 7.276

In den 1990er Jahren zerfiel die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien. Die jugoslawische Teilrepublik Bosnien und Herzegowina wurde im Jahr 1992 als eigenständige Republik ausgerufen und durch die Europäische Gemeinschaft (heute EU) und die USA anerkannt. Die ethnisch-politischen Spannungen zwischen den Bosniak:innen, Kroat:innen und Serb:innen im Land gipfelten daraufhin in einen Bürgerkrieg, in dem ethnische Säuberungen und zahlreiche Verbrechen verübt wurden. Trotz eines Waffenembargos dauerte der Krieg bis ins Jahr 1995, in den auch UN-Truppen involviert waren. Bis heute steht Bosnien und Herzegowina militärisch und politisch teilweise unter internationaler Kontrolle.

In Sarajevo, der Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina, sind Spuren des Krieges bis heute zu sehen. Viele Häuser zeigen heute noch Einschusslöcher. Die bosniakisch-muslimisch geprägte Stadt wurde fast vier Jahre lang von der Armee der bosnischen Serben belagert. In der Belagerung von Sarajevo wurden auch Panzer eingesetzt. Die Stadt liegt in einem Tal und während der Belagerung positionierte die bosnisch-serbische Armee auf den umliegenden Anhöhen Artillerie, Mörser und Panzer. Die Stadt war Regierungssitz und auch ausländische NGOs, Journalist:innen sowie UN-Soldaten befanden sich darin. Artilleriebeschuss und der massive Einsatz von Scharfschützen töteten viele Zivilist:innen und prägte sich tief in das kollektive Gedächtnis der Bosniak:innen ein.

Auch in den Souvenirständen in der historischen Altstadt ist der Krieg heute noch präsent: Neben Ausrüstungsgegenständen werden dort auch Überreste des Krieges künstlerisch verarbeitet. Sarajevo hat eine lange Tradition des Metallhandwerks, bereits im 16. Jahrhundert erhielten Kupferschmiede in der damals osmanischen Stadt einen eigenen Basar für ihre Waren. In der Kupferschmiedgasse finden sich neben Teegeschirr und Ziertellern auch aus Artillerie- und Gewehrhülsen gefertigte Kugelschreiber, Blumenvasen und Panzerfiguren. Einige der Kupferschmiede begannen nach Ende des Krieges, das massenhaft in der Region vorhandene Material zu sammeln und es zu Nützlichem, Schönem und Souvenirs für Tourist:innen zu verarbeiten. Die Panzerfigur ist aus unterschiedlichen Munitionstypen hergestellt. Die Nummern auf einigen der goldfarben lackierten Hülsen deuten darauf hin, dass sie Ende der 1970er Jahre in China hergestellt wurden. Die Kurzpatrone M 43 wurde neben der Chinesischen Volksbefreiungsarmee auch von der Roten Armee und den Armeen der Warschauer Vertragsorganisation genutzt. Diese Munition könnte im Bosnienkrieg verschossen worden sein und aus jugoslawischen Restbeständen von chinesischen Exportgütern stammen oder nachträglich für die Herstellung der Souvenirs angekauft worden sein.

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Objekt des Monats 03/2023

Objekt des Monats 03/2023

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Filmplakat „Lebanon“, 2009

Inv. Nr.: DPM 6.2153

„Lebanon“ aus dem Jahr 2009 ist der erste Spielfilm des Regisseurs Samuel Maoz. Er verarbeitete darin seine Erlebnisse als Richtschütze eines Panzers im Libanonkrieg im Jahr 1982. Als erster israelischer Regisseur gewann er mit „Lebanon“ den Goldenen Löwen in Venedig.

Im Juni 1982 begann Israel die Invasion des Libanon mit dem Ziel, Operationsbasen der Palästinensischen Befreiungsorganisation (Palestine Liberation Organization, PLO) zu zerstören. Diese hatten vom Staatsgebiet des Libanon aus wiederholt Israel angegriffen und Terroranschläge durchgeführt. Der Libanon selbst wurde bereits seit Jahren von einem Bürgerkrieg zerrüttet, in welchem die syrischen Streitkräfte verwickelt waren.

Der Film begleitet die israelische Besatzung eines Panzers vom Typ Scho’t, der auf dem britischen Kampfpanzer Centurion basiert, bei ihrem ersten Tag im Libanonkrieg. Sie begleiten Fallschirmjäger der israelischen Armee und haben keinerlei Kampferfahrung. Ihr Auftrag ist es, eine bereits von der israelischen Luftwaffe bombardierte Stadt im Libanon nach gegnerischen Kombattanten zu durchsuchen. Bis auf wenige Ausnahmen spielt der gesamte Film im Panzer. Die Zuschauer:innen können die Außenwelt nur durch die Optik des Richtschützen wahrnehmen und die Szenen wirken recht unverbunden wie Flashbacks aus der Erinnerung. Der Fokus liegt auf dem klaustrophobischen Kriegserlebnis im Panzer und auf dem emotionalen Konflikt der Besatzung.

Ein zentraler Konflikt ist der Umgang mit der Entscheidung zu töten oder nicht zu töten und der Angst vor dem getötet werden, wenn man nicht tötet. In einem Interview beschreibt der Regisseur diese Entscheidung als besonders schwierig als Panzersoldat. Als Pilot töte man ohne direkten Sichtkontakt und als Infanterist sei man direkt körperlich bedroht, doch als Panzersoldat sei man hinter der Stahlwand etwas geschützt, weshalb der Akt des Tötens „berechnender“ und „kaltblütiger“ sei. Beispielhaft für diese Entscheidung ist eine der ersten Szenen des Films: Die Besatzung bewegt sich gemeinsam mit den Soldaten durch das Gelände und ihnen fährt ein PKW entgegen. Der Richtschütze kann sich nicht überwinden auf das Fahrzeug zu schießen und die Männer im PKW töten einen israelischen Soldaten. Seine Leiche wird in den Panzer gelegt. Bei dem darauffolgenden Fahrzeug drückt der Richtschütze ohne vorherige Warnschüsse ab. In diesem sitzt jedoch ein Zivilist, den er schwer verstümmelt. Dem Handelnden werden die Konsequenzen seiner Entscheidungen direkt vor Augen geführt.

Das Filmplakat zeigt den Panzer in einem Sonnenblumenfeld. Es ist eine der wenigen Aufnahmen, die nicht im Panzer spielen und die letzte Szene des Films, worin sich die Besatzung nach ihrem ersten Tag im Kriegseinsatz wiederfindet. Die an diesem Tag erlebten Grauen stehen in einem bizarren Kontrast zu dem friedlichen und idyllischen Sonnenblumenfeld.

Der Film fügt sich in eine Reihe israelischer Filme dieser Zeit, welche sich entheroisierend mit Krieg beschäftigen und in welchen das persönliche Trauma im Vordergrund steht. „Lebanon“ erhielt vornehmlich positive Resonanz. Kritisiert wurde jedoch, dass der politische Kontext und damit die Frage der Verantwortung für den auch in Israel umstrittenen Krieg ausgeblendet wird. Samuel Maoz betont, dass es sich bei dem Film explizit um seine persönliche, subjektive Perspektive und seine Erlebnisse im Krieg handelt. Zudem habe er sich dafür entschieden, die Zuschauer:innen vornehmlich auf der emotionalen Ebene anzusprechen, wofür eine stärkere Verortung unnötig sei. Durch die Austauschbarkeit des Settings solle der Film so ein allgemeingültiger „Anti-Kriegsfilm“ sein.

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Objekt des Monats 02/2023

Objekt des Monats 02/2023

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Mitgliedsmarke Bund jüdischer Frontsoldaten, ca. 1920er

Inv. Nr.: DPM 6.2171

Die Erlaubnis, Militärdienst leisten zu dürfen, wurde von vielen deutschen Juden als ein Baustein zu ihrer Gleichstellung wahrgenommen. Im Ersten Weltkrieg kämpften etwa 96.000 jüdische Soldaten, die jedoch mit antisemitischer Diskriminierung konfrontiert waren. Im Jahr 1916 ordnete das Kriegsministerium sogar eine „Judenzählung“ an – angeblich, um Beschuldigungen aus der Bevölkerung zu überprüfen, Juden würden sich vor dem Militärdienst drücken. Diese Zählung wurde insbesondere von patriotischen Juden als Affront wahrgenommen.

In der Revolution von 1918 beteiligten sich auch einige Juden bzw. Menschen mit jüdischer Abstammung. Die Masse der jüdischen Bürger war jedoch eher liberal bis konservativ eingestellt, einige dienten auch in den Freikorps. Trotzdem verknüpfte die Rechte das Feindbild des „Juden“ nun auch mit dem des Revolutionärs und vor allem des Sündenbocks für die Niederlage im Krieg, die zur „Dolchstoßlegende“ wurde. Dies hatte konkrete Auswirkungen: Zwar garantierte die Verfassung der Weimarer Republik Juden und Jüdinnen Gleichberechtigung, doch der Antisemitismus der deutschen Gesellschaft entlud sich in Gewalt gegen den jüdischen Teil der Bevölkerung. In dieser Zeit konnten nationalsozialistische Parteien auch erste politische Erfolge verbuchen.

Der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten (RjF) gründete sich Anfang 1919. In der Zeit seines Bestehens umfasste er 30.000 bis 40.000 Mitglieder. Er war die Interessensvertretung jüdischer Soldaten, schützte aber auch jüdische Einrichtungen vor antisemitischen Angriffen. Der Bund stellte sich den Verleumdungskampagnen mit Aufklärungsarbeit und Publikationen entgegen, welche die Leistungen jüdischer Soldaten im Ersten Weltkrieg zusammentrugen. Der RjF war wie ein Verein organisiert. Seine Mitglieder entrichteten einen Mitgliedsbeitrag und erhielten dafür Marken, die sie zum Nachweis in ihr Mitgliedsheft klebten.

Mit der Beruhigung der wirtschaftlichen und der Stabilisierung der politischen Lage gingen auch die antisemitischen Angriffe zurück, bis sie mit der Machtübernahme der NSDAP im Jahr 1933 zur Staatsdoktrin wurden. Während jüdische Weltkriegsveteranen einerseits wie der Rest der jüdischen Bevölkerung massiver Repression und Gewaltexzessen ausgesetzt waren, erhielten die Frontkämpfer zunächst gewisse Vorteile. So waren sie beispielsweise vom „Arierparagraphen“ des neuen Berufsbeamtengesetzes ausgenommen und erhielten gemeinsam mit den anderen deutschen Weltkriegsveteranen Auszeichnungen und höhere Sozialleistungen.

In der Reichswehr hatte nur eine sehr kleine Zahl jüdischer Soldaten gedient. Das Wehrgesetz vom März 1935 schloss Juden vom Dienst in den Streitkräften aus. Dies war eine gezielte Herabsetzung, da der Wehrdienst, ob als Wehrpflichtiger oder längerdienender Soldat geleistet, als Ehrendienst verstanden wurde, der nur vollwertigen Bürgern zustand. Der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten verfasste Bittschreiben, dass der Dienst von Juden in der Wehrmacht erlaubt werde und veröffentlichte noch Ende Mai eine Durchhalteparole an seine Mitglieder; die Zeiten würden sich schon wieder bessern. Mit den „Nürnberger Gesetzen“ vom 15. September 1935 sah der RjF schließlich seine eklatante Fehleinschätzung ein und unterstützte die Auswanderung von Juden und Jüdinnen aus Deutschland. Ab August 1936 verbot die Regierung Tätigkeiten des Reichsbundes, die über die Betreuung jüdischer Kriegsopfer hinausgingen. Nach der Reichspogromnacht vom 9.-10. November 1938 musste er seine Arbeit beenden und löste sich auf. Seine Mitglieder, welche nicht rechtzeitig fliehen konnten, wurden wie die anderen Jüdinnen und Juden unter deutscher Herrschaft verfolgt, verschleppt und ermordet.

Im Jahr 2006 gründeten Soldaten der Bundeswehr den Bund jüdischer Soldaten e.V. als Nachfolgeorganisation des Reichsbundes.

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