Objekt des Monats 05/2023

Objekt des Monats 05/2023

Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum. Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten.

Banknote aus Laos, 1979

Inv. Nr.: DPM 6.2155

Die Demokratischen Volksrepublik Laos gab im Jahr 1979 im Rahmen einer Währungsreform neue Geldscheine in der Landeswährung Kip heraus. Die 20-Kip-Noten zieren ein eher ungewöhnliches Motiv: Panzer vom Typ T-54. Die Gestaltung von Banknoten eines Landes ist auch immer ein Ausdruck seiner kulturellen und nationalen Identität und seiner Geschichte.

Im Laotischen Bürgerkrieg zwischen 1959 und 1975 hatte die Königliche Laotische Armee mit US-amerikanischer Unterstützung gegen den militärischen Arm der kommunistischen Widerstandsgruppe Pathet Lao gekämpft. Die ab 1965 „Laotische Volksbefreiungsarmee“ genannten Rebellen wurden vom kommunistisch regierten Nordvietnam unterstützt und erhielten auch sowjetische Waffen. Der Laotische Bürgerkrieg stand damit im engen Zusammenhang mit dem gleichzeitig laufenden Vietnamkrieg, in welchem sich die Supermächte ebenfalls gegenüberstanden. Die US-Armee bombardierte Teile von Laos, um die nordvietnamesischen und kommunistischen laotischen Kämpfer und ihre Versorgungslinien zu bekämpfen. Bis heute sind große Teile des Landes durch Folgen der US-Chemiewaffen und Blindgänger verseucht. Nach dem Laotischen Bürgerkrieg übernahmen schließlich im Jahr 1975 die Kommunisten die Regierung. Sie wandelten die Guerillaarmee zu einer konventionellen staatlichen Armee um, die vor allem im Inneren zur Stabilisierung des Regimes eingesetzt wurde.

Bereits vor der Machtübernahme hatten die Kommunisten eine eigene Währung in den von ihnen kontrollierten Gebieten herausgegeben – den „Befreiungs-Kip“. Die Motive auf den Geldscheinen sollten die Zukunft einer von „Imperialisten“ befreiten kommunistischen Gesellschaft in Wohlstand und Frieden zeigen. Dieser Bildsprache folgten auch die im Jahr 1979 eingeführten Motive; sie zeigen die Arbeit auf dem Land, den Fabriken und in der Armee als Symbole wirtschaftlicher und technischer Entwicklung und militärischer Macht. Bei der Übernahme der Regierung im Jahr 1975 lebten 80 % der Bevölkerung von der Subsistenzwirtschaft.

Auf dem 20-Kip-Schein aus dem Jahr 1979 sind auf der einen Seite Maschinen einer Textilfabrik und auf der anderen Seite zwei Panzer zu sehen, neben ihnen marschieren Soldaten am Flussufer des Mekong, auf dem ein Patrouillenbooten fährt. Laos hat keinen Zugang zum Meer, doch der Mekong bildet die westliche Landesgrenze zu Thailand und Myanmar. Die Laotische Volksrepublik besaß enge politische und militärische Beziehungen zu der Sowjetunion, die ihr die abgebildeten T-54 sowie T-55-Panzer im Jahr 1975 geliefert hatte. Bis heute nutzt das Land noch 15 Modelle des Typs T-54/T-55. Erst kürzlich tauschte Laos ihre außer Dienst gestellten T-34/85 gegen T-72 mit Russland. Die schlechte ökonomische Lage des Landes und das Fehlen einer externen militärischen Bedrohung verhindern bis heute eine technische Modernisierung der Armee.

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Objekt des Monats 04/2023

Objekt des Monats 04/2023

Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum. Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten.

Souvenir aus Munitionshülsen, 2022

Inv. Nr.: DPM 7.276

In den 1990er Jahren zerfiel die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien. Die jugoslawische Teilrepublik Bosnien und Herzegowina wurde im Jahr 1992 als eigenständige Republik ausgerufen und durch die Europäische Gemeinschaft (heute EU) und die USA anerkannt. Die ethnisch-politischen Spannungen zwischen den Bosniak:innen, Kroat:innen und Serb:innen im Land gipfelten daraufhin in einen Bürgerkrieg, in dem ethnische Säuberungen und zahlreiche Verbrechen verübt wurden. Trotz eines Waffenembargos dauerte der Krieg bis ins Jahr 1995, in den auch UN-Truppen involviert waren. Bis heute steht Bosnien und Herzegowina militärisch und politisch teilweise unter internationaler Kontrolle.

In Sarajevo, der Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina, sind Spuren des Krieges bis heute zu sehen. Viele Häuser zeigen heute noch Einschusslöcher. Die bosniakisch-muslimisch geprägte Stadt wurde fast vier Jahre lang von der Armee der bosnischen Serben belagert. In der Belagerung von Sarajevo wurden auch Panzer eingesetzt. Die Stadt liegt in einem Tal und während der Belagerung positionierte die bosnisch-serbische Armee auf den umliegenden Anhöhen Artillerie, Mörser und Panzer. Die Stadt war Regierungssitz und auch ausländische NGOs, Journalist:innen sowie UN-Soldaten befanden sich darin. Artilleriebeschuss und der massive Einsatz von Scharfschützen töteten viele Zivilist:innen und prägte sich tief in das kollektive Gedächtnis der Bosniak:innen ein.

Auch in den Souvenirständen in der historischen Altstadt ist der Krieg heute noch präsent: Neben Ausrüstungsgegenständen werden dort auch Überreste des Krieges künstlerisch verarbeitet. Sarajevo hat eine lange Tradition des Metallhandwerks, bereits im 16. Jahrhundert erhielten Kupferschmiede in der damals osmanischen Stadt einen eigenen Basar für ihre Waren. In der Kupferschmiedgasse finden sich neben Teegeschirr und Ziertellern auch aus Artillerie- und Gewehrhülsen gefertigte Kugelschreiber, Blumenvasen und Panzerfiguren. Einige der Kupferschmiede begannen nach Ende des Krieges, das massenhaft in der Region vorhandene Material zu sammeln und es zu Nützlichem, Schönem und Souvenirs für Tourist:innen zu verarbeiten. Die Panzerfigur ist aus unterschiedlichen Munitionstypen hergestellt. Die Nummern auf einigen der goldfarben lackierten Hülsen deuten darauf hin, dass sie Ende der 1970er Jahre in China hergestellt wurden. Die Kurzpatrone M 43 wurde neben der Chinesischen Volksbefreiungsarmee auch von der Roten Armee und den Armeen der Warschauer Vertragsorganisation genutzt. Diese Munition könnte im Bosnienkrieg verschossen worden sein und aus jugoslawischen Restbeständen von chinesischen Exportgütern stammen oder nachträglich für die Herstellung der Souvenirs angekauft worden sein.

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Objekt des Monats 03/2023

Objekt des Monats 03/2023

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Filmplakat „Lebanon“, 2009

Inv. Nr.: DPM 6.2153

„Lebanon“ aus dem Jahr 2009 ist der erste Spielfilm des Regisseurs Samuel Maoz. Er verarbeitete darin seine Erlebnisse als Richtschütze eines Panzers im Libanonkrieg im Jahr 1982. Als erster israelischer Regisseur gewann er mit „Lebanon“ den Goldenen Löwen in Venedig.

Im Juni 1982 begann Israel die Invasion des Libanon mit dem Ziel, Operationsbasen der Palästinensischen Befreiungsorganisation (Palestine Liberation Organization, PLO) zu zerstören. Diese hatten vom Staatsgebiet des Libanon aus wiederholt Israel angegriffen und Terroranschläge durchgeführt. Der Libanon selbst wurde bereits seit Jahren von einem Bürgerkrieg zerrüttet, in welchem die syrischen Streitkräfte verwickelt waren.

Der Film begleitet die israelische Besatzung eines Panzers vom Typ Scho’t, der auf dem britischen Kampfpanzer Centurion basiert, bei ihrem ersten Tag im Libanonkrieg. Sie begleiten Fallschirmjäger der israelischen Armee und haben keinerlei Kampferfahrung. Ihr Auftrag ist es, eine bereits von der israelischen Luftwaffe bombardierte Stadt im Libanon nach gegnerischen Kombattanten zu durchsuchen. Bis auf wenige Ausnahmen spielt der gesamte Film im Panzer. Die Zuschauer:innen können die Außenwelt nur durch die Optik des Richtschützen wahrnehmen und die Szenen wirken recht unverbunden wie Flashbacks aus der Erinnerung. Der Fokus liegt auf dem klaustrophobischen Kriegserlebnis im Panzer und auf dem emotionalen Konflikt der Besatzung.

Ein zentraler Konflikt ist der Umgang mit der Entscheidung zu töten oder nicht zu töten und der Angst vor dem getötet werden, wenn man nicht tötet. In einem Interview beschreibt der Regisseur diese Entscheidung als besonders schwierig als Panzersoldat. Als Pilot töte man ohne direkten Sichtkontakt und als Infanterist sei man direkt körperlich bedroht, doch als Panzersoldat sei man hinter der Stahlwand etwas geschützt, weshalb der Akt des Tötens „berechnender“ und „kaltblütiger“ sei. Beispielhaft für diese Entscheidung ist eine der ersten Szenen des Films: Die Besatzung bewegt sich gemeinsam mit den Soldaten durch das Gelände und ihnen fährt ein PKW entgegen. Der Richtschütze kann sich nicht überwinden auf das Fahrzeug zu schießen und die Männer im PKW töten einen israelischen Soldaten. Seine Leiche wird in den Panzer gelegt. Bei dem darauffolgenden Fahrzeug drückt der Richtschütze ohne vorherige Warnschüsse ab. In diesem sitzt jedoch ein Zivilist, den er schwer verstümmelt. Dem Handelnden werden die Konsequenzen seiner Entscheidungen direkt vor Augen geführt.

Das Filmplakat zeigt den Panzer in einem Sonnenblumenfeld. Es ist eine der wenigen Aufnahmen, die nicht im Panzer spielen und die letzte Szene des Films, worin sich die Besatzung nach ihrem ersten Tag im Kriegseinsatz wiederfindet. Die an diesem Tag erlebten Grauen stehen in einem bizarren Kontrast zu dem friedlichen und idyllischen Sonnenblumenfeld.

Der Film fügt sich in eine Reihe israelischer Filme dieser Zeit, welche sich entheroisierend mit Krieg beschäftigen und in welchen das persönliche Trauma im Vordergrund steht. „Lebanon“ erhielt vornehmlich positive Resonanz. Kritisiert wurde jedoch, dass der politische Kontext und damit die Frage der Verantwortung für den auch in Israel umstrittenen Krieg ausgeblendet wird. Samuel Maoz betont, dass es sich bei dem Film explizit um seine persönliche, subjektive Perspektive und seine Erlebnisse im Krieg handelt. Zudem habe er sich dafür entschieden, die Zuschauer:innen vornehmlich auf der emotionalen Ebene anzusprechen, wofür eine stärkere Verortung unnötig sei. Durch die Austauschbarkeit des Settings solle der Film so ein allgemeingültiger „Anti-Kriegsfilm“ sein.

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Objekt des Monats 02/2023

Objekt des Monats 02/2023

Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum. Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten.

Mitgliedsmarke Bund jüdischer Frontsoldaten, ca. 1920er

Inv. Nr.: DPM 6.2171

Die Erlaubnis, Militärdienst leisten zu dürfen, wurde von vielen deutschen Juden als ein Baustein zu ihrer Gleichstellung wahrgenommen. Im Ersten Weltkrieg kämpften etwa 96.000 jüdische Soldaten, die jedoch mit antisemitischer Diskriminierung konfrontiert waren. Im Jahr 1916 ordnete das Kriegsministerium sogar eine „Judenzählung“ an – angeblich, um Beschuldigungen aus der Bevölkerung zu überprüfen, Juden würden sich vor dem Militärdienst drücken. Diese Zählung wurde insbesondere von patriotischen Juden als Affront wahrgenommen.

In der Revolution von 1918 beteiligten sich auch einige Juden bzw. Menschen mit jüdischer Abstammung. Die Masse der jüdischen Bürger war jedoch eher liberal bis konservativ eingestellt, einige dienten auch in den Freikorps. Trotzdem verknüpfte die Rechte das Feindbild des „Juden“ nun auch mit dem des Revolutionärs und vor allem des Sündenbocks für die Niederlage im Krieg, die zur „Dolchstoßlegende“ wurde. Dies hatte konkrete Auswirkungen: Zwar garantierte die Verfassung der Weimarer Republik Juden und Jüdinnen Gleichberechtigung, doch der Antisemitismus der deutschen Gesellschaft entlud sich in Gewalt gegen den jüdischen Teil der Bevölkerung. In dieser Zeit konnten nationalsozialistische Parteien auch erste politische Erfolge verbuchen.

Der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten (RjF) gründete sich Anfang 1919. In der Zeit seines Bestehens umfasste er 30.000 bis 40.000 Mitglieder. Er war die Interessensvertretung jüdischer Soldaten, schützte aber auch jüdische Einrichtungen vor antisemitischen Angriffen. Der Bund stellte sich den Verleumdungskampagnen mit Aufklärungsarbeit und Publikationen entgegen, welche die Leistungen jüdischer Soldaten im Ersten Weltkrieg zusammentrugen. Der RjF war wie ein Verein organisiert. Seine Mitglieder entrichteten einen Mitgliedsbeitrag und erhielten dafür Marken, die sie zum Nachweis in ihr Mitgliedsheft klebten.

Mit der Beruhigung der wirtschaftlichen und der Stabilisierung der politischen Lage gingen auch die antisemitischen Angriffe zurück, bis sie mit der Machtübernahme der NSDAP im Jahr 1933 zur Staatsdoktrin wurden. Während jüdische Weltkriegsveteranen einerseits wie der Rest der jüdischen Bevölkerung massiver Repression und Gewaltexzessen ausgesetzt waren, erhielten die Frontkämpfer zunächst gewisse Vorteile. So waren sie beispielsweise vom „Arierparagraphen“ des neuen Berufsbeamtengesetzes ausgenommen und erhielten gemeinsam mit den anderen deutschen Weltkriegsveteranen Auszeichnungen und höhere Sozialleistungen.

In der Reichswehr hatte nur eine sehr kleine Zahl jüdischer Soldaten gedient. Das Wehrgesetz vom März 1935 schloss Juden vom Dienst in den Streitkräften aus. Dies war eine gezielte Herabsetzung, da der Wehrdienst, ob als Wehrpflichtiger oder längerdienender Soldat geleistet, als Ehrendienst verstanden wurde, der nur vollwertigen Bürgern zustand. Der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten verfasste Bittschreiben, dass der Dienst von Juden in der Wehrmacht erlaubt werde und veröffentlichte noch Ende Mai eine Durchhalteparole an seine Mitglieder; die Zeiten würden sich schon wieder bessern. Mit den „Nürnberger Gesetzen“ vom 15. September 1935 sah der RjF schließlich seine eklatante Fehleinschätzung ein und unterstützte die Auswanderung von Juden und Jüdinnen aus Deutschland. Ab August 1936 verbot die Regierung Tätigkeiten des Reichsbundes, die über die Betreuung jüdischer Kriegsopfer hinausgingen. Nach der Reichspogromnacht vom 9.-10. November 1938 musste er seine Arbeit beenden und löste sich auf. Seine Mitglieder, welche nicht rechtzeitig fliehen konnten, wurden wie die anderen Jüdinnen und Juden unter deutscher Herrschaft verfolgt, verschleppt und ermordet.

Im Jahr 2006 gründeten Soldaten der Bundeswehr den Bund jüdischer Soldaten e.V. als Nachfolgeorganisation des Reichsbundes.

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Objekt des Monats 01/2023

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Stein mit Farbsprenkeln von Farbanschlägen, 2019

Inv. Nr.: DPM 7.266

In seiner mittlerweile 40-jährigen Geschichte war das Panzermuseum Ziel von viel Zuspruch, aber auch von Kritik. Museen dokumentieren auch ihre eigene Geschichte in Objekten. Dieser Stein zeugt mit roten und rosafarbenen Sprenkeln von zwei Farbanschlägen, die das Museum trafen. In beiden Fällen wurde ein Standardpanzer der 0-Serie, der vor dem Museumsgelände ungesichert auf einem Eisenbahnanhänger in einem Kiesbett stand, mit Farbe bespritzt. Diese Farbe tropfte auf die darunterliegenden Steine. In beiden Fällen richtete sich die Aktion jedoch nicht nur gegen das Museum als Kulturinstitution, sondern stellvertretend auch für die Bundeswehr und Verteidigungspolitik der Bundesregierung.

Im Jahr 2012 verübte die autonome Gruppe „Rosa Tank Gang“ den ersten Farbanschlag auf das Museumsobjekt. Sie übergossen den Panzer mit rosa Farbe und warfen Farbbeutel über den Zaun des Museumsgeländes in den Eingangsbereich. Anlass der Aktion war die in dieser Nacht erfolgte Inhaftierung von Hanna Poddig. Die Aktivistin hatte sich im Jahr 2008 an Bahngleise gekettet und so mit anderen Demonstrant:innen den Transport von Bundeswehrfahrzeugen zu einem Manöver blockiert. Poddig wurde zu einer Geldstrafe verurteilt. Sie entschied sich stattdessen, im Jahr 2012 eine 90-tägige Ersatzfreiheitsstrafe in der JVA Frankfurt anzutreten. Der Farbanschlag am Panzermuseum richtete sich laut Bekennerschreiben „gegen die kriegerischen und wirtschaftlich motivierten Einsätze der Bundeswehr im Ausland“. Es traf das Museum, weil dies angeblich „seit Jahren für eben diese verherrlichenden Darstellungen von Krieg, Verbrechen und Mord bekannt ist. Es dient ausschließlich der Propaganda. Insbesondere Kindern und Jugendlichen wird hier ein total verklärtes Bild von Militär und Krieg vermittelt.“ Auf Gesprächsangebote seitens des Museums ging die Gruppe nicht ein. Die verwendete rosa Farbe konnte wieder vom Panzer entfernt werden.

Der zweite Farbanschlag gegen den Panzer vor dem Museumsgelände im Jahr 2019 wurde mit roter Lackfarbe ausgeführt. Das Fahrzeug wurde mit dem Symbol „Hammer und Sichel“ und dem Ausspruch „Krieg dem Krieg“ angestrichen. Der Ausspruch war wohl angelehnt an das berühmte Antikriegswerk „Krieg dem Kriege“ von Ernst Friedrich von 1924. Anders als beim ersten Farbanschlag gab es kein Bekennerschreiben. Die Lackfarbe richtete mehr Schaden am Objekt an und auch das kontaminierte Erdreich musste fachgerecht entsorgt werden. Angesichts der aufwendigen Reinigung des Objekts entschieden sich die Träger des Museums daraufhin, die Inszenierung zu entfernen und den Panzer im Museumsdepot einzulagern. Für das Panzermuseum hatte vor allem der erste Farbanschlag ironischerweise einen großen Vorteil: Der Schaden war gering, die Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit groß. Der Vorfall wurde in der nationalen Presse wie Spiegel, Stern und Morgenpost thematisiert. Die Social-Media-Kanäle des Museums erhielten schlagartig mehr Zulauf und die Stellungnahme des Museums zum Farbanschlag mit dem angekündigten Transformationsprozess des Museums, nahmen so viel mehr Menschen wahr. Seitdem erreicht das Museum eine zunehmende Zahl an Menschen mit seinen Inhalten.

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Objekt des Monats 12/2022

Objekt des Monats 12/2022

Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum. Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten

Karikatur SPz-neu (Marder), Ende 1960er

Inv. Nr.: DPM 6.2128

Die Bundeswehr war bei ihrer Aufstellung mit Material verbündeter Armeen wie dem Schützenpanzer M39 der US-Armee und dem Hotchkiss der Französischen Armee ausgestattet worden. In den 1960er Jahren begann Deutschland dann eigene Rüstungsprojekte umzusetzen. Neben dem Kampfpanzer Standard sollte die Bundeswehr auch einen deutschen Schützenpanzer erhalten. Während die Wehrmacht noch schwach bewaffnete und oben offene Schützenpanzerwagen nutzte, sollten Panzergrenadiere der Bundeswehr künftig von einem besser geschützten und bewaffneten Fahrzeug ins Gefecht gebracht und dort unterstützt werden.

Durch den desaströsen Verlauf des HS 30-Projektes wurde bereits während seiner Produktion die Entwicklung eines neuen Schützenpanzers als notwendig erachtet. So definierten die Defizite des HS 30 auch viele Anforderungen an den „SPz neu“: Bessere Beweglichkeit, um mit dem Leopard im Gelände mithalten zu können, geschütztes Ab- und Aufsitzen der Grenadiere durch eine Heckklappe und eine moderne Maschinenkanone. Angesichts des gegnerischen Schützenpanzers BMP-1 sollte die Kanone leistungsstark genug sein, dessen Panzerung zu brechen und das Fahrzeug über ausreichend Beschusssicherheit gegen panzerbrechende Munition verfügen. Aufgrund der atomaren Bedrohung während des Kalten Krieges wurde zudem ABC-Schutz für den Kampfraum als notwendig erachtet. Das Programm hatte jedoch nicht die Entwicklung eines einzelnen Modelles zum Ziel, sondern einer Fahrzeugfamilie. Laut der Militärischen Forderungen im Jahr 1960 sollten ausgehend von dem Schützenpanzer auch Krankenkraftwagen, Flak-Panzer, Spähpanzer, Jagdpanzer und viele weitere Varianten gefertigt werden. Die Familie sollte standardisiert sein und möglichst viele ähnliche Baugruppen haben.

Den Auftrag für die Entwicklung erhielten die Rheinstahl-Gruppe und die Henschel AG mit der schweizerischen Firma Mowag. Teil beider Industriegruppen waren Firmen, die bereits im Nationalsozialismus Panzer gebaut hatten. Technisch war die Neukonzeption des Schützenpanzers jedoch eine Herausforderung, da ein neues Konzept gefunden werden musste, um die militärischen Anforderungen erfüllen zu können. Zudem wurden diese mehrmals angepasst, weshalb die Firmen in drei Generationen insgesamt 28 Prototypen und zehn Vorserienfahrzeuge bauten. Dies führte dazu, dass die Entwicklung teurer als geplant war und mit elf Jahren deutlich länger dauerte. Im Jahr 1970 erhielt der „Schützenpanzer neu“ den Namen „Marder“ und im Jahr 1971 erhielten die Panzergrenadiere der Bundeswehr die ersten der rund 2.000 bestellten Serienfahrzeuge von der Rheinstahl AG Kassel und der Firma Atlas-MaK Maschinenbau GmbH in Kiel.

Diese Karikatur des Marders entstand „aus vielen ernsten und auch lustigen Gesprächen“ Ende der 1960er Jahre bei Rheinstahl-Henschel in Kassel. Nach den Änderungskonferenzen mit dem Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung begann ein Mitarbeiter mit dieser Zeichnung, die nach jeder Sitzung laufend durch verschiedene Mitarbeiter ergänzt wurde. Die Zeichnung wurde schließlich mehrfach kopiert, was zu diesem Zeitpunkt noch eine recht neue Technik war. Die Firma besaß einen Analogkopierer für ihre technischen Zeichnungen. Die Kopien der Karikatur wurden zur Erinnerung an das Projekt an zahlreiche Mitarbeiter bei Rheinstahl-Henschel ausgegeben. Der Besitzer dieses „Tausendfüsslers“ wirkte im Management am Bau des Marders mit.

Am Ende des Marder-Projekts entstand ein Fahrzeug, mit dem sich die Truppe zufrieden zeigte. Das Fahrgestell des Marders wurde darüber hinaus letztlich nur für das Flugabwehrraketensystem Roland genutzt, die anderen geplanten Varianten wurden nicht realisiert. Stattdessen wurde der wesentlich kostengünstigere US-amerikanische M113 als Basis genutzt. Rückblickend begann mit den Projekten Kampfpanzer Standard und SPz neu nicht nur der Wiederaufbau einer deutschen Panzerindustrie, sondern es wurden auch die ersten Strukturen für eine Zusammenarbeit des Beschaffungsamtes, der Streitkräfte und der Rüstungsindustrie geschaffen.

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