Objekt des Monats 03/2022

Objekt des Monats 03/2022

Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum.
Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten

Zeichnung „Maggie’s Farm“

Inv. Nr.: DPM 6.1497

Die Heidelandschaften Niedersachsens inspirieren Künstler:innen seit jeher. Häufig entstehen hierbei verträumte Landschaftsbilder mit blühender Heide, glücklichen Heidschnucken und entspannt Wandernden. Angelockt von dieser einzigartigen Landschaft, kaufte der Künstler Bernhard Baudendistel Anfang der 1980er Jahre das stillgelegte Bahnhofsgebäude in Hützel, ganz in der Nähe von Munster. Dort richtete er sein Atelier ein, betrieb mit seiner Partnerin eine Gaststätte und gründete einen Kunstverein.

Er musste jedoch feststellen, dass die Gleise am Bahnhof keineswegs stillgelegt waren, sondern regelmäßig zu Panzerverladungen genutzt wurden. Im Kalten Krieg wäre Niedersachsen ein zentraler Austragungsort des atomaren Krieges gewesen, weshalb hier britische Truppen stationiert waren, die regelmäßig Manöver durchführten. Eine niedersächsische Besonderheit stellte das Soltau-Lüneburg-Abkommen dar, welches der britischen Armee erlaubte, sogar Naturschutzgebiete für Übungen zu nutzen. Ebenfalls in Gefahr gebracht wurden damit die Hügelgräber der Lüneburger Heide aus der Bronzezeit. Der regionalen Bevölkerung sind diese mit roten Pfählen abgesperrten „Roten Flächen“ im Naturschutzgebiet sowie die Schäden an Landschaft, Höfen und Häusern noch sehr präsent.

Im Laufe der 1980er Jahre beschäftigte sich der Künstler in unterschiedlichen Medien mit der Zerstörung der Naturlandschaft durch Panzer. In seinen Malereien und Zeichnungen sind Baudendistels Heidelandschaften grau, von Kettenspuren zerfurcht und Dieselabgasen vernebelt. Einzig das Rot der Pfähle drängt sich ins Zentrum: Sie markierten die Teile der Heide, die Übungsgebiet waren und von Zivilist:innen nicht betreten werden durften. Den roten Pfählen widmete er zahlreiche Werke. Eines ist die Zeichnung „Maggie’s Farm“ von ca. 1988. Der Titel verweist auf einen Song von Bob Dylan, in dem er singt: „I ain’t gonna work on Maggie’s farm no more.“ Baudendistel nutzte diese Zeile für viele seiner kritischen Werke: „Maggie“, stand für ihn für Margaret Thatcher und die britischen Soldaten, die mit ihren Panzern die Erde der Lüneburger Heide zerpflügten, arbeiteten auf ihrer „Farm“. Die Zeile interpretierte Baudendistel somit als Ablehnung gegen den Wehrdienst in der Heide. Vom Bahnhofsgebäude Hützel beschallte er die Soldaten sogar mit diesem Song, während sie ihre Panzer verluden. Ob diese die musikalische Untermalung genossen oder die Interpretation des Künstlers nachvollziehen konnten, ist unbekannt.

Bernhard Baudendistels Kunst war vielfältig: Auf Streifzügen durch die Heide sammelte er Fundstücke für Materialbilder und Objektkästen, fertigte Plastiken aus Bronze und Steinskulpturen an. Die Natur inspirierte ihn zu Malerei und Zeichnungen. Er vergrub seine Kunst und setzte sie dem Wetter aus. In verschiedenen Kunstaktionen stand der Prozess stärker im Vordergrund als sein Endprodukt, zum Teil verschwimmen die Grenzen zwischen politischem Aktivismus und Aktionskunst. Bernhard Baudendistel arbeitete bis zu seinem Tod 2013 in Hützel zur deutschen Ur- und Frühgeschichte, nordischen Mythologie, Spiritualismus und der Vergänglichkeit der Natur.

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Objekt des Monats 02/2022

Objekt des Monats 02/2022

Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum.
Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten

Maschinengewehr 08, 1916

Inv. Nr.: DPM 4.141

Das Maschinengewehr war eine der Waffen, welche die Kriegführung des Ersten Weltkrieges maßgeblich gestaltet hat und die Voraussetzung für die Einführung von Panzern war. Im Ersten Weltkrieg nutzten alle Kriegsparteien Maschinengewehre.

Bereits in den 1860ern gab es Schnellfeuerwaffen, die jedoch mechanisch vom Schützen mit einer Kurbel oder einem Hebel angetrieben werden mussten. Das erste automatische Maschinengewehr ließ sich der US-amerikanische Erfinder Hiram S. Maxim 1883 patentieren. Das System Maxims wurde in diversen Konflikten und Nationen eingesetzt.

Das Deutsche Reich fertigte auf Basis des Maschinengewehrs von Maxim das Maschinengewehr 08 (MG 08), welches nach seinem Einführungsjahr 1908 bezeichnet wurde. Anders als die mechanisch angetriebenen Maschinengewehre zuvor, schoss das System Maxims auf Knopfdruck im Dauerfeuer. Maxims „Rückstoßlader“ nutzte die Energie des Rückstoßes der Waffe, welche diese beim Abfeuern der Patrone erzeugte, um die leere Hülse auszuwerfen und eine neue Patrone nachzuladen. Diese Technik erlaubte eine sehr hohe Schussrate von bis zu 600 Schuss pro Minute. Ein Problem bei solch einer hohen Schussrate ist die Erhitzung des Rohres. Das MG 08 besaß zur Kühlung des Laufs eine Ummantelung, in welcher drei bis vier Liter Wasser Platz fanden, was damit die schon über 25 kg wiegende Waffe noch schwerer machte. Um auch noch Munition und Kühlwasser zu transportieren, waren neben dem Schützen noch mindestens ein bis zwei Munitionsträger pro Maschinengewehr nötig, insgesamt bildeten fünf bis sechs Soldaten eine MG-Einheit.

Ein Schütze konnte mit einem zu der Zeit modernen Gewehr bis zu zehn Schuss in der Minute abfeuern, womit das Maschinengewehr dessen Feuerrate um das 60-fache übertraf. Bereits bei ihren ersten Einsätzen im Zweiten Englisch-Burischen Krieg im südlichen Afrika und im Russisch-Japanischen Krieg zeigte sich, dass die erhöhte Feuerkraft einen Angriff massiv erschwerte. Ein gut verschanzter Verteidiger konnte mit einem Maschinengewehr massenhaft Infanteristen und Kavallerie niedermähen. Derartige Angriffe bedeuteten katastrophale Verluste und brachten, wenn überhaupt, nur minimale Geländegewinne. Diese erhöhte Feuerkraft der Infanteriewaffen trug maßgeblich zum Stellungskrieg im Ersten Weltkrieg bei. Neben anderen neuen Waffen wie Flugzeugen und Giftgas sollte eine neue Maschine den Stellungskrieg überwinden: der Panzer. Für die Benennung des britischen Panzermodells Mark I, schlug der britische Ingenieur und Offizier Ernest Dunlop Swinton sogar den Namen „Maschinengewehrzerstörer“ vor. Die Panzer wurden ihrerseits mit Maschinengewehren ausgestattet. Diese unterstützten den Angriff, verteidigten aber vor allem das Fahrzeug als fahrende Festung. Dabei gab es im Ersten Weltkrieg sowohl britische Panzer mit Kanone und Maschinengewehren, sowie solche, die nur mit Maschinengewehren ausgestattet waren.

Dieses MG besitzt keine Lafette zum Aufstellen im Gelände, da es für den Einbau in den Panzer A7V vorgesehen ist. Die im A7V eingebauten MG 08 wurden auf eine spezielle Lafette montiert, die den Pivotlafetten auf Kriegsschiffen entsprach. Sie war mit dem Sitz des MG-Schützen verbunden und 90 Grad schwenkbar. Die sechs im A7V vorgesehenen Maschinengewehre waren an den Seiten des Fahrzeugs und hinten eingebracht und sollten den Panzer so von allen Seiten schützen, mit minimalen toten Winkeln. Vorn waren die A7V standardmäßig mit einer 57mm Maxim-Nordenfelt-Kanone ausgestattet. Die Munition für die MG befand sich unter den Sitzen und sollte 10.000 bis 15.000 Schuss betragen, dazu kam Munition für die Bordwaffe sowie die Pistolen und Karabiner der Besatzung sowie Handgranaten.

Auch Luftschiffe und Flugzeuge wurden mit Maschinengewehren ausgestattet, für die Luftfahrt war jedoch die Weiterentwicklung von wesentlich leichteren, luftgekühlten MGs entscheidend. Für die Infanterie wurde die schwere MG 08 zum „leichten“ MG 08/15 weiterentwickelt, das nur von einem Mann getragen werden konnte.

Die Königliche Preußische Gewehrfabrik, die das MG in Spandau herstellte, wurde nach dem Ersten Weltkrieges nach den Bestimmungen des Versailler Vertrages aufgelöst. Das MG 08 und seine Varianten fanden noch vereinzelt im Zweiten Weltkrieg Einsatz.

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Objekt des Monats 01/2022

Objekt des Monats 01/2022

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Uniform Stahlhelmbund

Inv. Nr.: DPM 1.1002

Der deutsche Stahlhelm ist eines der zentralen Symbole des Ersten Weltkrieges. Nicht alle deutschen Soldaten erhielten einen, sondern zunächst nur diejenigen, die an der Front besonders gefährdet waren. Erstmals für alle Dienstgrade gleich, ohne regionale oder schmückende Kennzeichen, wurde er zum Symbol dieser Schicksalsgemeinschaft in den Schützengräben. Eine Gemeinschaft kann nur mit dem Ausschluss anderer gebildet werden: So sahen sich Soldaten, die längere Zeit an der Front eingesetzt waren, als elitäre Frontkämpfer und blickten auf Soldaten der Unterstützungseinheiten und in der Etappe herab.

So ist es wenig verwunderlich, dass der Stahlhelm namensgebend für einen Veteranenbund wurde: „Stahlhelm – Bund der Frontsoldaten“ oder kurz Stahlhelmbund genannt. Er war einer der einflussreichsten und mitgliederstärksten Wehrverbände der Weimarer Republik und wurde bereits wenige Wochen nach dem Ende des Ersten Weltkrieges gegründet. Der Bund war jedoch keine Kaffeerunde für alte Kameraden, sondern eine paramilitärische Organisation, die zwar überparteilich sein wollte, jedoch alles andere als unpolitisch war: Seine Gründer wollten Soldaten zusammenführen, die während der Novemberrevolution gegen linke Revolutionäre kämpfen wollten. Später positionierten sie sich gegen das demokratische System der Weimarer Republik. Zunächst nur im Magdeburger Raum aktiv, weitete sich der Stahlhelmbund im Laufe der 1920er Jahre zu einer Massenorganisation mit Mitgliedern aus den ehemaligen Freikorps und Einwohnerwehren im ganzen Reichsgebiet aus.

Die Uniform stammt von einem Mitglied aus dem Gau „Oldenburg-Ostfriesland“. Sie erinnert nicht nur zufällig an die feldgrauen Uniformen des Reichsheeres: Der Wegfall der Wehrpflicht und die Auflösung vieler Garnisonen in Deutschland trennte Bevölkerung und Militär, die während der Kaiserzeit noch eng verwoben gewesen waren. Organisationen wie der Stahlhelmbund führten die ehemaligen Soldaten wieder in die Mitte der Gesellschaft. Die uniformierten Mitglieder organisierten Kulturveranstaltungen und waren fest im national gesinnten Bürgertum verankert. Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrages, die Reichswehr auf 115.000 Mann zu begrenzten, wurden viele ehemalige Soldaten vom Dienst an der Waffe ausgeschlossen. Im Stahlhelmbund konnten sie an ihre gesellschaftliche Stellung in der Kaiserzeit anknüpfen und fanden Gleichgesinnte, welche die Sozialdemokraten und Juden für den verlorenen Krieg verantwortlich machten. Mit dieser Verschwörungserzählung konnten die Frontsoldaten von ihrer eigenen Verantwortung ablenkten und den Mythos pflegen, die kaiserliche Armee hätte zwar den Krieg verloren, sei aber „im Felde unbesiegt“ gewesen. Folgerichtig waren nur wenige Sozialdemokraten und Juden Mitglied im Stahlhelmbund, ab 1924 ergänzte der Stahlhelmbund seine Satzung um einen „Arierparagraphen“ und zwang jüdische Frontsoldaten zum Austritt.

Ideologisch bot der Stahlhelmbund viele Anknüpfungspunkte mit den Nationalsozialisten, diese sahen sich jedoch auch in Konkurrenz zueinander. Der Gründer und Bundesführer des Stahlhelms Franz Seldte besiegelte das Schicksal der Organisation, als er 1933 Reichsarbeitsminister wurde, in die NSDAP eintrat und für Hitlers Ermächtigungsgesetz stimmte. Die Auflösung des Bundes und die personelle Fusion mit den Nationalsozialisten finalisierte sich, als die fast eine Million Stahlhelmmitglieder 1935 in die paramilitärische Organisation der NSDAP, die SA, überführt wurden. Diejenigen, die sich gegen diesen „freiwilligen“ Übertritt wehrten, mussten einen Eid auf Hitler ablegen und wurden statt in der SA im „Nationalsozialistischen Deutschen Frontkämpferbund“ zusammengefasst, der jedoch bereit Ende 1935 wieder aufgelöst wurde.

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Objekt des Monats 12/2021

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Panzerplastiken von Gisbert Lange

Inv. Nr.: DPM 7.227-7.239

Was macht einen Panzer aus? Wie weit kann man seine Form reduzieren, sodass er dennoch erkannt wird? In seinen Plastiken geht der Künstler Gisbert Lange diesen Fragen nach. Er verwendete dabei für Panzer ungewöhnliche Materialien, nicht nur Stahl und Gummi, sondern auch Holz, Blech, Stein und andere gefundene Objekte. Diese Naturprodukte und im Wald gefundenen Überreste kombinierte er zu Formen, die – obwohl nur grob bearbeitet – als hochtechnisierte, seriell produzierte Industrieprodukte erkannt werden. Diese Transferleistung der Betrachtenden zeigt, wie tief die markante Form dieser Kriegswaffen in uns verankert ist: Bei einer Kombination aus rechteckigem Körper und länglichem Rohr ist schon die Assoziation zum Panzer da.

Gisbert Lange ist ein zeitgenössischer Künstler, der in Bielefeld freie Grafik und Malerei studierte und in Westberlin und Hamburg arbeitete. Lange gehört zur ersten Generation der Nachkriegsgeborenen, sein Leben und vor allem seine Kindheit waren noch stark vom Krieg geprägt. Er wuchs mit den Überresten des Zweiten Weltkriegs auf – traumatisierte Familienmitglieder, Kriegsschrott in der Landschaft, Kriegsspielzeug im Kinderzimmer – und spielte nach, was seine Väter und Großvätergeneration noch selbst erlebt haben könnte. Als junger Erwachsener prägten ihn die friedenspolitischen Debatten der 1968er, 1971 gründete er die Projektgruppe „KuPo“ (Kunst und Politik) mit. Lange greift in seinen Werken häufig das Thema Krieg und Soldatentum auf, kritisierte in Gemeinschaftswerken von KuPo zum Beispiel den Militärputsch in Chile 1973, versuchte sich in Einzelwerken aber auch den deutschen Soldaten des Zweiten Weltkriegs als Individuen zu nähern.

Den 13 auf Spielzeuggröße verkleinerten Panzerplastiken stellte er in Ausstellungen abstrahierte, übergroße Portraitmalereien nach Wehrpassfotos unbekannter Soldaten gegenüber. Die insgesamt 13 unterschiedlich gearbeiteten Panzerplastiken erinnern zum Teil an Modelle wie FT-17, Tiger oder T-34, sollen in ihrer Vielfalt jedoch nicht auf konkrete Fahrzeuge, sondern den Panzer als Symbol des Krieges und seiner Faszinationskraft als Kinderspielzeug verweisen. Langes Werk ist somit ein prägnantes Beispiel für den Versuch einer Vergangenheitsbewältigung der Nachkriegsgeneration, die zwar mit den Überresten des Weltkrieges aufwuchsen, jedoch lange Zeit mit ihrer Interpretation davon allein gelassen wurden. Erst als diese Generation in den 1960er und 1970er Jahren das Gespräch mit ihrer Elterngeneration einforderte, konnten Familientraumata, individuelle Verantwortung und Schuldfragen diskutiert werden. Langes Werk steht somit eindrücklich für das Spannungsfeld zwischen der Faszination für Militärtechnik und Gewaltausübung im Spiel sowie dem Bedürfnis, sich mithilfe der Kunst mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen.

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Objekt des Monats 11/2021

Objekt des Monats 11/2021

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Britische Splitterschutzmaske für Panzerbesatzungen

Inv. Nr.: DPM 1.1

Die Schlachtfelder des Ersten Weltkrieges bargen für die Soldaten Gefahren, für die diese nicht ausgerüstet waren. Mit selbstgebauten Rüstungen und schließlich der Einführung des Stahlhelms sollten ihre Körper besser geschützt werden. Dennoch waren sie auf dem offenen Schlachtfeld und beim Verlassen der Schützengräben nahezu ungeschützt. Eine höhere Überlebenschance schienen die neu entwickelten Panzerfahrzeuge zu bieten: Von Stahl umschlossen, durchquerten die Soldaten das Schlachtfeld in einem fahrenden Schutzraum.

Doch innerhalb dieser Stahlkolosse waren die Körper der Panzersoldaten nicht unverwundbar: Auch Tankabwehrwaffen und –taktiken entstanden und entwickelten sich schnell weiter. Nicht nur größere Artilleriegeschosse, neu entwickelte panzerbrechende Hartkernmunition und gezielte Treffer gegen Luken und Sehschlitze bedrohten die Fahrzeuge. Auch Treffer, welche die Panzerung nicht durchbrachen, konnten Nieten und Schraubverbindungen sprengen und/oder ins Innere durchschießen lassen sowie im Inneren kleine Metallsplitter abplatzen lassen. Der Bleikern von Gewehrmunition schmolz beim Aufprall auf die Panzerung, wodurch heiße „Spritzer“ (auch Bleinebel genannt) in den Innenraum dringen konnten. All diese eigentlich kleinen Partikel konnten durch ihre Geschwindigkeit, Härte und Hitze verheerende Verletzungen an Gesicht und Augen verursachen. Mit Aufstellung der Besatzungen der ersten deutschen Sturmpanzerwagen existierte keine Sonderbekleidung: Sie trugen den normalen Feldanzug und Feldmützen, später erhielten zumindest einige einen Leinenoverall mit eingewirkten feuerhemmenden Asbestfasern. Der Stahlhelm oder gepolsterte Helme der Flieger und Kradfahrer schützten zwar den Kopf vor Stößen und Splittern, aber nicht Gesicht und Augen.

Diese Verletzungen glichen sich in allen Nationen, die Panzer einsetzten. Britische Panzerbesatzungen erhielten Ende 1916 ein neues Ausrüstungsstück: eine Splitterschutzmaske. Die Maske für Tankbesatzungen besteht aus einer dünnen Stahlplatte, welche die Hälfte des Gesichtes bis zur Nase bedeckt und an die Gesichtsform angepasst werden konnte. Für den maximalen Schutz weist sie nur dünne Schlitze im Augenbereich auf. Die Außenseite ist mit Leder bespannt, die Innenseite mit Wollfilz gepolstert, um Stöße abzufedern und den Sitz bequemer zu gestalten. Am unteren Teil der Maske ist ein Kettengeflecht angebracht, welches an ein mittelalterliches Kettenhemd erinnert und den unteren Teil des Gesichtes schützen sollte. Befestigt wurde die Maske mit einem Kopfriemen, welcher geknotet wurde und bei dieser Maske fehlt. Er wurde nachträglich durch einen verstellbaren Riemen ersetzt. Auch deutsche Panzersoldaten kamen bei der Erbeutung britischer Tanks oder von britischen Kriegsgefangenen an diese Masken. Es gibt Hinweise, dass solche Masken später auch in Deutschland hergestellt wurden. Auch wenn einige Fotos existieren, auf welchen deutsche Panzersoldaten mit diesen Masken vor A7V-Panzern und den britischen Beutetanks Mark IV posieren, ist nicht gesichert, ob sie im Einsatz tatsächlich getragen wurden. Sowohl in den deutschen A7V als auch in den britischen Beutepanzern herrschte eine große Hitze und Lärm, es war sehr beengt und die Sicht durch Dunkelheit, Motor- und Pulvergase eingeschränkt – das Tragen dieser schweren Maske dürfte unter Einsatzbedingungen eine zusätzliche Belastung dargestellt haben. Zudem konnten Gasmasken nicht über die Splitterschutzmasken gezogen werden, weshalb sich die Soldaten nach Abwägung gegebenenfalls gegen das Tragen der Splitterschutzmaske entschieden haben, um bei einem Gasangriff rechtzeitig die Gasmaske aufsetzen zu können. Vor allem britische Soldaten behielten die Masken jedoch nach dem Krieg als Symbol ihrer besonderen Verwendung als erste Panzersoldaten.

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Objekt des Monats 10/2021

Objekt des Monats 10/2021

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Armeerundschau 5/90 „Panzer passé?“

Inv. Nr.: Ü 497

Bereits kurz nach dem Gründungsjahr der NVA 1956 brachte der Militärverlag der DDR Zeitschriften und Zeitungen für unterschiedliche Adressat:innen heraus, zum Beispiel die Wochenzeitung „Volksarmee“, die Zeitschrift „Militärwesen“ für Offiziere oder die Zeitschrift „Militärgeschichte“. Die Illustrierte „Armeerundschau“ mit dem Untertitel „Zeitschrift für Militärwesen, Politik und Kultur in der Nationalen Volksarmee“ und später „Magazin des Soldaten“ richtete sich auch an die Zivilbevölkerung. Nur etwa fünf Prozent der verkauften Hefte gingen an die NVA und Grenztruppen.

Laut der Publikationsordnung des Militärverlags sollten die Medien „die Erziehung der verschiedenen Leserkreise in der Nationalen Volksarmee und in der Öffentlichkeit“ gewährleisten. Um dies zu erreichen, sollte die Armeerundschau besonders attraktiv und unterhaltsam gestaltet sein, damit das positive Bild der NVA und ihren Verbündeten auch bei der Bevölkerung ankam. Trotz der vielen militärischen Inhalte wie Einblicke in den Alltag in der NVA, Portraits ausländischer Streitkräfte, Waffen-Typenblätter und Artikel zu moderner Technik war die Sprache der Armeerundschau locker und umfasste auch Kulturthemen und Unterhaltung wie Gedichte, Rätsel sowie Abbildungen von Stars und Nacktmodellen.

Die Armeerundschau erschien zunächst im DIN-A4-Format; als sich das Format 1962 auf A5 verkleinerte und auf Vier-Farben-Druck umgestellt wurde, ging die Auflage in die Höhe: Mit 11.000 gestartet, verzehnfachten sich die verkauften Exemplare und 1979 erreichte die Auflage sogar 340.000.

Die Redaktion legte hohen Wert auf den Kontakt zu den Lesenden: Sie veröffentlichten und beantworteten in mehreren Rubriken Leserbriefe und Kommentare. Die Redaktion erhielt nach eigenen Angaben jährlich um die fünfzigtausend Zuschriften. Diese wurden auch dazu genutzt, herauszufinden, ob die Heftinhalte in der gewünschten Weise bei den Lesenden ankamen. Leserbriefe mit vermeintlich sicherheitsrelevantem Inhalt schickten Redaktionen der NVA-Presse an die Abteilung für Sicherheitsfragen beim ZK der SED weiter.

Das Jugendforschungsinstitut in Leipzig kam zu dem Ergebnis, dass fast alle Jugendlichen die Armeerundschau kannten und jeder dritte diese ständig oder gelegentlich las. Hauptsächlich erreichte die Zeitschrift 16- bis 18-jährige, ein Drittel von ihnen weiblich. Die Armeerundschau konnte somit einen großen Einfluss auf das NVA-Bild Jugendlicher in  der DDR nehmen. Dies war auch der Verwaltung Spezialpropaganda der Politischen Hauptverwaltung der NVA bewusst, weshalb sie die Inhalte genau überprüfte – je nach politischer Lage mehr oder weniger streng. Die Redaktionen mussten zum Beispiel ihre Jahrespläne genehmigen lassen und es gab sowohl eine Vor- als auch Nachzensur der Artikel. Die hohe Verbreitung der Hefte ist jedoch kein Gradmesser für tatsächliche Wirkung auf die Jugendlichen oder ihrer Zustimmung zu den Inhalten.

Mit dem politischen Umbruch im Jahr 1989 erhielt die Zeitschrift eine nie dagewesene inhaltliche Freiheit und gab sich den Untertitel „Das internationale Militärmagazin“. In dieser Umbruchszeit stellten sich viele die Frage, wie eine deutsche Armee künftig aussehen könnte. Welchen Platz Panzer in diesen Zukunftsvorstellungen haben könnten, diskutierte der Militärhistoriker und damalige Chefredakteur der DDR-Zeitschrift „Militärwesen“ in einer der letzten Ausgaben der Armeerundschau vom Mai 1990. Den Artikel „Panzer passé?“ öffnet die Collage eines T-72 mit einem Knoten im Rohr, der durch eine rosafarbene Blumenwiese fährt. Als Offensivwaffe des Angriffskrieges könnte der Panzer, so der Autor, zur reinen Landesverteidigung jedoch ausgedient haben. Die hohen Kosten und die schlechte Umweltbilanz ließen die Panzer zudem wenig zukunftsfähig erscheinen: Doch wie bei den Wiener Verhandlungen über die Reduzierung konventioneller Streitkräfte, die im März 1989 begannen, bereits abzusehen, stand nur eine Reduzierung, jedoch keine Abschaffung von Panzertruppen zur Debatte. Passé seien laut des Autors Panzer jedoch „nur vorläufig noch nicht.“ Die Armeerundschau war hingegen bereits zwei Monate später passé: Wie die meisten Periodika der NVA wurde die sie im Sommer 1990 eingestellt.

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Adresse: Sie finden uns in der Hans-Krüger-Str. 33 in 29633 Munster / Niedersachsen. Nächste Bahnstation: Wenn Sie mit der Bahn anreisen möchten, nutzen Sie bitte die Haltestelle Munster/Ortze. Gastronomie und Unterkunft: Alle Fragen zu Unterkunft und Gastronomie beantwortet Ihnen gerne das Team der Munster Touristik.
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Januar – Mai: Dienstag bis Sonntag, 10.00 Uhr – 18.00 Uhr, letzter Einlass 17.00 UhrMontags geschlossen. An Feiertagen auch montags geöffnet.Bitte beachten Sie, dass die Hallen ungeheizt sind, in den Wintermonaten kann es kalt sein. Juni – September: Täglich, 10.00 – 18.00 Uhr, letzter Einlass 17.00 Uhr Am 22.06.2023 ist das Museum für Gäste geschlossen. Oktober – Dezember: Dienstag bis Sonntag, 10.00 Uhr – 18.00 Uhr, letzter Einlass 17.00 UhrMontag...