Objekt des Monats 03/2023

Objekt des Monats 03/2023

Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum. Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten.

Filmplakat „Lebanon“, 2009

Inv. Nr.: DPM 6.2153

„Lebanon“ aus dem Jahr 2009 ist der erste Spielfilm des Regisseurs Samuel Maoz. Er verarbeitete darin seine Erlebnisse als Richtschütze eines Panzers im Libanonkrieg im Jahr 1982. Als erster israelischer Regisseur gewann er mit „Lebanon“ den Goldenen Löwen in Venedig.

Im Juni 1982 begann Israel die Invasion des Libanon mit dem Ziel, Operationsbasen der Palästinensischen Befreiungsorganisation (Palestine Liberation Organization, PLO) zu zerstören. Diese hatten vom Staatsgebiet des Libanon aus wiederholt Israel angegriffen und Terroranschläge durchgeführt. Der Libanon selbst wurde bereits seit Jahren von einem Bürgerkrieg zerrüttet, in welchem die syrischen Streitkräfte verwickelt waren.

Der Film begleitet die israelische Besatzung eines Panzers vom Typ Scho’t, der auf dem britischen Kampfpanzer Centurion basiert, bei ihrem ersten Tag im Libanonkrieg. Sie begleiten Fallschirmjäger der israelischen Armee und haben keinerlei Kampferfahrung. Ihr Auftrag ist es, eine bereits von der israelischen Luftwaffe bombardierte Stadt im Libanon nach gegnerischen Kombattanten zu durchsuchen. Bis auf wenige Ausnahmen spielt der gesamte Film im Panzer. Die Zuschauer:innen können die Außenwelt nur durch die Optik des Richtschützen wahrnehmen und die Szenen wirken recht unverbunden wie Flashbacks aus der Erinnerung. Der Fokus liegt auf dem klaustrophobischen Kriegserlebnis im Panzer und auf dem emotionalen Konflikt der Besatzung.

Ein zentraler Konflikt ist der Umgang mit der Entscheidung zu töten oder nicht zu töten und der Angst vor dem getötet werden, wenn man nicht tötet. In einem Interview beschreibt der Regisseur diese Entscheidung als besonders schwierig als Panzersoldat. Als Pilot töte man ohne direkten Sichtkontakt und als Infanterist sei man direkt körperlich bedroht, doch als Panzersoldat sei man hinter der Stahlwand etwas geschützt, weshalb der Akt des Tötens „berechnender“ und „kaltblütiger“ sei. Beispielhaft für diese Entscheidung ist eine der ersten Szenen des Films: Die Besatzung bewegt sich gemeinsam mit den Soldaten durch das Gelände und ihnen fährt ein PKW entgegen. Der Richtschütze kann sich nicht überwinden auf das Fahrzeug zu schießen und die Männer im PKW töten einen israelischen Soldaten. Seine Leiche wird in den Panzer gelegt. Bei dem darauffolgenden Fahrzeug drückt der Richtschütze ohne vorherige Warnschüsse ab. In diesem sitzt jedoch ein Zivilist, den er schwer verstümmelt. Dem Handelnden werden die Konsequenzen seiner Entscheidungen direkt vor Augen geführt.

Das Filmplakat zeigt den Panzer in einem Sonnenblumenfeld. Es ist eine der wenigen Aufnahmen, die nicht im Panzer spielen und die letzte Szene des Films, worin sich die Besatzung nach ihrem ersten Tag im Kriegseinsatz wiederfindet. Die an diesem Tag erlebten Grauen stehen in einem bizarren Kontrast zu dem friedlichen und idyllischen Sonnenblumenfeld.

Der Film fügt sich in eine Reihe israelischer Filme dieser Zeit, welche sich entheroisierend mit Krieg beschäftigen und in welchen das persönliche Trauma im Vordergrund steht. „Lebanon“ erhielt vornehmlich positive Resonanz. Kritisiert wurde jedoch, dass der politische Kontext und damit die Frage der Verantwortung für den auch in Israel umstrittenen Krieg ausgeblendet wird. Samuel Maoz betont, dass es sich bei dem Film explizit um seine persönliche, subjektive Perspektive und seine Erlebnisse im Krieg handelt. Zudem habe er sich dafür entschieden, die Zuschauer:innen vornehmlich auf der emotionalen Ebene anzusprechen, wofür eine stärkere Verortung unnötig sei. Durch die Austauschbarkeit des Settings solle der Film so ein allgemeingültiger „Anti-Kriegsfilm“ sein.

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Objekt des Monats 02/2023

Objekt des Monats 02/2023

Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum. Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten.

Mitgliedsmarke Bund jüdischer Frontsoldaten, ca. 1920er

Inv. Nr.: DPM 6.2171

Die Erlaubnis, Militärdienst leisten zu dürfen, wurde von vielen deutschen Juden als ein Baustein zu ihrer Gleichstellung wahrgenommen. Im Ersten Weltkrieg kämpften etwa 96.000 jüdische Soldaten, die jedoch mit antisemitischer Diskriminierung konfrontiert waren. Im Jahr 1916 ordnete das Kriegsministerium sogar eine „Judenzählung“ an – angeblich, um Beschuldigungen aus der Bevölkerung zu überprüfen, Juden würden sich vor dem Militärdienst drücken. Diese Zählung wurde insbesondere von patriotischen Juden als Affront wahrgenommen.

In der Revolution von 1918 beteiligten sich auch einige Juden bzw. Menschen mit jüdischer Abstammung. Die Masse der jüdischen Bürger war jedoch eher liberal bis konservativ eingestellt, einige dienten auch in den Freikorps. Trotzdem verknüpfte die Rechte das Feindbild des „Juden“ nun auch mit dem des Revolutionärs und vor allem des Sündenbocks für die Niederlage im Krieg, die zur „Dolchstoßlegende“ wurde. Dies hatte konkrete Auswirkungen: Zwar garantierte die Verfassung der Weimarer Republik Juden und Jüdinnen Gleichberechtigung, doch der Antisemitismus der deutschen Gesellschaft entlud sich in Gewalt gegen den jüdischen Teil der Bevölkerung. In dieser Zeit konnten nationalsozialistische Parteien auch erste politische Erfolge verbuchen.

Der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten (RjF) gründete sich Anfang 1919. In der Zeit seines Bestehens umfasste er 30.000 bis 40.000 Mitglieder. Er war die Interessensvertretung jüdischer Soldaten, schützte aber auch jüdische Einrichtungen vor antisemitischen Angriffen. Der Bund stellte sich den Verleumdungskampagnen mit Aufklärungsarbeit und Publikationen entgegen, welche die Leistungen jüdischer Soldaten im Ersten Weltkrieg zusammentrugen. Der RjF war wie ein Verein organisiert. Seine Mitglieder entrichteten einen Mitgliedsbeitrag und erhielten dafür Marken, die sie zum Nachweis in ihr Mitgliedsheft klebten.

Mit der Beruhigung der wirtschaftlichen und der Stabilisierung der politischen Lage gingen auch die antisemitischen Angriffe zurück, bis sie mit der Machtübernahme der NSDAP im Jahr 1933 zur Staatsdoktrin wurden. Während jüdische Weltkriegsveteranen einerseits wie der Rest der jüdischen Bevölkerung massiver Repression und Gewaltexzessen ausgesetzt waren, erhielten die Frontkämpfer zunächst gewisse Vorteile. So waren sie beispielsweise vom „Arierparagraphen“ des neuen Berufsbeamtengesetzes ausgenommen und erhielten gemeinsam mit den anderen deutschen Weltkriegsveteranen Auszeichnungen und höhere Sozialleistungen.

In der Reichswehr hatte nur eine sehr kleine Zahl jüdischer Soldaten gedient. Das Wehrgesetz vom März 1935 schloss Juden vom Dienst in den Streitkräften aus. Dies war eine gezielte Herabsetzung, da der Wehrdienst, ob als Wehrpflichtiger oder längerdienender Soldat geleistet, als Ehrendienst verstanden wurde, der nur vollwertigen Bürgern zustand. Der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten verfasste Bittschreiben, dass der Dienst von Juden in der Wehrmacht erlaubt werde und veröffentlichte noch Ende Mai eine Durchhalteparole an seine Mitglieder; die Zeiten würden sich schon wieder bessern. Mit den „Nürnberger Gesetzen“ vom 15. September 1935 sah der RjF schließlich seine eklatante Fehleinschätzung ein und unterstützte die Auswanderung von Juden und Jüdinnen aus Deutschland. Ab August 1936 verbot die Regierung Tätigkeiten des Reichsbundes, die über die Betreuung jüdischer Kriegsopfer hinausgingen. Nach der Reichspogromnacht vom 9.-10. November 1938 musste er seine Arbeit beenden und löste sich auf. Seine Mitglieder, welche nicht rechtzeitig fliehen konnten, wurden wie die anderen Jüdinnen und Juden unter deutscher Herrschaft verfolgt, verschleppt und ermordet.

Im Jahr 2006 gründeten Soldaten der Bundeswehr den Bund jüdischer Soldaten e.V. als Nachfolgeorganisation des Reichsbundes.

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Objekt des Monats 01/2023

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Stein mit Farbsprenkeln von Farbanschlägen, 2019

Inv. Nr.: DPM 7.266

In seiner mittlerweile 40-jährigen Geschichte war das Panzermuseum Ziel von viel Zuspruch, aber auch von Kritik. Museen dokumentieren auch ihre eigene Geschichte in Objekten. Dieser Stein zeugt mit roten und rosafarbenen Sprenkeln von zwei Farbanschlägen, die das Museum trafen. In beiden Fällen wurde ein Standardpanzer der 0-Serie, der vor dem Museumsgelände ungesichert auf einem Eisenbahnanhänger in einem Kiesbett stand, mit Farbe bespritzt. Diese Farbe tropfte auf die darunterliegenden Steine. In beiden Fällen richtete sich die Aktion jedoch nicht nur gegen das Museum als Kulturinstitution, sondern stellvertretend auch für die Bundeswehr und Verteidigungspolitik der Bundesregierung.

Im Jahr 2012 verübte die autonome Gruppe „Rosa Tank Gang“ den ersten Farbanschlag auf das Museumsobjekt. Sie übergossen den Panzer mit rosa Farbe und warfen Farbbeutel über den Zaun des Museumsgeländes in den Eingangsbereich. Anlass der Aktion war die in dieser Nacht erfolgte Inhaftierung von Hanna Poddig. Die Aktivistin hatte sich im Jahr 2008 an Bahngleise gekettet und so mit anderen Demonstrant:innen den Transport von Bundeswehrfahrzeugen zu einem Manöver blockiert. Poddig wurde zu einer Geldstrafe verurteilt. Sie entschied sich stattdessen, im Jahr 2012 eine 90-tägige Ersatzfreiheitsstrafe in der JVA Frankfurt anzutreten. Der Farbanschlag am Panzermuseum richtete sich laut Bekennerschreiben „gegen die kriegerischen und wirtschaftlich motivierten Einsätze der Bundeswehr im Ausland“. Es traf das Museum, weil dies angeblich „seit Jahren für eben diese verherrlichenden Darstellungen von Krieg, Verbrechen und Mord bekannt ist. Es dient ausschließlich der Propaganda. Insbesondere Kindern und Jugendlichen wird hier ein total verklärtes Bild von Militär und Krieg vermittelt.“ Auf Gesprächsangebote seitens des Museums ging die Gruppe nicht ein. Die verwendete rosa Farbe konnte wieder vom Panzer entfernt werden.

Der zweite Farbanschlag gegen den Panzer vor dem Museumsgelände im Jahr 2019 wurde mit roter Lackfarbe ausgeführt. Das Fahrzeug wurde mit dem Symbol „Hammer und Sichel“ und dem Ausspruch „Krieg dem Krieg“ angestrichen. Der Ausspruch war wohl angelehnt an das berühmte Antikriegswerk „Krieg dem Kriege“ von Ernst Friedrich von 1924. Anders als beim ersten Farbanschlag gab es kein Bekennerschreiben. Die Lackfarbe richtete mehr Schaden am Objekt an und auch das kontaminierte Erdreich musste fachgerecht entsorgt werden. Angesichts der aufwendigen Reinigung des Objekts entschieden sich die Träger des Museums daraufhin, die Inszenierung zu entfernen und den Panzer im Museumsdepot einzulagern. Für das Panzermuseum hatte vor allem der erste Farbanschlag ironischerweise einen großen Vorteil: Der Schaden war gering, die Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit groß. Der Vorfall wurde in der nationalen Presse wie Spiegel, Stern und Morgenpost thematisiert. Die Social-Media-Kanäle des Museums erhielten schlagartig mehr Zulauf und die Stellungnahme des Museums zum Farbanschlag mit dem angekündigten Transformationsprozess des Museums, nahmen so viel mehr Menschen wahr. Seitdem erreicht das Museum eine zunehmende Zahl an Menschen mit seinen Inhalten.

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Objekt des Monats 12/2022

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Karikatur SPz-neu (Marder), Ende 1960er

Inv. Nr.: DPM 6.2128

Die Bundeswehr war bei ihrer Aufstellung mit Material verbündeter Armeen wie dem Schützenpanzer M39 der US-Armee und dem Hotchkiss der Französischen Armee ausgestattet worden. In den 1960er Jahren begann Deutschland dann eigene Rüstungsprojekte umzusetzen. Neben dem Kampfpanzer Standard sollte die Bundeswehr auch einen deutschen Schützenpanzer erhalten. Während die Wehrmacht noch schwach bewaffnete und oben offene Schützenpanzerwagen nutzte, sollten Panzergrenadiere der Bundeswehr künftig von einem besser geschützten und bewaffneten Fahrzeug ins Gefecht gebracht und dort unterstützt werden.

Durch den desaströsen Verlauf des HS 30-Projektes wurde bereits während seiner Produktion die Entwicklung eines neuen Schützenpanzers als notwendig erachtet. So definierten die Defizite des HS 30 auch viele Anforderungen an den „SPz neu“: Bessere Beweglichkeit, um mit dem Leopard im Gelände mithalten zu können, geschütztes Ab- und Aufsitzen der Grenadiere durch eine Heckklappe und eine moderne Maschinenkanone. Angesichts des gegnerischen Schützenpanzers BMP-1 sollte die Kanone leistungsstark genug sein, dessen Panzerung zu brechen und das Fahrzeug über ausreichend Beschusssicherheit gegen panzerbrechende Munition verfügen. Aufgrund der atomaren Bedrohung während des Kalten Krieges wurde zudem ABC-Schutz für den Kampfraum als notwendig erachtet. Das Programm hatte jedoch nicht die Entwicklung eines einzelnen Modelles zum Ziel, sondern einer Fahrzeugfamilie. Laut der Militärischen Forderungen im Jahr 1960 sollten ausgehend von dem Schützenpanzer auch Krankenkraftwagen, Flak-Panzer, Spähpanzer, Jagdpanzer und viele weitere Varianten gefertigt werden. Die Familie sollte standardisiert sein und möglichst viele ähnliche Baugruppen haben.

Den Auftrag für die Entwicklung erhielten die Rheinstahl-Gruppe und die Henschel AG mit der schweizerischen Firma Mowag. Teil beider Industriegruppen waren Firmen, die bereits im Nationalsozialismus Panzer gebaut hatten. Technisch war die Neukonzeption des Schützenpanzers jedoch eine Herausforderung, da ein neues Konzept gefunden werden musste, um die militärischen Anforderungen erfüllen zu können. Zudem wurden diese mehrmals angepasst, weshalb die Firmen in drei Generationen insgesamt 28 Prototypen und zehn Vorserienfahrzeuge bauten. Dies führte dazu, dass die Entwicklung teurer als geplant war und mit elf Jahren deutlich länger dauerte. Im Jahr 1970 erhielt der „Schützenpanzer neu“ den Namen „Marder“ und im Jahr 1971 erhielten die Panzergrenadiere der Bundeswehr die ersten der rund 2.000 bestellten Serienfahrzeuge von der Rheinstahl AG Kassel und der Firma Atlas-MaK Maschinenbau GmbH in Kiel.

Diese Karikatur des Marders entstand „aus vielen ernsten und auch lustigen Gesprächen“ Ende der 1960er Jahre bei Rheinstahl-Henschel in Kassel. Nach den Änderungskonferenzen mit dem Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung begann ein Mitarbeiter mit dieser Zeichnung, die nach jeder Sitzung laufend durch verschiedene Mitarbeiter ergänzt wurde. Die Zeichnung wurde schließlich mehrfach kopiert, was zu diesem Zeitpunkt noch eine recht neue Technik war. Die Firma besaß einen Analogkopierer für ihre technischen Zeichnungen. Die Kopien der Karikatur wurden zur Erinnerung an das Projekt an zahlreiche Mitarbeiter bei Rheinstahl-Henschel ausgegeben. Der Besitzer dieses „Tausendfüsslers“ wirkte im Management am Bau des Marders mit.

Am Ende des Marder-Projekts entstand ein Fahrzeug, mit dem sich die Truppe zufrieden zeigte. Das Fahrgestell des Marders wurde darüber hinaus letztlich nur für das Flugabwehrraketensystem Roland genutzt, die anderen geplanten Varianten wurden nicht realisiert. Stattdessen wurde der wesentlich kostengünstigere US-amerikanische M113 als Basis genutzt. Rückblickend begann mit den Projekten Kampfpanzer Standard und SPz neu nicht nur der Wiederaufbau einer deutschen Panzerindustrie, sondern es wurden auch die ersten Strukturen für eine Zusammenarbeit des Beschaffungsamtes, der Streitkräfte und der Rüstungsindustrie geschaffen.

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Objekt des Monats 11/2022

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Taschenbuch der Tanks, 1926

Inv. Nr.: Ü 533

Das „Taschenbuch der Tanks“ erschien erstmals 1926. Es ist eines der ersten deutschsprachigen Bücher, die sich mit der neuen Panzertechnik beschäftigten. Der Autor Fritz Heigl betrachtete hierin „Wesen, Erkennung, Bekämpfung“ von Panzern unterschiedlicher Nationen. Es war jedoch keine reine Technikbeschreibung, sondern ein politisch stark in der Zeit verwurzeltes Werk.

Fritz Heigl wurde 1895 in Pragerhof in Österreich-Ungarn geboren (heute Pragersko, Slowenien). Als der Erste Weltkrieg begann, war er gerade im zweiten Semester seines Studiums an der Technischen Hochschule Wien. Er meldete sich als Einjährig-Freiwilliger und begann damit seine militärische Karriere. Er diente in der Feldartillerie und der Infanterie. Heigl wurde mehrfach verwundet und ausgezeichnet und erlebte das Kriegsende, mittlerweile als Oberleutnant, in einem Lazarett. In die Reserve versetzt, erhielt er nach dem Krieg eine kleine Pension. Er nahm sein Ingenieurstudium wieder auf und arbeitete als wissenschaftliche Hilfskraft an der Lehrkanzlei für Wärmekraftmaschinen. Heigl promovierte 1927 über Lafettenbau und wurde schließlich zum Major der Reserve des österreichischen Bundesheeres befördert. 1930 wurde er Privatdozent an der Technischen Hochschule, starb jedoch bereits zwei Monate später an einem Leberleiden.

Sein Hauptinteresse galt den neuen Panzerkampfwagen, doch Österreich war es laut des Vertrages von Saint-Germain verboten, gepanzerte Fahrzeuge zu kaufen oder zu entwickeln. Lediglich leicht gepanzerte Autos waren erlaubt und wurden vom Bundesheer zu Übungszwecken genutzt. Praktische Erfahrungen konnte Heigl zum Beispiel zwischen 1924 und 1926 sammeln, als er sechs Panzerautos für das Bundesheer auf der Basis von LKW-Fahrgestellen konstruierte. Diese Schul-Panzerautos wurden für die Ausbildung genutzt. Heigl konnte an ihnen verschiedene Panzerungen, Tarnanstriche sowie Turmkonstruktionen testen. Diese Versuche dienten auch dazu, herauszufinden, ob die Schul-Panzerautos „im Ernstfall“ statt mit Eisenblech auch mit Panzerstahl ausgestattet werden könnten, um sie zu Behelfspanzerwagen aufzurüsten.

Fritz Heigl publizierte ab 1921 in diversen Fachzeitschriften wie der „Militärwissenschaftlichen Rundschau“ zu Themen wie der Entwicklung der Artillerie, Tarnung und dem Einsatz sowie der Technik der neuen Panzer. 1926 veröffentlichte er sein „Taschenbuch der Tanks“, ein Jahr später einen Ergänzungsband und kurz vor seinem Tod dessen zweite Ausgabe. Es avancierte zu einem internationalen Referenzwerk. Dies lag neben der technisch kenntnisreichen Beschreibung der Fahrzeuge in der Kombination mit taktischen Fragen auch an deren Detailreichtum. Dieser war wahrscheinlich nur durch die Unterstützung von deutschen Dienststellen möglich, die möglicherweise sogar einen Druckkostenzuschuss besteuerten. Heigl widmete sein Werk „in erster Linie dem deutschen und österreichischen Heere“. Der deutsche Verlag J. F. Lehmanns gab zu dieser Zeit wehrwissenschaftliche Werke heraus, war jedoch bereits seit den 1910er Jahren für rassenideologische und antisemitische Schriften bekannt. Diese wurden auch im Taschenbuch der Tanks beworben. Der Verleger Julius Friedrich Lehmann war bereits seit 1920 NSDAP-Mitglied und beteiligte sich 1923 am Hitler-Putsch.

Einer der Schwerpunkte Heigls Buch, die Bekämpfung, ergab sich daraus, dass das deutsche und österreichische Militär mangels eigener Fahrzeuge insbesondere an Fragen der Panzerabwehr interessiert waren. So beschreibt Heigl den Einsatz der Panzer im Ersten Weltkrieg und ihre Abwehr besonders genau, lässt diese jedoch beim schwedischen Stridsvagn weg. Er begründet dies mit der „ungebrochene[n] freundschaftliche[n] Gesinnung des stammverwandten schwedischen Volkes“. Tatsächlich handelte es sich bei den Stridsvagn um die 1921 heimlich von Deutschland an Schweden verkauften LK II, die laut Versailler Vertrag eigentlich hätten vernichtet werden müssen. Heigl verschwieg dies, anhand seiner beigefügten Risszeichnungen dürfte Experten die Herkunft der Stridsvagn jedoch offensichtlich gewesen sein.

Nach Fritz Heigls Tod erschienen in seinem Namen weitere, erweiterte Ausgaben von unterschiedlichen Autoren als „Heigl’s Taschenbuchs der Tanks“.

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Objekt des Monats 10/2022

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Butterdose der Wehrmacht

Inv. Nr.: 1.924

Soldat:innen verbrauchen durch ihre körperlich anstrengende Tätigkeit wesentlich mehr Kalorien als andere Berufe. Wenn sie in einem kalten Klima kämpfen, erhöht sich der Kalorienverbrauch noch um ein Wesentliches. Insbesondere im Krieg steht der höhere Kalorienverbrauch der Soldat:innen in Konkurrenz mit der Versorgung der Zivilbevölkerung.

Fett ist lebenswichtiger Bestandteil der Ernährung und kalorienreich. Wehrmachtsoldaten führten neben dem Essgeschirr und dem so genannten Brotbeutel auch eine Butterdose mit. Deren Design hatte sich seit der Kaiserzeit wenig verändert. Sie bestand aus einer Metalldose mit Schraubverschluss und einem innenliegenden Glasbehälter. Im Laufe des Krieges wurden auch verschiedene Modelle aus dem recht neuen Kunststoff Bakelit hergestellt. Die Füllung der Butterdose stellte die nationalsozialistische Führung jedoch vor Probleme.

Bereits vor dem Krieg waren im Deutschen Reich Butter und Margarine knapp, 1935 kam es zu Versorgungsengpässen und Rationierungen. Dies lag auch an der Ausrichtung der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik: Der Propagandaminister Joseph Goebbels erklärte im Jahr 1936, dass „man zur Not auch einmal ohne Butter, nie aber ohne Kanonen auskommen“ könne. Mehr als die Hälfte der im Reich konsumierten Butter und Margarine musste importiert werden. Die Handelsblockade der Alliierten während des Krieges beeinträchtigte auch den deutschen Import von Tran, welcher der Hauptbestandteil von Margarine in der Zeit war.

Um weniger abhängig von Importen zu sein, intensivierten die Nationalsozialisten die Produktion von Fetten im Reich. Aber auch die Arbeiter auf den Bauernhöfen fehlten. Bereits vor dem Krieg wechselten viele lieber für bessere Löhne in die Fabrik. Für den Krieg wurden zusätzlich Arbeitskräfte in die Wehrmacht eingezogen. In den landwirtschaftlichen Betrieben und auf den Bauernhöfen arbeiteten Zwangsarbeiter:innen, die aus den besetzten Gebieten verschleppt wurden. Sie mussten ebenfalls versorgt werden, aber ihre Lebensmittelrationen waren wesentlich niedriger als die der deutschen Arbeiter:innen und reichten zum Teil nicht zum Überleben. Sie machten zum Kriegsende hin die Hälfte der Arbeitskraft in der Landwirtschaft aus.

Die Wehrmacht wurde jedoch nur zum Teil mit Lebensmitteln aus dem Reich beliefert. Bei der Planung des Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion wurde das Verhungern der Zivilbevölkerung der besetzten Gebiete bewusst einkalkuliert. Wehrmachtsoldaten „organisierten“ sich zudem ihre Lebensmittel durch Kauf, Erpressung oder Raub von der lokalen Bevölkerung.

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