Objekt des Monats 06/2022

Objekt des Monats 06/2022

Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum.
Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten

Eierbecher aus Stahlhelm

Inv. Nr.: DPM 7.257.1-6

Nach dem Sieg über das nationalsozialistische Deutschland teilten die Alliierten das Land in Besatzungszonen. Dort kontrollierten sie auch Wirtschaft und Industrie, die sie einerseits zu Reparationsleistungen verpflichteten, in denen sie andererseits aber auch die Mangelwirtschaft verwalten mussten, um die Bevölkerung mit dem Nötigsten zu versorgen. Es fehlte in Deutschland an vielem: Wohnraum, Lebensmittel, aber auch Verbrauchsgütern. Infolge der Priorisierung von Rüstungsgütern während des Krieges war ihre Produktion zum Teil fast zum Stillstand gekommen. Viele Handwerksbetriebe und Fabriken waren zur Herstellung von Rüstungsgütern verpflichtet worden und mussten ihre zivile Produktion einstellen. Gleichzeitig war der Bedarf an Verbrauchs- und Konsumgütern nach dem Krieg riesig.

Viele Menschen bedurften neuer Haushaltsgegenstände. Vor allem Ausgebombte und Geflüchtete benötigten häufig einen komplett neuen Hausstand und wurden bei der Zuteilung bevorzugt. Doch auch die Rohstoffe zur Produktion der Güter war knapp. Was massenhaft vorhanden war, war militärisches Material: Aus Stahlhelmen wurden Küchensiebe und Kochtöpfe hergestellt.

Auch Privatleute fertigten sich Bekleidung aus Fallschirmseide und Uniformmänteln oder verarbeiteten Munitionsteile und anderes Militärmaterial zu Küchenutensilien oder Spielzeug. Auch kleine Handwerkbetriebe verwerteten die vorhandenen Materialien. Ein Kupferschmied aus Bielefeld fertigte aus einem Stahlhelm diese sechs Eierbecher und färbte sie Rot und Gold ein. Der Helm stammte von dem Bruder seiner Schwiegertochter, der ihn nach seiner Freilassung aus französischer Gefangenschaft mitbrachte. Sie wurden bis vor kurzem von der Familie sorgsam verwahrt und nun dem Museum übergeben. Ohne die überlieferte Geschichte, sähe man ihnen nicht an, dass sie zuvor ein Stahlhelm waren.

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Objekt des Monats 05/2022

Objekt des Monats 05/2022

Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum.
Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten

Rommels Jacke?

Inv. Nr.: 1.429

Erwin Rommel ist eine historische Person, die untrennbar zu der Geschichte der Panzerei gehört. Rommel ist aber auch ein Mythos, der in einem Museum kritisch hinterfragt werden muss.

Erwin Rommel (1891-1944) war ein Berufssoldat, der in drei deutschen Armeen diente. Er trat 1910 in die Württembergische Armee ein und nahm als Offizier am Ersten Weltkrieg an der Westfront teil. In der Weimarer Republik diente er in der Reichswehr. Im Zweiten Weltkrieg kämpfte Rommel in Frankreich, Nordafrika und Italien, zuletzt im Rang eines Generalfeldmarschalls.

Die Mythosbildung um Rommel reiht sich in die klassischen Wehrmachtsmythen um Professionalität und Ehrenhaftigkeit ein, die angeblich von der NS-Ideologie trennbar seien. Rommel ließ sich bereitwillig für die nationalsozialistische Propaganda zu einer Heldenfigur aufbauen. Er bewunderte Hitler und diente dem nationalsozialistischen Regime loyal. Er war selbst kein Antisemit und scheint sich an keinen Massenverbrechen beteiligt zu haben, wusste aber von ihnen. Den Wendepunkt für seine Loyalität zu Hitler scheint erst die Invasion der Alliierten im Juni 1944 darzustellen. Rommel glaubte danach nicht mehr an einen Sieg und geriet darüber mit Hitler in Konflikt. Im Oktober 1944 wurde er zum Selbstmord gezwungen, weil er vom Staatsstreich des 20. Juli wusste. Er eignete sich damit besonders, nach dem Krieg den Mythos der „Sauberen Wehrmacht“ zu stützen. Auch die Westalliierten trugen zur Mythosbildung bei und prägten wohl seinen Beinamen „Wüstenfuchs“. Indem sie seine militärische Leistung überhöhten, war ihr Sieg über ihn zugleich ein Lob ihrer eigenen Fähigkeiten.

Mit dem Ausstellen von persönlichen Objekten bekannter Personen können Museen zur Mythosbildung um sie beitragen. Deswegen ist hier ein besonders genauer Blick hinsichtlich der Herkunft des Objektes sowie seiner kritischen historischen Einordnung gefragt. Die Herkunft der Uniformjacke (Provenienz genannt), die jahrelang als „Rommels Jacke“ ausgestellt war, versprach ihre Originalität. Sie wurde dem Museum von einer Person übergeben wurde, die Rommel nachweislich persönlich kannte. Die einzelnen Teile der Jacke sind unzweifelhaft Originale aus der Zeit und zeigen deutliche Tragespuren. Das Khaki des Afrikakorps wurde von der Sonne zu einem hellen Beige verblichen. Doch während der Recherche fielen einige Ungereimtheiten auf.

So soll die Jacke angeblich von Rommel an dem Tag ausgesondert und verschenkt worden sein, als er im Jahr 1942 zum Generalfeldmarschall befördert wurde. Allerdings trägt diese Jacke eben diese Schulterstücke – ein Indiz für eine nachträgliche Veränderung. Bei der Recherche half die frühe Mythosbildung um Rommel, weil massenhaft Fotos von ihm existieren. Insbesondere im Kriegseinsatz in Afrika konnte nicht unbegrenzt Bekleidung mitgeführt werden, weshalb anzunehmen ist, dass ein Großteil seiner Jacken auf den Fotos dokumentiert wurde. Jedoch findet sich diese Jacke auf keinem bisher bekannten Bild von ihm und weicht in einigen Details von seinen anderen Jacken deutlich ab. Den bekannten Ärmelstreifen des Afrikakorps trug er zum Beispiel nicht, dafür aber Ärmelaufschläge, die bei diesem Modell fehlen. Auch bevorzugte er Uniformjacken mit geraden Taschenklappen. Es existiert nur Aufnahme von ihm, auf der er eine Jacke mit geschwungenen Taschenklappen wie bei diesem Modell trägt, dies ist jedoch eindeutig eine andere als die im Besitz des Museums.

Es kann sein, dass es sich bei diesem Objekt um ein ungewöhnliches Jackenmodell Rommels handelt, in dem er nie fotografiert wurde. Wahrscheinlicher ist aufgrund dieser Indizien die Schlussfolgerung, dass es sich nicht um eine Jacke Rommels handelt. Sie wurde nachträglich zusammengestellt und dem Museum übergeben, wahrscheinlich um zum Erhalt des Mythos Rommel beizutragen. Einem Museum werden häufig Objekte von bekannten Persönlichkeiten angeboten. Ist diese Person wichtig für die Geschichte, die das Museum erzählen möchte, können vor Freude über das neue Objekt schnell Probleme übersehen werden. Aus diesem Grund muss ein Museum seine Stücke immer wieder neu prüfen, weil stets neue Recherchemöglichkeiten zur Verfügung stehen. Die Arbeit an den Objekten hört somit nicht auf, sobald sie hinter Glas platziert wurden. Auch muss die Auseinandersetzung mit der Person, der das Objekt gehörte, immer weitergehen.

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Objekt des Monats 04/2022

Objekt des Monats 04/2022

Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum.
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Nahverteidigungswaffe Wehrmacht

Inv. Nr.: Ü 529

Panzer sind große Fahrzeuge, die auf dem Schlachtfeld schwer zu übersehen sind. Zur Tarnung wurden Panzer von Anfang an mit Tarnfarben bestrichen, einfarbig oder in verschiedenen Flecktarnmustern. Die Besatzung montierte Pflanzen und Gestrüpp auf das Fahrzeug oder bestrich es mit Kalk bei einsetzendem Schneefall, um es an den Einsatzort anzupassen. Im Einsatz suchte sie Deckung, um möglichst spät gesehen zu werden. Zur Unterstützung eines Rückzugs oder Angriffs konnten sie wie die Infanterie als Tarnmittel „Nebel“ einsetzen. Zu diesem Zweck wurden deutsche Panzer ab 1939 mit Vorrichtungen zum Abwurf von Nebelkerzen ausgestattet. Nebelkerzen sind Rauchgranaten, die nicht explodieren, sondern über eine gewisse Zeit Rauch abgeben, um die Umgebung um das Fahrzeug einzunebeln.

Die Nahverteidigungswaffe ersetzte die bestehenden Systeme zum Nebelabwurf und wurde ab 1944 in diverse Kampfpanzer, Panzerjägerwagen und Panzerspähwagen montiert, zum Beispiel in die „Tiger“-Modelle. Die Vorgängersysteme, die Nebelkerzenabwurfvorrichtung und das Nebelwurfgerät, wiesen einige Nachteile auf. Ihre mit der Ladung gefüllten Behälter befanden sich in beiden Fällen an der Außenseite des Panzers. Sie konnten durch feindlichen Beschuss von außen ausgelöst werden und damit die Sicht der Besatzung behindern. Die Behälter konnten zudem nicht von innen nachgeladen werden.

Die Nahverteidigungswaffe war flexibler und sicherer: Sie war im Turm eingebaut und um 360 Grad drehbar. Die Höhenrichtung lag unveränderlich bei 50 Grad, das heißt der Winkel, aus dem das Geschoss abgefeuert wurde, konnte nicht verändert werden. Mit ihrer Panzerplatte auf der Oberseite der Öffnung war die Nahverteidigungswaffe zudem vor Splittern geschützt und musste nur bei Benutzung geöffnet werden. Sie beinhaltete ein System, mit welchem unterschiedliche Ladungen abgefeuert werden konnten. Die Verschlussklappe an der Unterseite des Wurfbechers wurde geöffnet, der Verschlussstopfen, der gegen das Eindringen von Regenwasser schützte, entfernt und beladen. Als Ladung konnten Nebelkerzen, Granaten, Rauchsichtzeichen und Leuchtgeschosse verwendet werden. Nach dem Schließen der Klappe konnte das Geschoss mithilfe eines Abzughahnes abgefeuert werden. Die Öffnung konnte jedoch auch mit einer Kampfpistole genutzt werden, die Sprengpatronen mit Zeitzünder und Leuchtmunition verschießen konnte. Die Pistole wurde hierzu aus der Öffnung herausgehalten. Die Sprengpatrone konnte bis zu 10 Meter vom Fahrzeug entfernt auslösen, ihre Splitter flogen jedoch bis zu 100 Meter weit. Die Luken des eigenen Panzers mussten daher bei Benutzung geschlossen gehalten werden, um die eigene Besatzung nicht zu gefährden. Die Sprengpatronen sollte zur Nahverteidigung gegen feindliche Infanteriesoldaten eingesetzt werden, um das eigene Fahrzeug zu schützen. Aber auch der zinkbasierte Rauch der Nebelkerzen war nicht ungefährlich, die eingesetzten Chemikalien konnten die Haut und Atemwege schädigen und gelten als krebserregend.

Das Schnittmodell zeigt die Nahverteidigungswaffe, als wäre sie aus einem Panzerturm mit einem Teil der Panzerung herausgeschnitten worden, wobei die roten Kanten die Schnittkanten darstellen. Der weiße Bereich stellt die Innenseite des Panzers dar, die weißen Stelen dienen nur zur Stabilisierung des Modells.

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Objekt des Monats 03/2022

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Zeichnung „Maggie’s Farm“

Inv. Nr.: DPM 6.1497

Die Heidelandschaften Niedersachsens inspirieren Künstler:innen seit jeher. Häufig entstehen hierbei verträumte Landschaftsbilder mit blühender Heide, glücklichen Heidschnucken und entspannt Wandernden. Angelockt von dieser einzigartigen Landschaft, kaufte der Künstler Bernhard Baudendistel Anfang der 1980er Jahre das stillgelegte Bahnhofsgebäude in Hützel, ganz in der Nähe von Munster. Dort richtete er sein Atelier ein, betrieb mit seiner Partnerin eine Gaststätte und gründete einen Kunstverein.

Er musste jedoch feststellen, dass die Gleise am Bahnhof keineswegs stillgelegt waren, sondern regelmäßig zu Panzerverladungen genutzt wurden. Im Kalten Krieg wäre Niedersachsen ein zentraler Austragungsort des atomaren Krieges gewesen, weshalb hier britische Truppen stationiert waren, die regelmäßig Manöver durchführten. Eine niedersächsische Besonderheit stellte das Soltau-Lüneburg-Abkommen dar, welches der britischen Armee erlaubte, sogar Naturschutzgebiete für Übungen zu nutzen. Ebenfalls in Gefahr gebracht wurden damit die Hügelgräber der Lüneburger Heide aus der Bronzezeit. Der regionalen Bevölkerung sind diese mit roten Pfählen abgesperrten „Roten Flächen“ im Naturschutzgebiet sowie die Schäden an Landschaft, Höfen und Häusern noch sehr präsent.

Im Laufe der 1980er Jahre beschäftigte sich der Künstler in unterschiedlichen Medien mit der Zerstörung der Naturlandschaft durch Panzer. In seinen Malereien und Zeichnungen sind Baudendistels Heidelandschaften grau, von Kettenspuren zerfurcht und Dieselabgasen vernebelt. Einzig das Rot der Pfähle drängt sich ins Zentrum: Sie markierten die Teile der Heide, die Übungsgebiet waren und von Zivilist:innen nicht betreten werden durften. Den roten Pfählen widmete er zahlreiche Werke. Eines ist die Zeichnung „Maggie’s Farm“ von ca. 1988. Der Titel verweist auf einen Song von Bob Dylan, in dem er singt: „I ain’t gonna work on Maggie’s farm no more.“ Baudendistel nutzte diese Zeile für viele seiner kritischen Werke: „Maggie“, stand für ihn für Margaret Thatcher und die britischen Soldaten, die mit ihren Panzern die Erde der Lüneburger Heide zerpflügten, arbeiteten auf ihrer „Farm“. Die Zeile interpretierte Baudendistel somit als Ablehnung gegen den Wehrdienst in der Heide. Vom Bahnhofsgebäude Hützel beschallte er die Soldaten sogar mit diesem Song, während sie ihre Panzer verluden. Ob diese die musikalische Untermalung genossen oder die Interpretation des Künstlers nachvollziehen konnten, ist unbekannt.

Bernhard Baudendistels Kunst war vielfältig: Auf Streifzügen durch die Heide sammelte er Fundstücke für Materialbilder und Objektkästen, fertigte Plastiken aus Bronze und Steinskulpturen an. Die Natur inspirierte ihn zu Malerei und Zeichnungen. Er vergrub seine Kunst und setzte sie dem Wetter aus. In verschiedenen Kunstaktionen stand der Prozess stärker im Vordergrund als sein Endprodukt, zum Teil verschwimmen die Grenzen zwischen politischem Aktivismus und Aktionskunst. Bernhard Baudendistel arbeitete bis zu seinem Tod 2013 in Hützel zur deutschen Ur- und Frühgeschichte, nordischen Mythologie, Spiritualismus und der Vergänglichkeit der Natur.

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Objekt des Monats 02/2022

Objekt des Monats 02/2022

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Maschinengewehr 08, 1916

Inv. Nr.: DPM 4.141

Das Maschinengewehr war eine der Waffen, welche die Kriegführung des Ersten Weltkrieges maßgeblich gestaltet hat und die Voraussetzung für die Einführung von Panzern war. Im Ersten Weltkrieg nutzten alle Kriegsparteien Maschinengewehre.

Bereits in den 1860ern gab es Schnellfeuerwaffen, die jedoch mechanisch vom Schützen mit einer Kurbel oder einem Hebel angetrieben werden mussten. Das erste automatische Maschinengewehr ließ sich der US-amerikanische Erfinder Hiram S. Maxim 1883 patentieren. Das System Maxims wurde in diversen Konflikten und Nationen eingesetzt.

Das Deutsche Reich fertigte auf Basis des Maschinengewehrs von Maxim das Maschinengewehr 08 (MG 08), welches nach seinem Einführungsjahr 1908 bezeichnet wurde. Anders als die mechanisch angetriebenen Maschinengewehre zuvor, schoss das System Maxims auf Knopfdruck im Dauerfeuer. Maxims „Rückstoßlader“ nutzte die Energie des Rückstoßes der Waffe, welche diese beim Abfeuern der Patrone erzeugte, um die leere Hülse auszuwerfen und eine neue Patrone nachzuladen. Diese Technik erlaubte eine sehr hohe Schussrate von bis zu 600 Schuss pro Minute. Ein Problem bei solch einer hohen Schussrate ist die Erhitzung des Rohres. Das MG 08 besaß zur Kühlung des Laufs eine Ummantelung, in welcher drei bis vier Liter Wasser Platz fanden, was damit die schon über 25 kg wiegende Waffe noch schwerer machte. Um auch noch Munition und Kühlwasser zu transportieren, waren neben dem Schützen noch mindestens ein bis zwei Munitionsträger pro Maschinengewehr nötig, insgesamt bildeten fünf bis sechs Soldaten eine MG-Einheit.

Ein Schütze konnte mit einem zu der Zeit modernen Gewehr bis zu zehn Schuss in der Minute abfeuern, womit das Maschinengewehr dessen Feuerrate um das 60-fache übertraf. Bereits bei ihren ersten Einsätzen im Zweiten Englisch-Burischen Krieg im südlichen Afrika und im Russisch-Japanischen Krieg zeigte sich, dass die erhöhte Feuerkraft einen Angriff massiv erschwerte. Ein gut verschanzter Verteidiger konnte mit einem Maschinengewehr massenhaft Infanteristen und Kavallerie niedermähen. Derartige Angriffe bedeuteten katastrophale Verluste und brachten, wenn überhaupt, nur minimale Geländegewinne. Diese erhöhte Feuerkraft der Infanteriewaffen trug maßgeblich zum Stellungskrieg im Ersten Weltkrieg bei. Neben anderen neuen Waffen wie Flugzeugen und Giftgas sollte eine neue Maschine den Stellungskrieg überwinden: der Panzer. Für die Benennung des britischen Panzermodells Mark I, schlug der britische Ingenieur und Offizier Ernest Dunlop Swinton sogar den Namen „Maschinengewehrzerstörer“ vor. Die Panzer wurden ihrerseits mit Maschinengewehren ausgestattet. Diese unterstützten den Angriff, verteidigten aber vor allem das Fahrzeug als fahrende Festung. Dabei gab es im Ersten Weltkrieg sowohl britische Panzer mit Kanone und Maschinengewehren, sowie solche, die nur mit Maschinengewehren ausgestattet waren.

Dieses MG besitzt keine Lafette zum Aufstellen im Gelände, da es für den Einbau in den Panzer A7V vorgesehen ist. Die im A7V eingebauten MG 08 wurden auf eine spezielle Lafette montiert, die den Pivotlafetten auf Kriegsschiffen entsprach. Sie war mit dem Sitz des MG-Schützen verbunden und 90 Grad schwenkbar. Die sechs im A7V vorgesehenen Maschinengewehre waren an den Seiten des Fahrzeugs und hinten eingebracht und sollten den Panzer so von allen Seiten schützen, mit minimalen toten Winkeln. Vorn waren die A7V standardmäßig mit einer 57mm Maxim-Nordenfelt-Kanone ausgestattet. Die Munition für die MG befand sich unter den Sitzen und sollte 10.000 bis 15.000 Schuss betragen, dazu kam Munition für die Bordwaffe sowie die Pistolen und Karabiner der Besatzung sowie Handgranaten.

Auch Luftschiffe und Flugzeuge wurden mit Maschinengewehren ausgestattet, für die Luftfahrt war jedoch die Weiterentwicklung von wesentlich leichteren, luftgekühlten MGs entscheidend. Für die Infanterie wurde die schwere MG 08 zum „leichten“ MG 08/15 weiterentwickelt, das nur von einem Mann getragen werden konnte.

Die Königliche Preußische Gewehrfabrik, die das MG in Spandau herstellte, wurde nach dem Ersten Weltkrieges nach den Bestimmungen des Versailler Vertrages aufgelöst. Das MG 08 und seine Varianten fanden noch vereinzelt im Zweiten Weltkrieg Einsatz.

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Objekt des Monats 01/2022

Objekt des Monats 01/2022

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Uniform Stahlhelmbund

Inv. Nr.: DPM 1.1002

Der deutsche Stahlhelm ist eines der zentralen Symbole des Ersten Weltkrieges. Nicht alle deutschen Soldaten erhielten einen, sondern zunächst nur diejenigen, die an der Front besonders gefährdet waren. Erstmals für alle Dienstgrade gleich, ohne regionale oder schmückende Kennzeichen, wurde er zum Symbol dieser Schicksalsgemeinschaft in den Schützengräben. Eine Gemeinschaft kann nur mit dem Ausschluss anderer gebildet werden: So sahen sich Soldaten, die längere Zeit an der Front eingesetzt waren, als elitäre Frontkämpfer und blickten auf Soldaten der Unterstützungseinheiten und in der Etappe herab.

So ist es wenig verwunderlich, dass der Stahlhelm namensgebend für einen Veteranenbund wurde: „Stahlhelm – Bund der Frontsoldaten“ oder kurz Stahlhelmbund genannt. Er war einer der einflussreichsten und mitgliederstärksten Wehrverbände der Weimarer Republik und wurde bereits wenige Wochen nach dem Ende des Ersten Weltkrieges gegründet. Der Bund war jedoch keine Kaffeerunde für alte Kameraden, sondern eine paramilitärische Organisation, die zwar überparteilich sein wollte, jedoch alles andere als unpolitisch war: Seine Gründer wollten Soldaten zusammenführen, die während der Novemberrevolution gegen linke Revolutionäre kämpfen wollten. Später positionierten sie sich gegen das demokratische System der Weimarer Republik. Zunächst nur im Magdeburger Raum aktiv, weitete sich der Stahlhelmbund im Laufe der 1920er Jahre zu einer Massenorganisation mit Mitgliedern aus den ehemaligen Freikorps und Einwohnerwehren im ganzen Reichsgebiet aus.

Die Uniform stammt von einem Mitglied aus dem Gau „Oldenburg-Ostfriesland“. Sie erinnert nicht nur zufällig an die feldgrauen Uniformen des Reichsheeres: Der Wegfall der Wehrpflicht und die Auflösung vieler Garnisonen in Deutschland trennte Bevölkerung und Militär, die während der Kaiserzeit noch eng verwoben gewesen waren. Organisationen wie der Stahlhelmbund führten die ehemaligen Soldaten wieder in die Mitte der Gesellschaft. Die uniformierten Mitglieder organisierten Kulturveranstaltungen und waren fest im national gesinnten Bürgertum verankert. Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrages, die Reichswehr auf 115.000 Mann zu begrenzten, wurden viele ehemalige Soldaten vom Dienst an der Waffe ausgeschlossen. Im Stahlhelmbund konnten sie an ihre gesellschaftliche Stellung in der Kaiserzeit anknüpfen und fanden Gleichgesinnte, welche die Sozialdemokraten und Juden für den verlorenen Krieg verantwortlich machten. Mit dieser Verschwörungserzählung konnten die Frontsoldaten von ihrer eigenen Verantwortung ablenkten und den Mythos pflegen, die kaiserliche Armee hätte zwar den Krieg verloren, sei aber „im Felde unbesiegt“ gewesen. Folgerichtig waren nur wenige Sozialdemokraten und Juden Mitglied im Stahlhelmbund, ab 1924 ergänzte der Stahlhelmbund seine Satzung um einen „Arierparagraphen“ und zwang jüdische Frontsoldaten zum Austritt.

Ideologisch bot der Stahlhelmbund viele Anknüpfungspunkte mit den Nationalsozialisten, diese sahen sich jedoch auch in Konkurrenz zueinander. Der Gründer und Bundesführer des Stahlhelms Franz Seldte besiegelte das Schicksal der Organisation, als er 1933 Reichsarbeitsminister wurde, in die NSDAP eintrat und für Hitlers Ermächtigungsgesetz stimmte. Die Auflösung des Bundes und die personelle Fusion mit den Nationalsozialisten finalisierte sich, als die fast eine Million Stahlhelmmitglieder 1935 in die paramilitärische Organisation der NSDAP, die SA, überführt wurden. Diejenigen, die sich gegen diesen „freiwilligen“ Übertritt wehrten, mussten einen Eid auf Hitler ablegen und wurden statt in der SA im „Nationalsozialistischen Deutschen Frontkämpferbund“ zusammengefasst, der jedoch bereit Ende 1935 wieder aufgelöst wurde.

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