Objekt des Monats 09/2024

Objekt des Monats 09/2024

Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum. Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten.

Tropenhelm nach Bortfeldt-Patent, etwa 1901

Inv. Nr.: DPM 1.989

Die deutschen Kolonialtruppen erhielten im Jahr 1896 eine Einheitsuniform, die es so in den Armeen des Deutschen Reiches noch nicht gegeben hatte. Die Soldaten benötigten für die neuen Einsatzgebiete in Ozeanien, Asien und Afrika eine neue Art von Uniform, die dem Klima und der Vegetation angepasst war. So musste sie zuvorderst die hitzeempfindlichen deutschen Soldaten vor der Sonne schützen, damit diese überhaupt „tropentauglich“ blieben und ihren Herrschaftsanspruch in den Kolonien körperlich durchsetzen konnten. Die Uniform ähnelte in vielerlei Hinsicht denen anderer Nationen und die markanteste Gemeinsamkeit war die Kopfbedeckung: der Tropenhelm. Mitglieder der deutschen Marineeinheiten hatten bereits einen leichten Helm aus Kork oder Schilf getestet, da sie als erste in „tropischen Gewässern“ unterwegs waren und eine leichte Kopfbedeckung benötigt hatten.

So bestanden die eingeführten Tropenhelme aus dem besonders leichten Material Kork und wurden mit einem sandfarbenen oder weißen Überzug versehen. Der Reichsadler war aus Tombak (eine Messing-Kupfer-Legierung) oder für Offiziere vergoldet. Dieser konnte im Gefecht abgenommen werden, um den gegnerischen Schützen kein glänzendes Ziel sowie Hinweise auf den Dienstgrad zu geben. Die Helme waren besonders hoch geschnitten, um eine bessere Ventilation zu ermöglichen und besaßen am Scheitel Lüftungslöcher, die mit einer Kappe geschützt waren. Wichtig war außerdem die Verschattung des Gesichtes und des Nackens, weshalb der Tropenhelm einen auslandenden Schirm besaß. Dieser machte jedoch auch Probleme: So beklagten die Soldaten bei Trageversuchen, dass der Helm beim Schießen im Liegen durch den langen Nackenschirm ins Gesicht rutschte. Das Schießen im Liegen war jedoch insbesondere in deckungsarmen Gebieten zentral.

Im Jahr 1900 meldete der Hutfabrikant Ludwig Bortfeldt aus Bremen einen Entwurf zur Abhilfe dieses Problems zum Patent an: Sein fünfteiliger Nackenschirm konnte hochgeklappt werden, wodurch sein Helmentwurf die Soldaten nicht mehr beim Schießen behinderte. Aufgrund dieses Patentschutzes wurde die Firma Bortfeldt zum Alleinausstatter der deutschen Kolonialtruppen. Anders als das deutsche Kolonialreich bestand die Firma Ludwig Bortfeldt jedoch über den Ersten Weltkrieg hinaus. Auch nach Auflösung der deutschen Kolonialgebiete stellte Bortfeldt weiterhin Korkhelme her – für den Export ins Ausland.

Literatur:

Kraus, Jürgen; Müller, Thomas: Die deutschen Kolonial- und Schutztruppen von 1889 bis 1918 Geschichte, Uniformierung und Ausrüstung, Wien 2009.

Schiers, Ulrich: Tropenhelme der kaiserlichen Marine, der Ostasiatischen Truppen und der Schutztruppen, Meckenheim 2007.

Haendel, Laura: Die erste deutsche Tropenhelmfabrik: Ludwig Bortfeldt Bremen, in: Aselmeyer, Norman; Kamche, Virginie (Hg.): „Stadt der Kolonien“ – Wie Bremen den deutschen Kolonialismus prägte, Freiburg 2024.

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Objekt des Monats 08/2024

Objekt des Monats 08/2024

Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum. Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten.

Spielfigur Kataphron Destroyer, 2022

Inv. Nr.: DPM 7.275

„Diese Spielfigur ist Teil des Tabletop-Strategiespiels „Warhammer 40.000“ (im Alltag oft auch abgekürzt als: Warhammer 40k), welches seit 1987 von Games Workshop herausgebracht und stetig weiterentwickelt wird. Die Spieler:innen positionieren dabei selbst zusammengesetzte und bemalte Miniaturen auf einem Spielfeld, auf dem sie ihre Armeen rundenbasiert gegeneinander antreten lassen. Ein Würfelwurf entscheidet über die Möglichkeiten der Aktionen der Runde: Bewegung, Beschuss und Nahkampf. Je nachdem, wie die Spieler:innen die Armeen zusammengestellt und die Figuren ausgestattet haben, besitzen sie unterschiedliche Eigenschaften.

Die Welt von Warhammer 40k spielt in einer dystopischen Zukunft im 41. Jahrtausend, in der die Menschen gegen andere Spezies um die Vorherrschaft auf Planeten der Milchstraße kämpfen. Die Figur des „Kataphron Destroyer“ gehört innerhalb des Imperiums der Menschen zu der Fraktion der „Adeptus Mechanicus“. Diese Priestergilde vom Mars produziert und wartet die Waffen und Rüstungen, mit der die Soldaten des Imperiums ausgestattet werden. Sie entwickeln hierfür jedoch keine neue Technologien, sondern suchen Technologie einer „verlorenen Zeit“ und stellen diese neu zusammen. Dieser Prozess ist stark religiös aufgeladen, so dürfen nur von den Priestern gesegnete Waffen verwendet werden. Die Priester entwickelten die Kataphron Destroyer als „lebende Waffen“, in denen die Soldaten mit der Maschine fusionieren und ohne eigenen Willen als ein biologischer Computer zu ihrer Steuerung dienen. Diese Battle Servitors bewegen sich mittels Kettenlaufwerken durch das Gelände und sind mit unterschiedlichen Waffen, beispielsweise Plasmakanonen, ausgestattet.

Die Science Fiction-Welt von Warhammer 40k unterscheidet sich von vielen anderen Zukunftsvorstellungen: Die düstere und religiös aufgeladene Welt von Warhammer 40k ist keine Utopie des Fortschritts und der Erkundung des Weltraumes, sondern eine ungewöhnlich dystopische, kriegerische Zukunft der Menschheit. Mit weiteren an Orks und Elfen angelehnten Spezies zogen die Spieleentwickler auch Inspirationen von „Herr der Ringe“ und hinsichtlich der Ablehnung von Künstlicher Intelligenz von „Dune“. Etwa 40 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Erinnerungen an diesen noch sehr präsent sowie die Angst vor einem Nuklearkrieg aktuell. Die Vorstellung von seelenlosen, mit Propaganda durchtränkten Soldaten, deren Leben nur darin besteht, Kriegsmaschinen zu bedienen und religiös einem Anführer zu folgen, stellt eine übersteigerte Form dieser Ängste und Erfahrungen dar.

Die Spieleentwickler zogen in der Spielmechanik Inspirationen aus ihrer eigenen Kindheit und Jugend in den 1960er und 1970er Jahren: Die umfasste Rollenspiele, Strategiespiele, Spielzeugsoldaten und Modellbau. Ein Verkaufsschlager war zu dieser Zeit das Rollenspiel „Dungeons & Dragons“ der Firma TSR, bei dem einige Miniaturen benutzt wurden. Games Workshop erweiterte dieses Spielprinzip auf die Darstellung ganzer Armeen, für die viele Modelle benötigt – und damit verkauft – werden sollten. Nachdem dazu 1983 zuerst ein Tabletop-Spiel mit dem Namen „Warhammer“ im Fantasygenre etabliert wurde, folgte nach dessen Erfolg 1987 mit Warhammer 40k die Science-fiction-Variante. Bis heute dominiert Games Workshop damit den Markt für Tabletop-Spiele.

Literatur:

https://www.warhammer-community.com/2023/12/06/starting-an-adeptus-mechanicus-army-in-warhammer-40000-everything-you-need-to-know-from-painting-to-lore (Zugriff: 14.08.2024).

Interview mit Tim Mollow bei VoxCast: https://voxcastpodcast.com/voxcast-episode-16-jes-goodwin-and-knights (Zugriff: 14.08.2024).

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Objekt des Monats 07/2024

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Zeitschrift „Der Freiwillige“, 1992

Inv. Nr.: Ü 588

„Der Freiwillige“ war eine monatlich erscheinende Veteranenzeitschrift der ehemaligen Waffen-SS, die von 1955 bis 1992 vom Bundesverband der „Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit“ (HIAG) herausgegeben wurde. In der jungen Bundesrepublik existierten zahlreiche Veteranenvereinigungen, neben Verbänden ehemaliger Wehrmachtsoldaten auch von Veteranen der Waffen-SS, die zum Teil kooperierten und konkurrierten. Insbesondere für die etwa 250.000 ehemaligen Mitglieder der Waffen-SS in der Bundesrepublik waren die Organisationen Anlaufpunkt für soziale und juristische Unterstützung. Der Bundesverband der HIAG war der Versuch, letztere zu vereinigen und damit ihr politisches Gewicht weiter zu stärken. Kernziel der Lobbyarbeit der HIAG war trotz der Einstufung der Waffen-SS als „verbrecherische Organisation“ die Angleichung der Rentenansprüche an die der Wehrmachtsoldaten, weshalb sie den Anschein der Waffen-SS als „ganz normale Soldaten“ forcierte.

Die Verbandszeitschrift „Der Freiwillige“ fungierte als Mitteilungsblatt, aber auch zur Fortführung der gemeinsamen Ideologie sowie ihrer Neuverortung in der Bundesrepublik. So verweist schon der Untertitel des Heftes mit „Für Einigkeit und Recht und Freiheit“ auf eine der Kernstrategien des Verbandes zu ihrer politischen Legitimation: Skandalen trat die HIAG stets mit demokratischen Bekenntnissen entgegen, um einem möglichen Verbot der Organisation zu entgehen. Im Laufe der 1980er Jahre vertiefte sich jedoch die Diskrepanz zwischen diesen Aussagen und dem Verhalten der Mitglieder der Organisationsbasis, die sich zunehmend offen rechtsradikal äußerten. 1991 wurde die Auflösung des Bundesverbandes beschlossen und Ende 1992 durchgeführt. Dies war auch darin begründet, dass die Führungsebene die HIAG als „zeitgebundene Vereinigung“ verstand, die auf die Lebenszeit der Veteranen begrenzt war. Andere Vereinigungen wie Landesverbände und Truppenkameradschaften bestanden weiter, zum Teil durch die Kinder und Enkel der Veteranen.

In einem der letzten Hefte des Bundesverbandes* ist die ideologische Leitlinie der HIAG noch immer ablesbar. Die Abhandlungen zu historischen Themen beruhten häufig auf persönlichen Erfahrungen und führten den Mythos der Waffen-SS als Elite-Truppe sowie einer „Europäischer Armee“ weiter. Dabei bewegten sich die Inhalte zumeist nur knapp innerhalb des strafrechtlich erlaubten: So wurden der Holocaust oder Verbrechen nicht aktiv geleugnet, sondern beispielsweise mit der Zitation von ausländischen vermeintlichen Zeitzeug:innen oder Autoren infrage gestellt. In Artikeln zu Ritterkreuzträgern wie Michael Wittmann, zum Teil mit persönlichen Erinnerungen der Autoren an die Personen, wurde die Heroisierung der Ritterkreuzträger der Waffen-SS weiter tradiert. „Der Freiwillige“ drehte sich jedoch nicht nur um die Vergangenheit – auch aktuelle politische Ereignisse und Debatten wurden verfolgt und kommentiert, häufig mit Referenz auf den Zweiten Weltkrieg. Das Vorwort dieses Heftes mit dem Titel „Was ist bloß mit Deutschland los“ schrieb beispielsweise Hubert Meyer, ehemaliger SS-Regimentskommandeur und von 1969 bis Auflösung des Bundesverbandes Sprecher der HIAG.  Darin bezeichnete er Geflüchtete als „Scheinasylanten und Wohlstandsflüchtlinge“ die „unser Land überschwemmen“ und „Fremde, die in Jahrhunderten nicht ein Mosaiksteinchen zur deutschen Kultur, zu deutschem Werden und Bestand beigetragen haben“ und setzt dies in Verbindung mit der deutschen Geschichte: „In dieser Lage wollen verantwortliche Politiker das um ein Viertel seines Landes beraubte Deutschland, das nach Kriegsende schon 12 Millionen deutsche Flüchtlinge aufnahm, zu einem Einwanderungsland machen.“ Meyer bediente sich somit rechtsradikalen Narrativen und Chiffren, die sich auch fast 50 Jahre nach Kriegsende nicht verändert hatten. „Der Freiwillige“ wurde bis 2014 herausgegeben und ging dann in DMZ Geschichte auf, die dem rechtsextremen Spektrum zuzuordnen ist.*

*Ergänzung: Mit der Auflösung des Bundesverbandes 1992 wurde die Zeitschrift nicht mehr von diesem herausgegeben, lief jedoch bis 2014 weiter.

Literatur:

Wilke, Karsten: Die „Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit“ (HIAG) 1950-1990, Veteranen der Waffen-SS in der Bundesrepublik, Paderborn u.a. 2011.

Schulte, Jan Erik / Lieb, Peter / Wegner, Bernd: Die Waffen-SS – Neue Forschungen, Paderborn u.a. 2014.

Lehnhardt, Jochen: Die Waffen-SS: Geburt einer Legende – Himmlers Krieger in der NS-Propaganda, Paderborn u.a. 2017.

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Objekt des Monats 06/2024

Objekt des Monats 06/2024

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Flugblatt vom „Bund Deutscher Offiziere“, 1944

Inv. Nr.: DPM 6.2622

 „Hitler, der euch schon seit Jahr und Tag von Niederlage zu Niederlage führt, er allein verschuldete unseren Kessel von Stalingrad und Euren gegenwärtigen Kessel. Er trägt die Schuld des ganzen Unglücks unseres Volkes! […]Der einzige Weg ist die Einstellung der Kampfhandlungen und der Übertritt auf die Seite des Nationalkomitees „Freies Deutschland“!“

Dieses Flugblatt richtete sich an Wehrmachtsoldaten, die Ende Januar 1944 von der 1. und 2. Ukrainischen Front im Kessel von Tscherkassy eingeschlossen waren. Unterschrieben wurde es von General Walther von Seydlitz, der der Kommandierende General des 41. Armeekorps war, mit dem er 1943 bei der Schlacht von Stalingrad in sowjetische Gefangenschaft geriet. Er war Gründungsmitglied des „Bund Deutscher Offiziere“ (BDO) von Offizieren in sowjetischer Gefangenschaft, die sich von Hitler abgewandt hatten, sowie Vizepräsident im Nationalkomitee Freies Deutschland (NKFD), das zusammen mit deutschen Kommunisten im Exil gegründet wurde. Die Gründung des NKFD ging von Stalin aus; dessen Mitglieder und die des BDO verfolgten jedoch unterschiedliche politische Ziele. Dem BDO wurde beispielsweise versprochen, dass Deutschland in den Grenzen von 1937 erhalten bleibe und Seydlitz wollte eine Armee aus Kriegsgefangenen aufstellen, die den Grundstein für eine neue Armee in Nachkriegsdeutschland stellen sollte. Insgesamt brachte das NKFD über 100 Millionen Flugblätter heraus, viele Hunderte wurden direkt an Truppenteile adressiert, die sich in problematischen taktischen Situationen befanden.

Dieses Flugblatt war Teil einer größer angelegten Frontaktion: Seydlitz verfasste mit anderen Offizieren des BDO außerdem persönliche Briefe an die Kommandeure der eingeschlossenen Verbände und organisierte Lautsprecherdurchsagen an der Front, in denen sie zur Aufgabe der Kampfhandlungen und dem Widerstand gegen Hitler aufriefen. Dieser war beunruhigt über die mögliche Wirkung von Seydlitz‘ Aufrufen, weshalb die mit Frontkommandos betrauten Generalfeldmarschälle eine Ergebenheitserklärung gegenüber Hitler abliefern sollten. Das Reichskriegsgericht verurteilte Seydlitz zudem in Abwesenheit zum Tode und seine Familie wurde in „Sippenhaft“ genommen – seine Frau wurde sogar dazu gezwungen, sich von ihm scheiden zu lassen.

Die Bemühungen des NKFD und BDO blieben jedoch vergebens; die bei Tscherkassy eingeschlossenen Verbände versuchten weiterhin auszubrechen, was ihnen teils nur unter hohen Verlusten gelang. Der Panzersoldat, der dieses Flugblatt aufsammelte, war Teil des 23. Panzerregiments. Er war nicht im Kessel eingeschlossen, sondern zwischen Uman und Winnyzja an Kämpfen beteiligt. Sowohl die Wehrmacht als auch die Rote Armee werteten die Schlacht als Erfolg.

Literatur:

Ueberschär, Gerd R. (Hg.): Das Nationalkomitee „Freies Deutschland“ und der Bund Deutscher Offiziere, Frankfurt a. M. 1996.

Frieser, Karl-Heinz: „Tscherkassy 1944 – ein zweites Stalingrad?“, Zusammenfassung des Vortrags: https://www.gsp-sipo.de/organisation/landesbereich-iv/fulda?tx_sfeventmgt_pievent%5Baction%5D=detail&tx_sfeventmgt_pievent%5Bcontroller%5D=Event&tx_sfeventmgt_pievent%5Bevent%5D=3649&cHash=f7591d3d1c3c1ef0610b2a9db89cea10

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Objekt des Monats 05/2024

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Panzerschutzhelm im US-Design für Bundeswehr-Truppenversuch, 1950er-1960er

Inv. Nr.: DPM 1.1060

Bereits wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wurde über eine Wiederbewaffnung Deutschlands gesprochen. Bundeskanzler Adenauer erhoffte sich hiervon auch die Wiedererlangung der staatlichen Souveränität; die USA und westeuropäische Staaten wollten ein militärisches Bündnis mit deutscher Beteiligung gegen die Sowjetunion. Die Idee einer „Europäischen Verteidigungsgemeinschaft“ (EVG), in der einige westeuropäische Länder Kontingente für eine gemeinsame Armee aufstellen sollten, scheiterte letztlich. Die Planungen waren jedoch schon so konkret gewesen, dass bereits über die EVG-Uniformen nachgedacht und bestehende Uniformen verschiedener Armeen getestet worden waren.

Bei der Aufstellung der Bundeswehr im Jahr 1955 gab es also bereits Überlegungen für eine neue Uniform, die sich vom Wehrmachtsdesign abgrenzen sollte. Bei der Einführung eines neuen Stahlhelmes für die Bundeswehr wurde auf US-amerikanisches Design zurückgegriffen: Die Soldaten erhielten einen lokal produzierten M1. Auch die Panzerbesatzungen sollten einen neuen Schutzhelm erhalten, weshalb der US-amerikanische M6 in der Truppe getestet wurde. Das im Jahr 1938 eingeführte US-amerikanische Modell war an Football-Helme angelehnt, besaß große Luftlöcher, Ohrlaschen für die Aufnahme von Kopfhörern und Lederriemen für die Befestigung einer Staubbrille. Er bestand aus einem Fasermaterial, um Stöße gegen die Innenseiten des Panzers abzudämpfen.

Die Firma Maury & Co aus Offenbach stellte diesen Helm nach US-amerikanischen Muster für die Truppenversuche in der Bundeswehr her. Der Helm weicht hinsichtlich einiger Merkmale von der US-Version ab: So sind die Laschen an den Ohrmuscheln überkreuzt, die Helmglocke besteht aus Aluminium statt aus Fasermaterial und der Größenstempel auf der Innenseite ist in Zentimetern angegeben. Zudem hat die Firma Maury & Co, die seit 1820 Militär- und Feuerwehrausrüstungen produzierte, die großen Luftlöcher des US-Modells durch sechs kleine ersetzt, die denen der deutschen Feuerwehrhelme aus den 1930ern entsprachen. Auch in Italien, Niederlande und Schweden und sogar Israel und Thailand wurde das Helmmodell getestet. Die Bundeswehr führte den Schutzhelm jedoch nicht für ihre Panzerbesatzungen ein und kehrte schließlich zu einem Barett zurück.

Literatur:

Schuster, Lothar: Das Ausstattungssoll der Heeresangehörigen der Bundeswehr von 1955 bis 2010, Berlin 2010.

Zentner, Rolf-Leonhard: Deutsche Militärhelme 1895-1975, Koblenz/Bonn 1980.

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Objekt des Monats 04/2024

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Brettspiel „Fulda Gap“, 1977

Inv. Nr.: DPM 7.450

Der US-amerikanische Spielehersteller „Simulations Publications Inc.“ (SPI) brachte im Jahr 1977 mit dem Brettspiel „Fulda Gap – The First Battle of the Next War“ ein Kriegsspiel heraus, welches in der Gegenwart angesiedelt war. „Fulda Gap“ bezeichnet die relativ flache Landschaft um die Stadt Fulda in Hessen, die einen Korridor durch die umgebenden Mittelgebirge bildet. In den damaligen Verteidigungsplanungen der NATO wurde ein Schwerpunkt eines etwaigen Angriffes des Warschauer Paktes über diesen Korridor erwartet. Konventionelle Kräfte hätten dort schnell in das Gebiet der BRD vordringen, Westdeutschland in der Mitte teilen und die NATO-Basen vor allem im Süden des Bundesgebietes erreichen können. Im „Fulda Gap“ hätte im Falle einer Eskalation des Ost-West-Konfliktes somit, wie im Titel des Spiels, „die erste Schlacht des nächsten Krieges“ stattfinden können.

Dieses Szenario können zwei Spieler:innen auf einem in Hexagonen eingeteilten Spielbrett mit zwei Würfeln und  Papp-Plättchen (sogenannten Countern), die militärische Einheiten darstellen, durchspielen. Das Spiel gehört damit in das Genre der Konfliktsimulationen. Das Brett unterteilt sich grob in Wälder und Ebenen, die mit Flussarmen durchzogen sind, zudem befinden sich zivile Ballungszentren wie Frankfurt am Main, Mainz und Worms auf der Karte. SPI wollte das gesamte Spektrum des Waffenarsenals der NATO- und Warschauer-Pakt-Staaten spielbar machen und basierte seine Daten auf Handbüchern wie dem „Taschenbuch der Landstreitkräfte“, die aufgrund der damaligen begrenzten Quellenlage zu den Armeen des Warschauer Paktes nur Annäherungen waren.

Neben konventionellen Kräften wie Panzern und Artillerie empfiehlt das Regelwerk den Spieler:innen, auch atomare, biologische und chemische Waffen einzusetzen. Um die Regeln für den Nuklearkrieg zu entwerfen, arbeitete SPI mit öffentlich zugänglichen Analysen zu den Effekten von Nuklearwaffen und befragte einen Experten zu den Auswirkungen radioaktiver Strahlung. Die langfristige Kontamination durch nukleare Sprengkörper und die Eskalationsgefahr ihres Einsatzes zu einem globalen Nuklearkrieg wurden im Spiel jedoch nicht thematisiert. Im Spiel bewirkt die Höhe der Kontamination einer Landschaft durch eine ABC-Waffe lediglich, dass die dort eingesetzten Truppen mehr „Bewegungspunkte“ verbrauchen müssen, um dieses Gebiet zu verlassen und bei jeder Runde neu „angegriffen“ werden, bis die Kontamination weggewürfelt wird. Der Einsatz von Atomwaffen wurde damit in ein beherrschbares Regelwerk eingebunden.

Auch außerhalb von US-amerikanischen Wohnzimmern fand das Spiel Beachtung: So soll es das US-Militär für Planspiele genutzt haben und auch die zu dieser Zeit aufstrebende deutsche Friedensbewegung wurde darauf aufmerksam. Als SPI „Fulda Gap“ bei der Spielwarenmesse in Nürnberg im Jahr 1982 vorstellte, gab es Proteste. Zuvor war das Spiel nur auf US-amerikanischen Stützpunkten erwerbbar gewesen. Kritiker:innen sahen in „Fulda Gap“ die Verharmlosung der damals drohenden Atomeskalation, die nicht wie ein Spiel „gewonnen“ werden könne, da das spielerische Ergebnis der „Verteidigung“ in der Realität eine völlige Zerstörung der Region bedeutet hätte. Das Spiel traf einen Nerv, da weder das Regelwerk des Spiels noch die tatsächlichen Verteidigungsplanungen der NATO nach Ansicht der Kritiker:innen die Auswirkungen der Kampfhandlungen auf die deutsche Bevölkerung berücksichtigten und in einem bizarren Gegensatz zu dem Anspruch des Spiels stand, eine „enjoyable experience“ („unterhaltsame Erfahrung“) zu sein.

Literatur:

Seipp, Adam R.: Fulda Gap: A board game, West German society, and a battle that never happened, 1975–85, in: War & Society, 2022.

Schregel, Susanne: Der Atomkrieg vor der Wohnungstür – Eine Politikgeschichte der neuen Friedensbewegung in der Bundesrepublik 1970-1985, Frankfurt a. M./New York 2010.

Krüger, Dieter / Hoffenaar, Jan: Blueprints for Battle – Planning for War in Central Europe, 1948-1968, Kentucky 2012.

Löffler, Niklas / Högg, Bastian: Fulda Gap – The First Battle of the Next War. Der atomare Vernichtungskrieg in den Händen der Friedensbewegung, veröffentlicht auf: zeitgeschichte / online, 20.12.2017, abrufbar: https://zeitgeschichte-online.de/themen/fulda-gap-first-battle-next-war (14.03.2024)

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