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Objekt des Monats 04/2023

Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum. Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten.

Souvenir aus Munitionshülsen, 2022

Inv. Nr.: DPM 7.276

In den 1990er Jahren zerfiel die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien. Die jugoslawische Teilrepublik Bosnien und Herzegowina wurde im Jahr 1992 als eigenständige Republik ausgerufen und durch die Europäische Gemeinschaft (heute EU) und die USA anerkannt. Die ethnisch-politischen Spannungen zwischen den Bosniak:innen, Kroat:innen und Serb:innen im Land gipfelten daraufhin in einen Bürgerkrieg, in dem ethnische Säuberungen und zahlreiche Verbrechen verübt wurden. Trotz eines Waffenembargos dauerte der Krieg bis ins Jahr 1995, in den auch UN-Truppen involviert waren. Bis heute steht Bosnien und Herzegowina militärisch und politisch teilweise unter internationaler Kontrolle.

In Sarajevo, der Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina, sind Spuren des Krieges bis heute zu sehen. Viele Häuser zeigen heute noch Einschusslöcher. Die bosniakisch-muslimisch geprägte Stadt wurde fast vier Jahre lang von der Armee der bosnischen Serben belagert. In der Belagerung von Sarajevo wurden auch Panzer eingesetzt. Die Stadt liegt in einem Tal und während der Belagerung positionierte die bosnisch-serbische Armee auf den umliegenden Anhöhen Artillerie, Mörser und Panzer. Die Stadt war Regierungssitz und auch ausländische NGOs, Journalist:innen sowie UN-Soldaten befanden sich darin. Artilleriebeschuss und der massive Einsatz von Scharfschützen töteten viele Zivilist:innen und prägte sich tief in das kollektive Gedächtnis der Bosniak:innen ein.

Auch in den Souvenirständen in der historischen Altstadt ist der Krieg heute noch präsent: Neben Ausrüstungsgegenständen werden dort auch Überreste des Krieges künstlerisch verarbeitet. Sarajevo hat eine lange Tradition des Metallhandwerks, bereits im 16. Jahrhundert erhielten Kupferschmiede in der damals osmanischen Stadt einen eigenen Basar für ihre Waren. In der Kupferschmiedgasse finden sich neben Teegeschirr und Ziertellern auch aus Artillerie- und Gewehrhülsen gefertigte Kugelschreiber, Blumenvasen und Panzerfiguren. Einige der Kupferschmiede begannen nach Ende des Krieges, das massenhaft in der Region vorhandene Material zu sammeln und es zu Nützlichem, Schönem und Souvenirs für Tourist:innen zu verarbeiten. Die Panzerfigur ist aus unterschiedlichen Munitionstypen hergestellt. Die Nummern auf einigen der goldfarben lackierten Hülsen deuten darauf hin, dass sie Ende der 1970er Jahre in China hergestellt wurden. Die Kurzpatrone M 43 wurde neben der Chinesischen Volksbefreiungsarmee auch von der Roten Armee und den Armeen der Warschauer Vertragsorganisation genutzt. Diese Munition könnte im Bosnienkrieg verschossen worden sein und aus jugoslawischen Restbeständen von chinesischen Exportgütern stammen oder nachträglich für die Herstellung der Souvenirs angekauft worden sein.

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