Literatur
Fleischer, Wolfgang: Deutsche Nebelwerfer 1934-1945, Waffen-Arsenal Sonderband S-40, Wölfersheim-Berstadt 1995.
Inventarnummer: DPM 1.209
Dieser Feldanzug eines Oberwachtmeisters der Wehrmacht gehört zur heute vor 88 Jahren in Bremen aufgestellten Nebel-Lehr- und Versuchsabteilung. Ihre Aufgabe war, wie der Name andeutet, auch das Verschießen von Nebel zur Deckung der eigenen Truppen. Der Name diente aber vor allem dazu, ihre Hauptaufgabe zu verschleiern: den Einsatz eigener und die Abwehr feindlicher chemischer Kampfstoffe.
Die Heeresversuchsstelle „Raubkammer“ lag auf dem Truppenübungsplatz Munster-Nord, wo die 1. Batterie der Nebel-Lehr- und Versuchsabteilung Schießversuche durchführte und beispielsweise neue Nebelwurfgeräte erprobte. Die 2. Batterie übte die Ent- und Vergiftung von Gelände. Dort wurden beispielsweise Schutzkleidung und deren Entgiftung geprüft, Erd-, Luft- und Lebensmittelanalysen nach Artilleriebeschuss und Bombenabwürfen vorgenommen sowie Kampfstoffe an Tieren getestet. Auch die in den Versuchen genutzten chemischen Kampfstoffe wurden vor Ort gefertigt.
Beim Versuchsschießen in Munster erprobte die Nebeltruppe auch neue Raketenwerfer. Diese waren nicht so präzise wie Artilleriegeschosse, die Abschussgeräte waren jedoch wesentlich leichter, besaßen eine höhere Feuergeschwindigkeit und mit einem Mehrfachwerfer konnte eine größere Fläche getroffen werden. Daher sollten die Raketenwerfer für chemische Kampfstoffe und Nebel eingesetzt werden; ab dem Jahr 1940 begann die Ausstattung der Nebel-Abteilungen mit diesem „Nebelwerfer“. Die Nebeltruppe war vollmotorisiert und nutzte Halbkettenfahrzeuge als Transportfahrzeuge ihre Bewaffnung.
Obwohl der Einsatz von chemischen Kampfstoffen im Verlauf des Zweiten Weltkrieges immer wieder von verschiedenen kriegführenden Staaten auf beiden Seiten in Erwägung gezogen wurde, fand dieser nicht statt. Auf deutscher Seite forderte der Chef der Nebeltruppen bereits vor dem Überfall auf Polen 1939 chemische Angriffe aus der Luft auf Städte und Industrie. Im offensiven Bewegungskrieg der ersten Kriegsjahre war ein Chemiewaffeneinsatz für die Wehrmacht jedoch aus operativen Gründen weder notwendig noch vorteilhaft, da die eigenen Truppen auf verseuchtem Gebiet hätten kämpfen müssen. Doch auch nach dem Überfall auf die Sowjetunion und als die Wehrmacht bereits in der Defensive war, kam es zu keinem Einsatz. Dies hatte vielfältige Gründe, die in der Forschung diskutiert werden – an einem Mangel an Chemiewaffen lag es jedoch nicht: Bis 1941 wurde bereits die Hälfte der deutschen Produktion des Ersten Weltkrieges erreicht, ab dem Jahr 1942 wurde die Produktion sogar noch intensiviert und trotz Rohstoffknappheit erst im März 1945 eingestellt. Ein Grund für den Verzicht auf deutscher Seite war, keinen Chemiewaffeneinsatz der Alliierten zu provozieren, der aufgrund ihrer Luftüberlegenheit und dem mangelhaften Schutz der deutschen Truppen und der Zivilbevölkerung verheerend gewesen wäre.
(kurz-)Geschichten aus dem Depot
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