Objekt des Monats 07/2022
Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum.
Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten
Stahlhelm M16 mit Artilleriesplitter
Inv. Nr.: DPM 1.987
Im Ersten Weltkrieg starben mehr als neun Millionen Soldaten, über zwei Millionen von ihnen waren Deutsche. Weit mehr wurden verletzt. Es wird angenommen, dass am Ende des Krieges 2,7 Millionen körperlich und seelisch verwundete Kriegsteilnehmer in Deutschland lebten. Der Träger dieses Helms hatte Glück: Ein Artilleriesplitter blieb in seinem Stahlhelm stecken. Er überlebte und bewahrte den Helm als Erinnerung auf.
Bis 1917 starben fast die Hälfte der Soldaten im Grabenkrieg an Kopfverletzungen, meist durch Splitter von Artilleriegeschossen. Es wurden sowohl Schrapnellgeschosse eingesetzt, die bei Detonation kleine Metallkugeln auf die Soldaten schleuderten, als auch Explosivgranaten, die in besonders viele, kleine, scharfkantige Teile zersplitterten. Wegen ihrer hohen Geschwindigkeit konnten sie auch Knochen durchschlagen. Auch kleinste Splitter waren extrem gefährlich und konnten schwere Hirnschäden verursachen. Der in Deutschland gebräuchliche Lederhelm mit Spitze, auch Pickelhaube genannt, bot gegen sie keinen Schutz. Als erster kriegführender Staat gab Frankreich im Februar 1915 einen stählernen Kopfschutz für seine Soldaten aus, Deutschland folgte ein Jahr später. Die ersten Exemplare erhielten Anfang 1916 die deutschen Truppen vor Verdun.
Insgesamt wurden 7,5 Millionen Stahlhelme in Deutschland hergestellt. Sie wurden aus Chrom-Nickel-Stahl gefertigt, der mit Silizium versetzte wurde. Dadurch hielt das Material gut kleineren Splittern und Schrapnellkugeln stand. Der Helm war nicht kugelsicher, seine abgerundete Form konnte jedoch im günstigen Fall Geschosse ablenken. Der Helm sollte mit einem tiefgehenden Nackenschutz, einem kleinen Vorderschild sowie tiefgezogenen Seiten den gesamten Hirnbereich schützen. Die bereits damals ikonische Form entwarf der deutsche Ingenieur Friedrich Schwerd, unter Berücksichtigung der Anforderungen des Militärarztes August Bier.
Trotz aller Vorteile erhielten nicht alle Soldaten bis Ende des Krieges 1918 einen Stahlhelm, sondern zuvorderst an der Front eingesetzte. Nach der Kapitulation des Deutschen Reiches sollten massenhaft Militärmaterial und Waffen an die Alliierten ausgeliefert oder vernichtet werden. Ein Teil der Stahlhelme wurde später für die Ausstattung der Reichwehr verwendet. Viele Soldaten nahmen ihren Stahlhelm nach dem Krieg jedoch mit nach Hause und bewahrten ihn als Symbol für ihren Fronteinsatz und als Erinnerung auf.