Objekt des Monats 07/2020
Beim Objekt des Monats erzählen wir die (Kurz-) Geschichte eines besonderen Objekts aus dem Panzermuseum.
Da wir uns bemühen auch besonders Stücke aus dem Depot vorzustellen, finden sich hier auch ungewöhnliche Objekte und spannende Geschichten
Fotografie Erprobung des Luchs-Prototyps
Inv. Nr.: DPM 9.1946
Die Rüstungspolitik der 1970er Jahre prägte ein Paradigmenwechsel: Während zur Aufstellung der Bundeswehr eine möglichst schnelle und breite Aufrüstung notwendig war, die vornehmlich mit dem Import ausländischer Rüstungsgütern erreicht wurde, sollten nun in Deutschland entwickelte Waffensysteme breit eingeführt werden. Den größtenteils ehemaligen Wehrmachtsveteranen dienten ihre Erfahrungen aus dem Zweiten Weltkrieg als Referenz für die Frage, welche Waffensysteme und Ausrüstungen entwickelt werden sollten. Für den neuen Panzerspähwagen setzte sich bereits 1961 der Wunsch durch, einen Radpanzer angelehnt an den Panzerspähwagen Sd.Kfz. 234 der Wehrmacht entwickeln zu lassen. Für dieses Großprojekt schlossen sich 1964 mehrere deutsche Firmen, unter anderem MAN, zu einem Gemeinschaftsbüro zusammen. Daimler-Benz arbeitete in Kooperation mit Porsche an einem Konkurrenzentwurf. Bereits 1968 konnten beide Joint-Ventures Prototypen vorweisen, die sich jedoch eher in Details unterschieden.
Die Fotografie vom Luchs-Prototyp im Schneegestöber wurde von einem Angehörigen des Truppenversuchskommandos der Bundeswehr aufgenommen. Auch Mitarbeiter der beteiligten Firmen nahmen an den Tests teil. Sie prüften ab 1969 die Versionen beider Konkurrenten intensiv und in unterschiedlichem Terrain und Witterungsbedingungen. Das Fahrzeug sollte sowohl Hitze und Staub als auch extreme Kälte und Nässe aushalten. Von Januar bis Ende März 1970 fand im norwegischen Hjerkinn die Wintererprobung des Fahrzeuges statt, bei welcher dieses Foto des Daimler-Benz-Prototyps „DB 3“ entstand. Das Modell überzeugte und Daimler-Benz erhielt den Zuschlag zur Produktion des Luchs‘.
Die Königlich-Norwegische Armee gab den Truppenübungsplatz Hjerkinn 2005 auf und arbeitet seitdem an der Räumung und Renaturierung des Geländes. Auch die Geschichte des Luchs‘ ist bereits zu Ende: Er wurde 2009 nach Einsätzen im Rahmen von IFOR, KFOR und SFOR auf dem Balkan außer Dienst gestellt. Der Luchs hat sich dort im bergigen Terrain durchaus bewiesen, war jedoch als System des Kalten Krieges für die neuen Aufgaben nicht mehr zeitgemäß. Die immer „robuster“ werdenden Einsätze der Bundeswehr machten deutlich, dass eine weitere Nachrüstung des Luchs‘ nicht ausreichte. Während die verbliebenen Fahrzeuge größtenteils verschrottet wurden, löste der Fennek die Großkatze als neues Aufklärungsfahrzeug mit verbesserter Panzerung ab.